Trump soll plötzlich eine zollfreie G7-Zone vorgeschlagen haben
Nach den US-Strafzöllen brüstet sich der Präsident mit einem Vorschlag in die exakt entgegengesetzte Richtung – und droht seinen Verbündeten.
Im Streit um die Handelspolitik beim G7-Gipfel hat US-Präsident Donald Trump gemäss eigener Aussage eine Freihandelszone innerhalb der Gruppe aus sieben Staaten vorgeschlagen. Er habe bei den G7-Partnern für eine gemeinsame Zone ohne Zölle und Subventionen geworben, teilte Trump am Samstag in der kanadischen Stadt La Malbaie im Gespräch mit Journalisten mit. «Keine Zölle, keine Barrieren. Das ist die Weise, wie es sein sollte», sagte Trump. Die Aussage ist schwierig mit Trumps Politik zu vereinbaren: Auf den 1. Juni führten die USA 25-prozentige Strafzölle auf Stahlimporte und 10-prozentige Zölle auf Aluminiumimporte aus der EU, Kanada und Mexiko ein.
Der Gipfel in La Malbaie wurde vom Streit um die von Trump verhängten Strafzölle belastet. Trump sprach dennoch von einem «enorm erfolgreichen» Gipfel und lobte die «extrem produktiven Diskussionen». Die übrigen Staatenlenker begännen nach seiner Einschätzung damit, sich auf eine «viel fairere Handelssituation» für die USA einzulassen.
Trump: Vergeltungszölle wären ein «Fehler»
Der US-Präsident beschwerte sich erneut darüber, dass sein Land in den vergangenen Jahrzehnten von anderen Staaten im Handel «ausgenutzt» worden sei. Dies müsse aufhören. «Oder wir hören auf, mit ihnen zu Handel zu treiben», sagte Trump.
Die EU und Kanada bereiten derzeit als Antwort auf Trumps Aufschläge auf Stahl- und Aluminiumimporte Gegenzölle vor. Trump sagte dazu, wenn die anderen Staaten Vergeltung übten, «machen sie einen Fehler». In einem solchen Handelskonflikt könnten die USA «nicht verlieren».
Der US-Präsident wollte kurz nach seinem Statement vorzeitig von dem Gipfel abreisen. Anschliessend wird er nach Singapur weiterfliegen, wo er sich am Dienstag mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un zu einem historischen Gipfel treffen will.
Hoffnung im Handelsstreit – gemeinsame Analyse geplant
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte in der Vorabstimmung der EU-Vertreter in La Malbaie einen neuen Mechanismus zur Konfliktlösung vorgeschlagen. Kernelement soll dabei eine gemeinsame Analyse sei, ob die Annahme stimmt, dass etwa Stahl- aber auch Autoimporte aus der EU die Sicherheit der USA bedrohen. Deutschland möchte aus Sorge vor Sanktionen gegen die Autoindustrie eine Eskalation des Handelsstreits vermeiden.
Am Abend dann sagte Trump nach einem Gespräch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron: «Etwas wird passieren. Ich denke, es wird sehr positiv sein.» «Die Dinge bewegen sich», sagte auch Macron. Ein erstes Gespräch habe dabei geholfen, mögliche Missverständnisse aufzuheben, erklärte er.
Es habe eine sehr direkte und offene Diskussion gegeben und er habe die «Bereitschaft auf allen Seiten gesehen, Übereinkünfte zu finden», fügte Macron hinzu. In den kommenden Wochen würden beide Seiten einen Dialog beginnen, sagte ein französischer Regierungsvertreter am Freitag am Tagungsort in Kanada.
Trumps Monolog
Laut einem französischen Präsidentschaftsvertreter habe sich Trump in einem «aussergewöhnlichen» Gespräch wiederholt über den Handel mit den USA beschwert. «Es begann eine lange Litanei an Vorwürfen; etwa, dass die USA ungerecht behandelt würden, dass das Handelssystem für die USA, die amerikanische Wirtschaft und für den amerikanischen Arbeiter völlig ungünstig war,» sagte der Beamte laut der Nachrichtenagentur Reuters.
«Kurz gesagt, eine lange, offenherzige Tirade, die in dieser Art zweifellos sehr ungewöhnlich ist», fügte der Beamte hinzu. Macron und der japanische Premier Shinzo Abe hätten bestimmt aber freundlich entgegengehalten.
Trump hatte vor seinem Abflug aus Washington den Handelsstreit angefacht. Er warf dem Gastgeberland Kanada und der EU vor, mit hohen Zöllen und Handelsbarrieren amerikanische Bauern, Arbeiter und Firmen unfair zu behandeln. Falls sich daran nichts ändere, würden die USA mit härteren Massnahmen nachlegen, twitterte Trump. Trump baute eine Drohkulisse mit Schutzzöllen auf Autos auf, was insbesondere Deutschland hart treffen würde.
sda/afp/TA/NN
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