Ticker zum Ukraine-KriegSelenski bestätigt ukrainische Gegenangriffe Kanadischer Premier Trudeau zu Besuch in Kiew
Hier lesen Sie über die jüngsten Entwicklungen zum Angriff Russlands gegen die Ukraine und zur geopolitischen Grosslage, die sich verändert hat.
Mehr zur Explosion am Kachowka-Staudamm
Vorher-Nachher: Satellitenbilder zeigen das Ausmass der Flutkatastrophe in Cherson
Analyse: Welche Motive könnten hinter einer Sprengung stecken?
Tätersuche: Der Dammbruch ist ein militärisches Rätsel
Ein Kriegsverbrechen? Schweizer Jurist ordnet ein
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat nach der Zerstörung des Staudamms Kachowka eine Krisensitzung zur Trinkwasserversorgung der Region Dnipropetrowsk abgehalten. Es gebe Probleme bei der Wasserversorgung der Städte Kriwi Rih, Marganez, Pokrow und Nikopol, berichtete der Militärgouverneur der Region, Serhi Lyssak, laut einer Mitteilung des Präsidialamts. Der Minister für Entwicklung und Infrastruktur, Olexander Kubrakow, stellte dabei ein Projekt für den Bau eines neuen Stausees vor, der zumindest teilweise auf dem Gebiet des bestehenden liegen soll.
Der Kachowka-Staudamm war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Daraufhin flossen riesige Mengen Wasser in den Unterlauf des Dnipro, der über die Ufer getreten ist und weite Landstriche im Süden der Ukraine überschwemmt hat. Zugleich sank der Pegel im eigentlichen Stausee dramatisch. Die Trinkwasserversorgung in den anliegenden Regionen ist Behördenangaben nach gefährdet.
Bei der Sitzung ging es laut Präsidialamt auch um den Bau neuer Wasserleitungen in der Region Dnipropetrowsk, die die alten aus dem Kachowka-Stausee ersetzen sollen. Bei einem Treffen zuvor mit Umweltaktivisten hatte Selenski die Zahl der potenziell von Trinkwassernot betroffenen Menschen in der Ukraine auf «Hunderttausende» beziffert. (SDA)
Die USA und Grossbritannien haben ihre langfristige Unterstützung für die Ukraine bekräftigt. Kremlchef Wladimir Putin glaube, die Allianz würde müde werden und aufgeben, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus. «Aber das ist nicht der Fall (...) Wir gehen nirgendwo hin.» Man werde solange für die Ukraine da sein, wie es nötig sei.
US-Präsident Joe Biden sagte, man setze auch auf langfristige Unterstützung zur «Abschreckung künftiger Aggressionen». Man gebe der von Russland angegriffenen Ukraine, was sie jetzt auf dem Schlachtfeld benötige, und helfe, das Militär langfristig zu stärken. Er gehe davon aus, dass diese Unterstützung auch tatsächlich geleistet werde, selbst wenn es im US-Kongress einige Stimmen gebe, «die darüber diskutieren, ob wir die Ukraine weiterhin unterstützen sollten und wie lange wir sie unterstützen sollten». (SDA)

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Bündnispartner aufgerufen, den Opfern der Überflutungen in der Ukraine «schnell» Unterstützung zukommen zulassen. Der Aufruf erfolgte am Donnerstag während einer Nato-Dringlichkeitssitzung wegen der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine, zu der auch der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba per Video zugeschaltet war.
Stoltenberg erklärte, die Folgen seien für tausende Menschen und für die Umwelt dramatisch, und habe die Nato-Staaten aufgefordert, unverzüglich Hilfe zu leisten, hiess es in einer Erklärung der Militärallianz. Die Nato-Staaten hätten bereits ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht, hiess es weiter. «Viele von ihnen haben bereits wichtige Hilfsgüter bereitgestellt, darunter Wasserfilter, Pumpen, Generatoren und Ausrüstung für Notunterkünfte.» (AFP)
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Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms reicht das Wasser des Stausees nach ukrainischen Angaben nicht mehr aus, um die Reaktoren im rund 150 Kilometer entfernten Atomkraftwerk Saporischschja zu kühlen. Der Wasserpegel des Sees sei «unter die kritische Marke von 12,70 Meter» gefallen, sagte der Chef des ukrainischen Betreiberunternehmens Ukrhydroenergo, Igor Syrota, am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass der See die Kühlbecken des Akw nicht länger mit Wasser versorgen könne, fügte er hinzu.
