Bieterkampf um VideoplattformTrump-Unterstützer könnte Tiktok kaufen
IT-Unternehmer Larry Ellison ist ein treuer Anhänger von US-Präsident Donald Trump. Nun könnte der Oracle-Chef dem Präsidenten einen Gefallen tun und das US-Geschäft der Video-App Tiktok kaufen.

Larry Ellison hat mit seiner IT-Firma Oracle ein Vermögen gemacht. Seit Jahren belegt der 76 jährige Unternehmer mit einem Vermögen von rund 73 Milliarden Dollar bei der Forbes-Liste der reichsten Personen einen der vorderen Ränge. Sein Geld gibt er für seine Segeljachten und eine Insel aus – oder er spendet für die Krebsforschung. Seine Firma Oracle hat zudem in den vergangenen Jahren immer wieder mit gewaltigen Firmenkäufen für Aufsehen gesorgt, so etwa vor vier Jahren mit der Übernahme des US-Unternehmens Netsuite für 9,3 Milliarden Dollar.
Nun hat Ellison ein kleineres Geschäft im Visier. Laut der «Financial Times» hat Oracle Interesse am englischsprachige Geschäft der chinesischen Video-App Tiktok. Dieses steht zum Verkauf, da US-Präsident Donald Trump den chinesischen Eigentümer Bytedance aufgefordert hat, den US-Teil von Tiktok innerhalb von 45 Tagen abzustossen. Die US-Regierung wirft der Firma den Missbrauch von Nutzerdaten vor, die App soll vom chinesischen Staat genutzt werden, um Nutzer auszuspionieren. Tiktok bestreitet das. Doch die USA wollen das US-Geschäft der beliebten Video-Plattform in den Händen einer amerikanischen Firma sehen. Trump will deshalb auch die App Wechat des chinesischen Technologieriesen Tencent verbieten.
Ellison will Microsoft übertrumpfen
Neben Oracle wurden bislang der US-IT-Riese Microsoft und der Kurznachrichtendienst Twitter als Kaufinteressenten des Tiktok-Geschäfts genannt. Für Marktbeobachter passt Tiktok gut zu den beiden bisherigen Interessenten, aber nicht so richtig in die Strategie von Oracle. Die Firma ist auf Cloud-Lösungen für Geschäftskunden spezialisiert. Tiktok dagegen ist eine Video-App für Privatpersonen, die besonders bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Dort laden sie kurze Filme hoch und tauschen sich darüber aus.
Doch dürften zwei Gründe den Ausschlag für das Interesse von Oracle an Tiktok geben: Ellison will den grossen Konkurrenten Microsoft überholen. Und er könnte Trump einen Dienst erweisen. 2014 sagte Ellison dem «San Francisco Chronicle»: «Ich glaube immer noch, dass es möglich ist, Microsoft zu schlagen, denn wir sind ein wichtigeres Unternehmen als Microsoft.» Doch um Microsoft zu überholen, braucht Oracle neues Wachstum. Das könnte Tiktok beisteuern.
«Nun, ich denke, Oracle ist ein grossartiges Unternehmen, und ich denke, sein Eigentümer ist ein enormer Typ, eine enorme Persönlichkeit.»
Ellison ist unter den prominenten IT-Chefs einer der wenigen Unterstützer Trumps. So fand im kalifornischen Anwesen von Ellison zu Beginn des Jahres eine Spendensammlung für den Wahlkampf von Trump statt. Das kam bei einem Teil der Oracle-Mitarbeiter schlecht an. Einige Hundert traten danach in einen Streik. Das lies Ellison kalt, er kündigte an, weiter auf Trump zu setzen.
Die Wertschätzung ist offenbar gegenseitig. Dem «Wall Street Journal» sagte Trump, er glaube, dass Ellison sicher mit Tiktok umgehen könne: «Nun, ich denke, Oracle ist ein grossartiges Unternehmen, und ich denke, sein Eigentümer ist ein enormer Typ, eine enorme Persönlichkeit.»
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