Hitzewelle und Brände in EuropaTouristen fliehen vom Strand – Schweiz erwartet Temperaturhoch
Im italienischen Küstenort Bibione mussten Feriengäste von der Küstenwache gerettet werden. Der Höhepunkt der Hitze in der Schweiz wird am Dienstag erwartet.
Hitze, Trockenheit und Waldbrände setzen weiten Teilen Südeuropas weiterhin schwer zu. Im italienischen Adria-Badeort Bibione flohen Touristen wegen eines Waldbrandes ins Meer und wurden dort von der Küstenwache gerettet. In Portugal starb ein Pilot beim Absturz seines Löschflugzeugs.
Das einmotorige Wasserflugzeug sei am Freitagnachmittag aus ungeklärter Ursache in der Nähe der Stadt Vila Nova de Foz Côa im Nordosten Portugals, etwa 200 Kilometer östlich von Porto, abgestürzt, berichtete die Zeitung «Público» unter Berufung auf den Zivilschutz. Der 38-jährige Pilot habe nur noch tot geborgen werden können. «Er wird für seinen Mut, seine Tapferkeit und seinen Einsatz in Erinnerung bleiben», würdigte das Präsidentenamt in Lissabon den verunglückten Piloten.
Die Maschine war an der Bekämpfung eines Waldbrandes in der Region Torre de Moncorvo beteiligt. Zurzeit wüten in dem beliebten Urlaubsland 13 grössere und Dutzende kleinere Feuer, wie der Zivilschutz mitteilte. Touristen- und grössere Wohngebiete waren allerdings vorerst nicht in Gefahr. Insgesamt sind etwa 1000 Brandbekämpfer im Einsatz.
33 Waldbrände in Spanien
Die vor einer Woche begonnene Brandserie wird von einer bereits seit vielen Monaten anhaltenden Dürre und Hitze begünstigt. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25 000 Hektar – das entspricht einer Fläche von ungefähr 35’000 Fussballfeldern.
Portugal leidet wie das Nachbarland Spanien unter Temperaturen von in der Spitze über 40 Grad. In Spanien wurden am Samstagmorgen insgesamt 33 Waldbrände registriert, von denen 14 ausser Kontrolle waren. In der Nähe von Málaga mussten 2300 Menschen wegen nahender Flammen ihre Häuser in der Stadt Alhaurín el Grande verlassen, wie die Zeitung «El País» berichtete.

In italienischem Badeort fliehen Touristen ins Meer
Im norditalienischen Adria-Badeort Bibione sind Touristen wegen eines Waldbrandes ins Meer geflohen und wurden dort von der Küstenwache gerettet. Der Brand in der bei deutschsprachigen Feriengästen beliebten Gegend brach laut Medienberichten am Freitagnachmittag aus. Mehrere Feuerwehren und auch ein Löschhubschrauber kämpften gegen die Flammen an der Grenze zwischen den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien. Am Samstag lief der Einsatz weiter.
Auf Videos war zu sehen, wie sich Feuer an den Bäumen hoch frass und dichter Qualm in den Himmel stieg, der noch aus kilometerweiter Entfernung zu sehen war. «Wir hoffen, dass es nicht in den kommenden Stunden widerrufen wird, aber es sollte keine Vermissten geben», sagte der stellvertretende Bürgermeister von San Michele al Tagliamento, Pierluigi Grosseto, der Nachrichtenagentur Ansa. Die Polizei ermittle zur Brandursache. Wegen der Dürre ist es laut Grosseto möglich, dass sich die Flammen selbst entzündeten. Vier Feuerherde hätten die Einsatzkräfte bekämpft.
Im Zusammenhang mit der extremen Dürre kämpfen derzeit in Italien landesweit Feuerwehren gegen Wald- und Buschbrände. In der Kommune Gereut (Frassilongo) im norditalienischen Trentino rückten am Freitag 90 Feuerwehrleute, zwei Hubschrauber und zwei Löschflugzeuge wegen eines Waldbrandes in einem Gebiet von rund 70 Hektar aus. Am Samstag wurden die Löscharbeiten fortgesetzt. Der Zivilschutz mahnte, sich dem Gebiet nicht zu nähern. Das Wander- und Skigebiet liegt östlich von Trient.
In der Toskana musste die Feuerwehr von Lucca am Freitag in einem brennenden Olivenhain Brände löschen. Auf Sizilien und Sardinien loderten ebenfalls Wald- und Buschbrände, bei deren Bekämpfung Löschflugzeuge zum Einsatz kamen.
Brand auf Kreta erneut entflammt
Der grosse Waldbrand, der am Freitag auf der griechischen Urlaubsinsel Kreta ausgebrochen war und zwischenzeitlich als kontrolliert galt, ist am Samstagnachmittag wieder voll entflammt. Nahe der Ortschaft Agios Vasilios südlich der Hafenstadt Rethymnon heizte starker Wind die Flammen an. Erneut mussten Häuser evakuiert werden, wie griechische Medien berichteten.
Zuletzt waren bei dem Brand 132 Feuerwehrleute mit 40 Löschzügen im Einsatz, Löschhubschrauber unterstützten die Brandbekämpfung aus der Luft. Am Samstag brach auf Kreta zudem ein weiteres Feuer in der Nähe der Hafenstadt Heraklion aus.
In Griechenland werden derzeit täglich viele Dutzende Waldbrände registriert. Während die meisten Feuer relativ schnell eingedämmt werden können, geraten manche auch völlig ausser Kontrolle. Ursache davon ist aktuell vor allem der Wind, der in weiten Teilen des Landes geradezu stürmisch weht und Flammen sowie Funken weiter vorantreibt.
Das Ministerium für Klimakrise und Bürgerschutz warnte für Samstag erneut vor «sehr hohem Waldbrandrisiko» in fünf Regionen in Griechenland. Die Warnstufe vier (von fünf) gilt unter anderem für die Region Attika mit der Hauptstadt Athen sowie die Inseln Euböa, Kreta, Chios und Samos. Die Behörden appellieren an die Menschen, im Freien unter keinen Umständen mit Feuer zu hantieren.
12’000 Menschen in Frankreich evakuiert
An der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux gibt es nach tagelangen Löscharbeiten Hoffnung auf eine Beruhigung eines der zwei grossen Waldbrände. Die verbrannte Fläche bei Teste-de-Buch habe über Nacht nicht zugenommen, teilte die Präfektur der Gironde am Samstagmorgen mit. Das Feuer sei aber noch nicht unter Kontrolle und das Risiko hoch, dass es wieder aufflamme. Der Bürgermeister des Orts, Patrick Davet, sagte dem französischen Sender France Info: «Die Situation ist besorgniserregend, aber wir haben viel Hoffnung.»

