Statthalterwahlen ThunTschopp, Berger und Zaugg-Graf treten wieder an
Simone Tschopp, Mathias Berger und Hannes Zaugg-Graf werden am 29. August auch im 2. Wahlgang für das Thuner Statthalteramt kandidieren.
«Die Ausgangslage war spannend – und bleibt es weiterhin.» Mit diesen Worten begrüsste der amtierende Thuner Regierungsstatthalter Marc Fritschi gestern die Medienvertreterinnen und -vertreter und machte damit klar: Es wird für seine Nachfolge im Verwaltungskreis Thun einen zweiten Wahlgang geben.
Bei der anschliessenden Bekanntgabe der Resultate zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass der Verwaltungskreis Thun zum ersten Mal eine Regierungsstatthalterin erhält. Für die parteilose Juristin Simone Tschopp, portiert von den Grünen, der SP und der EDU, stimmten 17’850 Wählerinnen und Wähler. Tschopps Stimmenanteil beträgt somit 41,1 Prozent
Auf dem zweiten Rang klassierte sich Mathias Berger (SVP). Er wurde nicht nur von seiner Partei unterstützt, sondern auch von der FDP. Er erhielt 10’933 Stimmen (25,2 Prozent). Hannes Zaugg-Graf (GLP), Grossrat und Gemeinderat von Uetendorf, hatte neben der eigenen Partei auch die BDP-, CVP- und EVP-Sektionen Stadt Thun hinter sich und kam mit 6109 Stimmen (14,1 Prozent) auf den dritten Platz.
Alle dürfen wieder antreten
Auf den beiden letzten Plätzen landeten die beiden Kandidaten, die keiner Partei angehören und auch von keiner unterstützt wurden: der Jurist, Musiker und Webetexter Josua Romano (5083 Stimmen, 11,7 Prozent) und Stefan Burn, Bereichsleiter Bauwesen im Thuner Regierungsstatthalteramt (3461 Stimmen, 8 Prozent). Die Stimmbeteiligung betrug 53,6 Prozent.
Der zweite Wahlgang findet am 29. August statt. Beteiligen können sich alle Kandidierenden, die mindestens 3 Prozent der Stimmen erhalten haben – in diesem Fall also alle fünf Kandidierenden. Sie können aber auch einen Ersatzkandidaten nominieren oder sich selber aus dem Rennen nehmen.
«Absolute Wundertüte»
«Die Wahl war eine absolute Wundertüte.» So äusserte sich die strahlende Gewinnerin der ersten Runde gegenüber dieser Zeitung. Für sie sei im Vorfeld der Wahl überhaupt nicht absehbar gewesen, wer wie abschneiden würde, sagte Simone Tschopp. Sie habe für ihre Kandidatur sehr viele Rückmeldungen erhalten – sowohl von Bekannten, als auch von Leuten, mit denen sie vorher nie in Kontakt war.
«Der Frauenbonus hat wohl auch eine Rolle gespielt», analysierte sie ihr Resultat. «Aber entscheidend war sicher, dass ich dem Anforderungsprofil am besten entspreche. Tschopp ist Juristin und spezialisiert auf Bauplanung sowie Umwelt- und bäuerliches Bodenrecht. «Beruflich bin ich auf dem Land und auch in SVP-Kreisen verwurzelt und privat im städtischen Umfeld.
Mehr persönlicher Kontakt
Simone Tschopp hofft, dass sie mit dem Abflachen der Pandemie mehr Gelegenheit haben wird, um vor dem zweiten Wahlgang mit den Leuten persönlich in Kontakt zu kommen. Dem schliesst sich Mathias Berger an. Er freue sich auf den bevorstehenden Wahlkampf und wünsche sich eine öffentliche Podiumsdiskussion, an der die Kandidierenden sich messen könnten, erklärte der Zweitplatzierte. Vorher müsse er sich aber vergewissern, dass er nach wie vor die Unterstützung von SVP und FDP geniesse – auch wenn dies eine Formsache sei. «Ausdrücklich danken möchte ich jenen fast 11’000 Personen, die mir ihre Stimme gegeben haben.»
«Ich habe kein anderes Resultat erwartet und bin froh, dass ich nicht noch weiter hinten bin», sagte Hannes Zaugg-Graf. Er vermutet, dass die nationalen Vorlagen vor allem SVP-nahe Wählerinnen und Wähler mobilisiert haben sowie Anhänger der Grünen. Am 29. August werde die Ausgangslage eine andere sein, da an diesem Tag keine weiteren Geschäfte anstehen. Er werde «ganz sicher» ein zweites Mal antreten.
Romano wartet ab
Josua Romano hingegen hat sich diesbezüglich noch nicht entschieden. «Dafür ist es noch zu früh», sagte er. Er wertet die gut 5000 Stimmen, die er erhalten hat, als Achtungserfolg. «Ich bin ein politischer Neuling, habe im Vorfeld zum Teil kontroverse Positionen vertreten und einen Low-Budget-Wahlkampf betrieben: Ich kann also zufrieden sein.»
Stefan Burn zeigte sich erleichtert, dass er so deutlich abgeschlagen aus der Wahl hervorging: «So kann ich mich mit gutem Gewissen zurückziehen. Das Volk hat immer recht.» Mit rund 6000 Franken habe er wenig Geld in den Wahlkampf investiert, was sich im Resultat niedergeschlagen habe. Trotz der Niederlage sei es für ihn kein Problem, weiter im Thuner Regierungsstatthalteramt zu arbeiten.
sda/ngg
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