
Elon Musk ist ein Meister der grossen Visionen. Aber auch einer der Nebenschauplätze und Ablenkungen. In der grossen Aufregung um seinen Twitter-Kauf ist eine Ankündigung fast untergegangen:
Der Twitter-Kauf beschleunige die Entwicklung von «X», einer «Everything App». Zu Deutsch, einer alles umfassenden oder Alles-drin-App. Dank dem Twitter-Kauf würde X nun drei bis fünf Jahre früher möglich. Er könne sich aber auch irren, erklärte Musk auf seinem Social-Media-Dienst weiter.
Was Twitter mit so einer App zu tun hat, wie die genau aussehen soll, und vor allem, was sie können wird, liess er offen. Aber der grosse Masterplan ist angekündigt – und Spekulationen folgen auf dem Fuss.
Nur einer hats geschafft: Tencent
Tatsächlich ist die Idee einer solchen Alles-drin-App nicht neu. Auch der Facebook-Konzern Meta wollte dorthin, und sowieso träumen alle Techkonzerne davon, mit ihren Diensten alle Nutzungsaspekte ihrer Kundinnen und Kunden abzudecken – in einer App.
Wirklich geschafft hat es bisher nur einer: Tencent. Der Konzern hinter dem chinesischen Messenger Wechat, der viel mehr ist als ein reiner Messenger.
Mit Wechat kann man nicht nur wie mit WhatsApp kommunizieren. Man kann auch Essen bestellen, bezahlen, seine Ausweisdaten hinterlegen, Jobs finden, Spiele spielen und so weiter. Wechat ist ein Universum für sich und mit ein Grund, warum es gerade in China nicht so wichtig ist, was für ein Smartphone man hat. Solange Wechat drauf läuft.
Ob es nur schon in den USA gelingt, eine ähnliche Fülle an Funktionen in einer App zu vereinigen, darf getrost bezweifelt werden. Zu gross sind die Eigeninteressen der jeweiligen Anbieter und Konzerne, die sich daran beteiligen müssten.
Alles-drin-Apps haben einen gewichtigen Nachteil. Fallen sie aus, läuft gar nichts mehr.
Andererseits hat es Apple auch hinbekommen, alle Nutzer auf das iPhone und in den AppStore zu bekommen. Man kann aber auch argumentieren, dass das Internet beziehungsweise der Web-Browser eigentlich schon längst eine Alles-drin-App ist.
Alles-drin-Apps haben aber einen gewichtigen Nachteil, den man beachten muss: Sie sind ein enormes Klumpenrisiko. Fällt die App aus wie letzte Woche WhatsApp, funktionieren dann eben nicht nur Kurznachrichten nicht mehr, sondern eben: alles.
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Alles-drin-App – Twitter ist nur der Anfang – Was steckt hinter Elon Musks Projekt X?
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