Anders sieht es bei dem zweiten grossen Waldbrand in der Gegend aus. Das Feuer bei Landiras verbrannte in der Nacht etwa 1000 weitere Hektar Land. Die Situation bleibe ungünstig, Winde brächten das Feuer Richtung Südosten. Feuerwehrleute sind bereits seit Dienstag im Einsatz, um die beiden grossen Waldbrände zu löschen. Insgesamt wurden mehr als 9600 Hektar Land zerstört. Mehr als 12’000 Menschen wurden vorsichtshalber aus ihren Wohnungen oder von ihrem Ferienort in Sicherheit gebracht.

Meteoschweiz schliesst neue Temperaturrekorde nicht aus
Meteoschweiz hat am Samstag eine Hitzevorwarnung für die Westschweiz und das Tessin herausgegeben. Der Höhepunkt der Hitze wird am Dienstag erwartet. In Genf könnte das Quecksilber 39 Grad erreichen. Auch in der Region Basel wird es schweisstreibend heiss.
Die Warnung umfasst vorerst den Zeitraum von kommendem Montag um 12 Uhr bis Mittwoch um 20 Uhr. Laut dem Wetterdienst hängt dies mit der Zufuhr von Warmluft von der Iberischen Halbinsel zusammen, die am Montag die Britischen Inseln und am Dienstag die Schweiz erreichen wird.
Meteoschweiz schliesst nicht aus, dass am Dienstag neue Temperaturrekorde aufgestellt werden könnten. In Genf könnte es 38 bis 39 Grad heiss werden. Der Rekord in die Calvin-Stadt wurde am 7. Juli 2015 erreicht, als das Thermometer auf 39,7 Grad kletterte.
Neues Konzept seit 2021
Aufgrund der Beobachtungen und Forschungen der letzten zehn Jahre hat Meteoschweiz das Schweizer Hitzewarnkonzept im Jahr 2021 angepasst. Seither werden die Warnungen des Bundes auf der Grundlage der Tagesmitteltemperatur, also des 24-Stunden-Mittelwerts der Temperatur, herausgegeben.
Damit werden auch die Nachttemperaturen berücksichtigt. Diese sind für die menschliche Gesundheit besonders relevant, da sich der Körper bei hohen Nachttemperaturen nur schwer von der tagsüber erduldeten Hitze erholen kann, wie Meteoschweiz schreibt.
Es gibt vier Schwellenwerte, die von 1 (grün) bis 4 (rot) reichen. Mit der Warnstufe 2 wird die Bevölkerung für kurze Hitzeperioden von ein bis zwei Tagen informiert.
Wenn die Tagesdurchschnittstemperatur länger als drei Tage über 25 Grad liegt, wird eine Warnung der Stufe 3 ausgegeben. Stufe 4 wird erreicht, wenn 27 Grad mehr als drei Tage überschritten werden. Für Dienstag ist Stufe 3 angekündigt.
SDA
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