Tierschützer zwingen Walfänger in die Knie
Von Tierschützern über Tausende Kilometer verfolgt und monatelang gepiesackt, tritt die japanische Walfangflotte vorzeitig den Rückzug an. Die Aktivisten zermürbten die Fischer mit einem simplen Mittel.

Zum ersten Mal brach Tokio am Freitag die jährliche Jagd auf die Meeresriesen wegen der Protestaktionen ab und rief seine Schiffe aus der Antarktis zurück. Die Tierschutzorganisation Sea Shepherd (Meereshirte) bejubelte den Erfolg und kündigte an, den Feldzug zur Rettung der Wale nächstes Jahr fortzusetzen.
Immer wieder hatten die Demonstranten zur See die Walfangschiffe mit roter Farbe beworfen, mit Rauchbomben und ranziger Butter. Ein Harpunenschiff bremsten sie mit einem Tau aus, das sich in der Schiffsschraube verhedderte.
Japan betrachtet die militanten Tierschützer als Terroristen, die bei ihren Aktionen Menschenleben aufs Spiel setzten. «Wir hatten keine andere Wahl, als die Saison zu beenden, um die Sicherheit von Menschen und Material zu gewährleisten», erklärte Fischereiminister Michihiko Kano.
«Keine Verbrechen begangen»
«Wir haben keine Verbrechen begangen», sagte Sea-Sheperd-Gründer Paul Watson. «Wir haben niemandem weh getan.» Er führte den Erfolg auf bessere Ausrüstung und Strategie zurück. «Wir sind mit jedem Jahr stärker geworden», sagte er der Nachrichtenagentur AP via Satellitentelefon von Bord der «Steve Irwin» aus, einem der drei an der Kampagne beteiligten Schiffe. «Wir hatten bessere Ausrüstung, einen Hubschrauber mit grösserer Reichweite, einfach mehr Kapazität.»
Japan legte nach Worten von Aussenminister Seiji Maehara Protest bei den Niederlanden ein, unter deren Flagge die Sea-Shepherd-Schiffe fahren, sowie bei Australien und Neuseeland, dessen Häfen sie öfter anlaufen. «Ihre Behinderungsaktionen sind unverzeihlich», erklärte Maehara. «Sie gefährden das Leben der Schiffsbesatzungen, die rechtmässig der Walforschung nachgehen.»
Walfang für die Wissenschaft
Der Walfang im Dienste der Wissenschaft ist Japan von der Internationalen Walfangkommission als Ausnahme von dem seit 1986 geltenden Fangverbot erlaubt. Kritiker halten die Forschung für ein reines Deckmäntelchen des kommerziellen Walfangs, weil das nicht zu Forschungszwecken verwendete Walfleisch in Japan zum Verzehr verkauft wird.
Die Fangflotte hat eine Quote von 945 Walen pro Saison, wollte dieses Mal aber nur 850 Tiere erlegen. Nun kommt sie nach Angaben des Fischereiministeriums mit etwa einem Fünftel zurück. Die am 2. Dezember eröffnete Jagd sollte zunächst bis mindestens Anfang März dauern. Schon am 10. Februar war der Fang so lange unterbrochen worden, bis die Verhältnisse wieder sicherer wären.
Appetit vergangen?
Jetzt sollten die Schiffe bald zurückkehren, teilte das Ministerium mit, ohne einen genauen Zeitplan zu nennen. Die Tierschützer, die das Walfänger-Mutterschiff «Nisshin Maru» über 3.200 Kilometer hinweg verfolgt hatten, wollen mit ihren drei Schiffen dran bleiben und die Japaner «nordwärts geleiten», wie sie erklärten.
Während Sea Sheperd sich über den Erfolg seiner nicht unumstrittenen Aktionen freut, sieht Greenpeace Japan noch einen anderen Grund für den vorzeitigen Rückzug der Japaner: Sie könnten einfach nicht noch mehr Walfleisch brauchen. Die Umweltorganisation will schon voriges Jahr einen Tipp bekommen haben, dass die Fangzeit diesmal kürzer dauere.
Die Menge an Walfleisch, die in Japan auf Lager liegt, ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Im Dezember lagen Zahlen der Fischereibehörde 5.093 Tonnen Walfleisch auf Eis. «Tatsächlich ist das die Stimme der japanischen Öffentlichkeit, denn die japanische Öffentlichkeit hat entschieden, dass sie kein Walfleisch essen will», sagte Junichi Sato von Greenpeace Japan. «Und das ist der Grund dafür, dass die japanische Regierung die Rückkehr beschlossen hat.»
dapd/pbe
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