Und noch einmal Tempo 30
Weil ein Gutachten fehlte, muss der Gemeinderat von Ersigen die Verkehrsmassnahmen ein weiteres Mal auflegen. Beschwerden sind schon jetzt eingegangen.

Déjà-vu: Mag sein, dass sich der eine oder andere Ersiger die Augen rieb, als er die Publikation im Amtsanzeiger sah. Vielleicht liess sie auch einige fragend, ja gar ärgerlich zurück. Die Rede ist von Verkehrsmassnahmen, von einer 30er-Zone im Dorf, Tempo 40 auf der Burgdorfstrasse und von Fahrverboten. Aber genau diese Massnahmen waren doch im März 2018 bereits einmal publiziert worden? Richtig. Die ganze Chose liegt nun nochmals auf.
«Ja, das ist schon speziell», gibt Ersigens Gemeinderatspräsident Simon Werthmüller zu. Denn eigentlich hat der Kanton – sprich der Oberingenieurkreis IV – bereits vor der ersten Auflage im Frühling grünes Licht gegeben. Aber dann machte das Emmentaler Regierungsstatthalteramt den Absichten des Gemeinderates einen Strich durch die Rechnung. Die Pläne mussten sistiert werden. Werthmüller erklärt: «Wegen einer Formalität.
Bei der ersten Eingabe hat ein verkehrstechnisches Gutachten gefehlt. Wir sind davon ausgegangen, dass dieses nicht massgebend ist, wenn der Kanton schon die Zustimmung gibt.» Das Statthalteramt als Einsprachestelle sei aber anderer Ansicht gewesen. Es hielt sich an die gesetzlichen Bestimmungen. Um sich einen langwierigen Verfahrensstreit zu ersparen, habe der Rat die Publikation für den Dorfteil Ersigen eben zurückgezogen.
Inzwischen sei aber das geforderte Gutachten erstellt und eingereicht worden. «Die Verkehrsmassnahmen wurden nun zu 100 Prozent deckungsgleich wieder aufgelegt», betont Werthmüller. Der Gemeinderat vertrete immer noch dieselbe Haltung wie beim ersten Mal.
Ausgenommen von der laufenden Beschwerdefrist ist einzig der Dorfteil Niederösch. Weil im Frühling keine Einsprachen eingingen, wurde die dortige Geschwindigkeitsbeschränkung auf 40 Stundenkilometer im Spätherbst umgesetzt.
Rund ums Schulhaus auf die Bremse
Der Verkehr durch die Quartiere und auf den Nebenstrassen ist in Ersigen ein emotionales, viel diskutiertes Thema. Die einen machen sich Sorgen um die Kinder, die anderen befürchten zu viele Schikanen. Im Herbst 2017 wurde parallel zur öffentlichen Mitwirkung bei der Ortsplanungsrevision auch die Überprüfung des Verkehrsrichtplans durchgeführt. Aus der Bevölkerung gingen zahlreiche Eingaben ein. Im Fokus standen die Sicherung der Schulwege sowie die Sicherheit der Fussgänger und Velofahrer.
Die Probleme im Gebiet Rainacherweg, Schul-, Rumendingen- und Burgdorfstrasse seien hauptsächlich hausgemacht, hält Ratspräsident Werthmüller fest. Viele Einheimische benutzen die Quartierwege als Abkürzung. Es gibt aber auch einige auswärtige Autofahrer, die den Schleichweg via Bütikofen kennen.
«Bauliche Massnahmen wie Inseln,Schwellen oder Kübel sind keine vorgesehen.»
Der Gemeinderat sah Handlungsbedarf und kam gewissen Bitten der Einwohner nach. Konkret hat er Folgendes beschlossen: Auf den Strassen im Grossraum um das Schulhaus soll künftig eine Tempo-30-Zone eingerichtet werden. Das Fahrverbot für die Gumishole soll aufgehoben werden, diese Strasse wird dafür neu in der 30er-Zone enthalten sein. Das Verbotsschild wurde 2013 aufgestellt, nachdem Messungen gezeigt hatten, dass die enge Gumishole überdurchschnittlich oft befahren wird.
Ein bestehendes Verbot für Motorwagen wiederum würde zur Kreuzung Gumishole/Höhenweg verschoben, gestattet sind dort nur Zubringer und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Und auf der Burgdorfstrasse – im Bereich des Gasthofs Bären bis zur Gemeindegrenze bei Bütikofen – soll Tempo 40 eingeführt werden.
Laut Werthmüller sind für die Verkehrsberuhigungen nur Beschilderungen und Bemalungen nötig, bauliche Massnahmen wie Inseln, Schwellen oder Kübel sind keine vorgesehen. Jene auf der Schulstrasse aber werden bleiben. Die Kosten, die allesamt von der Gemeinde getragen werden, dürften im tiefen fünfstelligen Bereich liegen.
Noch in diesem Jahr
Das Projekt hat nicht nur Befürworter, sondern auch Gegner. Die 30-tägige Frist läuft zwar noch, doch bereits seien zwei Beschwerden eingegangen, wovon eine von mehreren Personen unterzeichnet worden sei, sagt Mark Gerber vom Regierungsstatthalteramt. Sie zielen in dieselbe Richtung wie bei der ersten Auflage: Anwohner kritisierten damals insbesondere, dass die Gumishole wieder für den Verkehr geöffnet wird, Tempo 30 würde niemanden von der Durchfahrt abhalten.
Umstritten war auch die 30er-Zone allgemein: Auf der Rumendingenstrasse könne ohnehin nicht so schnell gefahren werden, hiess es etwa. Da das Verfahren gestoppt wurde, wurde das Geschäft aber mit den Beschwerdeführern nie besprochen und somit keine Einigungsverhandlungen geführt.
Nun hängt alles davon ab, wie schnell das Regierungsstatthalteramt seinen Entscheid fällen kann. Der Ersiger Rat möchte rasch handeln; Simon Werthmüller hofft, die Sache noch in der alten Legislatur, also im Sommer oder Herbst dieses Jahres, abzuschliessen.
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