Tiere arrangieren – darf man das?
In Australien protestieren Tausende gegen eine geplante Kunstaktion mit einem frisch geschlachteten Stier. Es ist nicht das einzige Beispiel für Kunst mit (toten) Tieren.
In Australien will man keine Grüselkunst! Mehr als 14'000 Menschen haben eine Petitiongegen eine für Juni geplante Performance des österreichischen Kultkünstlers Hermann Nitsch unterzeichnet. Der plant nämlich, am Alternativkunstfestival Dark Mofo auf der Insel Tasmanien drei Stunden lang mit dem Blut und den Innereien eines frisch geschlachteten Bullen zu hantieren.
Wer Nitschs Schaffen kennt, den wundert das nicht. Der 78-jährige Österreicher, der in den Sechzigern als Mitglied der Wiener Aktionisten weltbekannt wurde, ist gewissermassen darauf spezialisiert, Tierkadaver und alles, was damit zusammenhängt, zu Kunst zu verteigen. Bei seinen düster-mysteriösen Gruppenperformances wird seit jeher geschlachtet, geopfert und gekreuzigt, was das Zeug hält, und bis heute wird er es nicht leid, das Aufeinandertreffen von (meist nackten) menschlichen Körpern und toten Tieren künstlerisch zu analysieren.
Das ist nun endlich auch bis nach Tasmanien durchgedrungen. Und dort hat man an der Vorstellung, dass Nitsch das Museum der Inselhauptstadt Hobart in eine Splattermovie-Kulisse verwandelt, gar keine Freude. Besonders, wenn dafür ein unschuldiges Rind sein Leben lassen muss. Dabei sei gerade das ja der Witz an der Sache, argumentiert der Gründer des Museums, David Walsh, in seinem Museumsblog: Er wolle, dass die Zuschauer darüber nachdenken, warum es okay sei, Fleisch als Lebensmittel zu konsumieren, nicht aber für Rituale oder Unterhaltung.
Die Reste werden gegessen
Der künstlerische Leiter des Dark-Mofo-Festivals, Leigh Carmichael, hat indes entschieden, dass der Zutritt zur Performance erst ab 18 Jahren erlaubt sei. Wer jünger ist, kann immerhin im Nachhinein bei der Beseitigung der Sauerei mithelfen: «Es ist die Absicht des Künstlers», schreibt Carmichael in einer Erklärung, «dass das Fleisch nach der Performance gegessen wird.» Nun müssten nur noch die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften dafür erfüllt werden. Und eben: 14'000 Unterschriften für unbedeutend erklärt werden.
Zur Besänftigung der überschäumenden Volksseele könnte das Pro-Nitsch-Lager ja anbringen, dass die Verwendung von (toter) Fauna in der Kunst schon fast so etwas wie ein Klassiker sei. Immerhin gehört sie seit Ende des Zweiten Weltkriegs zum fixen Repertoire einer gar nicht mal so kleinen Künstlergruppe. Die wichtigsten Vertreter daraus haben wir in unserer Bildstrecke zusammengetragen.
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