Afrika-Cup«Eine menschliche Flutwelle»: 8 Tote bei Massenpanik in Kamerun
48’000 Menschen sind beim Afrika-Cup für den Achtelfinal zwischen Gastgeber Kamerun und den Komoren zugelassen. Weil offenbar mehr Leute ins Stadion wollten und Ordner die Tore schlossen, kam es zu einer Massenpanik mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten.
In ihrer Panik klettern einige Fans auf Zäune und durchbrechen Barrikaden, andere, darunter Kinder, liegen hilflos am Boden: Eine Massenpanik mit mindestens acht Toten hat die Fussballparty beim Afrika-Cup in Kamerun zu einer der grössten Tragödien der jüngeren Sportgeschichte werden lassen. Vor dem Achtelfinal des Gastgebers gegen die Komoren drängten am Montagabend zahlreiche Fans ohne Ticket ins Stade d’Olembé in der Hauptstadt Jaunde und lösten das Drama aus, bei dem mindestens 38 weitere Personen verletzt wurden.
«Wenn Leute ihr Leben verlieren und verletzt werden, müssen wir gemeinsam Verantwortung tragen. Es gibt keine Entschuldigung für das, was passiert ist», sagte Patrice Motsepe, Präsident des Kontinentalverbandes CAF, am Dienstag. Der Südafrikaner berichtete, er habe selbst vor einem geschlossenen Tor gestanden, das eigentlich hätte geöffnet sein müssen und prangerte schwerwiegende Verfehlungen an. «Wir werden sehr harte Diskussionen hinter verschlossenen Türen haben. Wir werden alles Erdenkliche tun, damit das nie wieder passiert.»
Als erster Schritt wurde der für Sonntag geplante Viertelfinal innerhalb von Jaunde vom Stade d’Olembé ins Stadion Ahmadou Ahidjo verlegt. Am Mittwoch werde es ein Treffen der Organisatoren geben, bis Freitag muss laut Motsepe der Bericht einer Untersuchungskommission vorliegen. Vor allen Spielen des Wettbewerbs wird es fortan eine Schweigeminute geben, die CAF ist in Kontakt mit den Familien der Opfer.
«Tiefstes Beileid» von der Fifa
Auch der Verband Kameruns veröffentlichte eine Mitteilung. «Wir bedauern die dramatischen Vorfälle ausserhalb des Stadion sehr. Unser Mitgefühl gehört den Opfern und ihren Angehörigen. Wir rufen die Fans auf, diszipliniert und verantwortungsbewusst zu handeln, damit die verbleibenden Spiele festlich werden können», sagte Kameruns Captain Vincent Aboubakar. Der frühere Stürmer des FC Porto hatte beim 2:1 gegen die Komoren das zweite Tor erzielt.
Der Weltverband Fifa sprach den Familien und Freunden der Opfer am Dienstag in einer Stellungnahme «tiefstes Beileid» aus. Die «Gedanken und Gebete der weltweiten Fussball-Gemeinschaft» seien bei den Opfern und Angehörigen.
«Eine menschliche Flutwelle überrollte den Südeingang», schrieb die «Cameroon Tribune» am Dienstag. «Es war eine Menge Chaos. Es war hektisch. Die Menschen liefen, kletterten auf Zäune, durchbrachen Absperrungen», sagte der dänische Journalist Buster Emil Kirchner, der vor Ort war, der BBC. Laut Zeugen schlossen Ordner die Eingangstore zum Stadion. Auf Fotos ist zu sehen, wie mehrere Menschen – auch Kinder – am Boden liegen und andere versuchen, ihnen offenbar Hilfe zu leisten. Unter den Opfern war ein erst 14 Jahre alter Junge, berichtete die britische Medienanstalt.
Den Angaben zufolge sollen 50’000 Menschen versucht haben, sich das Spiel von Kamerun gegen die Komoren anzusehen. Ins Stadion passen 60’000 Besucher, wegen der Corona-Vorgaben durften aber nur 80 Prozent der Plätze (48’000) gefüllt werden. Für Kamerun stand auch Nicolas Moumi Ngamaleu von den Young Boys auf dem Platz, er wurde nach etwas mehr als einer Stunde ausgewechselt.
Kamerun ist nach 1972 erst zum zweiten Mal Gastgeber des Afrika-Cups. Schon 2019 sollte das Land in der Mitte des Kontinents Gastgeber sein, bekam das Turnier aber wieder entzogen, weil es Bedenken gab, die Stadien würden nicht geeignet sein. Ägypten richtete das Gegenstück zur Europameisterschaft damals aus.
DPA
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