Und immer das Kindeswohl vor Augen
Ausgabe vom 21.August «Abstimmungskampagne. Mit dicken Tränen gegen HarmoS» Ich kann verstehen, wenn einige Leute HarmoS mit Skepsis begegnen. Mühe bereitet mir allerdings, dass das Komitee «Nein zu HarmoS» bewusst mit falschen Fakten und mit Angstmacherei auf Stimmenfang geht. Ich arbeite seit zwanzig Jahren als Kindergarten-Lehrperson und habe vor zwei Wochen wieder eine neue Kindergartenklasse übernommen. 8 von 18 Kindern werden erst im laufenden Schuljahr ihren 5.Geburtstag feiern – sie alle wurden freiwillig von ihren Eltern angemeldet. Tatsächlich hat noch kein einziges Kind geweint, weil es nicht dableiben wollte, im Gegenteil! Liebe Frau Geissbühler, offensichtlich waren Sie lange in keinem Kindergarten mehr zu Besuch, denn Ihre Vorstellung von vorschulischem Unterricht ist meilenweit von der Wirklichkeit entfernt! Ihrer Meinung nach hört die Kindheit also mit dem Eintritt in den Kindergarten auf, Kindergarten-Lehrpersonen sind wohl eine Art gefühllose Monster, denen man so lange als möglich aus dem Weg gehen sollte Ich lade Sie herzlich ein, sich in meinem Kindergarten ein Bild zu machen über den Leistungsdruck, mit dem laut Ihrem Komitee Kinder ab vier Jahren konfrontiert werden. Vielleicht werden Sie auch erkennen, dass ein Kind im Kindergarten keineswegs auf persönliche Betreuung verzichten muss, da uns Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern nämlich das Wohl der Kinder sehr am Herzen liegt (und das wird auch mit HarmoS so bleiben!). Sie werden staunen, wie viele lachende Kindergesichter Sie sehen werden! Corinne ZissisNiederwangen HarmoS am Rand Als unsere Kinder vor drei Jahren von den Zürcher in die Berner Schulen wechselten, war das kein Problem. Mit der Einführung von HarmoS sind sie aufgeschmissen: Würden wir jetzt in den Kanton Zürich zurückziehen, hätten die künftigen Klassenkollegen bereits mehrere Jahre Englischunterricht hinter sich – die Berner Schüler (auch mit HarmoS) jedoch Franzö-sisch HarmoS harmonisiert an den Rändern, nicht im Zentrum. Fehlt der Wille zur konsequenten Vereinheitlichung, braucht es auch kein teures Konkordat. Mit dem Lehrplan 21 ist das zentrale Instrument einer massvollen Harmonisierung schon gegeben (vgl. diese Zeitung vom 29.1.2009). Auf 9 obligatorische Schuljahre könnten sich auch jene Kantone einigen, die gerne 11 anbieten. In der gegenwärtigen Krise zeigt sich, dass Berufschancen nicht von der Länge der Bildungskarriere abhängen. Viel wichtiger für die Schweiz ist es, zum dualen Berufsbildungssystem, insbesondere zur Berufslehre, Sorge zu tragen! Im Wesentlichen schafft HarmoS ein Demokratiedefizit im Bildungsbereich. Bisher fand man in der Schweiz jeweils den Ausgleich zwischen Einheit und Vielfalt. Ist der Glaube an Zentralstaat und Bildungstechnologie eigentlich grenzenlos? Macht nicht zuletzt der einzelne Lehrer die Schulqualität aus? Es wäre nicht das erste Mal, dass das Volk mehr Augenmass zeigt als Politik und Verwaltung. Giancarlo VoelllmySchwarzenegg Wo liegt das Problem? In der heutigen Berufswelt ist eine hohe Mobilität erforderlich. Die Schweiz leistet sich aber im Moment noch den Luxus von 26 verschiedenen Schulsystemen. Dies ist sowohl für die betroffenen Kinder, Eltern wie auch der Wirtschaft nicht mehr länger zumutbar. Mit dem Beitritt zum Konkordat ist dieses Problem endlich gelöst. Harmonisieren heisst nicht uniformisieren und schon gar nicht zentralisieren. HarmoS berücksichtigt die Mehrsprachigkeit in diesem Land, die kantonalen Zuständigkeiten und die hohe Verankerung der Schule vor Ort. National wird nur das Wichtigste, z.B. Ziele und Strukturen, harmonisiert. Im Kanton Bern besuchen bereits heute 84 Prozent der Kinder während 2 Jahren den Kindergarten. Der Eintritt in den Kindergarten hat nach dem vollendeten 4.Altersjahr, also im 5.Lebensjahr, zu erfolgen. Wie bisher wird es den Eltern möglich sein, individuelle Gesuche für eine frühere oder spätere Einschulung zu stellen. Also: Wo liegt eigentlich das Problem? Eine Harmonisierung der verschiedenen Schulsysteme ist dringend notwendig. Deshalb stimme ich mit Überzeugung Ja. Dorette Balli-Straub Grossrätin, Langenthal Den Kindern zuliebe Die Argumente des Nein-Komitees zu HarmoS sind für mich nicht nachvollziehbar. Meine Kinder haben jedenfalls viel mehr Freunde, seit sie in den Kindergarten dürfen, und Grund zu vielem Lachen. Bei ihren fremdsprachigen Kameraden staune ich immer, wie rasch diese Deutsch lernen, wenn sie nur genügend Kontakt mit deutschsprachigen Kindern haben. HarmoS ist eine der besten Massnahmen für die Integration von Einwanderern und für einen guten Schulunterricht für alle. Wer Kindern einen Gefallen machen will, stimmt am 27.September HarmoS zu. Harald JenkGrossrat, Liebefeld >
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