Der Leiter der IAEA, Rafael Grossi, hatte in dieser Woche bereits vor einem fallenden Wasserpegel gewarnt. Das Wasser, das sich aktuell in den Becken befinde, reiche noch aus, um die Anlage «für einige Zeit» zu kühlen, hatte Grossi am Dienstag gesagt. Auch ein grosses Kühlbecken in der Nähe des Akw sei voll und hätte genug Wasser gespeichert, um die Anlage für einige Monate zu versorgen. Daher sei es entscheidend, dass dieses intakt bleibe, sagte er.
Die Reaktoren des von Russland besetzten Atomkraftwerks Saporischschja sind bereits abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken müssen allerdings ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern. (AFP)
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine hat der ukrainische Energieminister europäische Partner gebeten, grössere Mengen Strom an sein Land zu liefern. «Wir bitten Europa, die Obergrenze für Stromimporte von derzeit einem Gigawatt auf zwei Gigawatt zu erhöhen», sagte Herman Haluschtschenko am Donnerstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Die derzeitige Obergrenze für den Import von europäischem Strom in die Ukraine liege bei «1050 Megawatt», sagte Haluschtschenko am Rande einer Tagung der Internationalen Energieagentur (IEA) in Versailles zum Thema Energiepolitik. Die Leitungen «ermöglichen es uns, bis zu zwei Gigawatt Strom zu importieren» fügte er hinzu.
Auf die Sicherheit des unweit des Kachowka-Stausees gelegenen Atomkraftwerks Saporischschja angesprochen sagte Haluschtschenko, von der Anlage gehe zwar «keine sofortige Gefahr» aus. Das Kraftwerk, das durch das Wasser des Stausees gekühlt wird, müsse jedoch «überwacht» werden.
Der Wasserstand im Kühlbecken des Akw hänge vom Wasserpegel im Kachowka-Stausee ab, sagte Haluschtschenko weiter. Derzeit habe der Wasserpegel im Kühlbecken eine Höhe von 16,60 Metern – kritisch werde es für die Kühlung des Akw ab einem Wasserstand von 12,70 Metern. Es bestehe also ein Risiko, räumte der Minister ein – auch mit Blick auf die Verdunstung durch heisse Temperaturen. (AFP)
Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuz (DRK), Christian Reuter, hat Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski wegen einer mangelnden Präsenz der Hilfsorganisation in der Region Cherson zurückgewiesen. «Natürlich sind wir schon da, waren schon da», sagte Reuter am Donnerstag im Sender Welt-tv mit Blick auf derzeit von der Organisation geleistete Hilfe für die Menschen in dem überfluteten Gebiet.
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms am Dnipro oberhalb der Stadt Cherson stehen weite Teile der Region unter Wasser. Die Ukraine macht Russland für die Katastrophe verantwortlich. «Aktuell versuchen gerade über 70 Freiwillige des ukrainischen Roten Kreuzes, Menschen aus den Flutmassen zu retten», sagte Reuter.
Der Einsatz sei gefährlich, sagte der DRK-Generalsekretär angesichts der Gefechte zwischen russischen und ukrainischen Truppen in dem teilweise von Russland besetzten Gebiet. Dennoch arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuzes (IKRK) auch an der Konfliktlinie. Dies gehe allerdings «natürlich nur, wenn alle an diesem Konflikt Beteiligten Sicherheitsgarantien abgeben». Dies sei aber nicht immer der Fall.
Selenski hatte am Mittwoch in einem Interview der UNO und dem Roten Kreuz vorgeworfen, den Menschen in der Region nach der Teilzerstörung des Staudamms nicht zu Hilfe gekommen zu sein. Auf Anfragen habe sein Land entweder keine Antwort bekommen oder diese sei «sehr diplomatisch» ausgefallen. (AFP)
Während der ukrainische Präsident die Stadt Cherson im Flutgebiet besucht, greift Russland angeblich die Stadt mit Artillerie an. Oleksandr Prokudin, der Gouverneur der gleichnamigen Oblast, schreibt bei Telegram, dass das Küstengebiet und das Stadtzentrum unter Beschuss stehen. Das berichten auch ukrainische Journalisten des Kyiv Indipendent. Videos in den sozialen Medien zeigen Menschenmengen, die eilig nach Schutz suchen.
In lokalen Telegramgruppen berichten Anwohnerinnen und Anwohner, die Angriffe fielen mitten hinein in Evakuierungsmassnahmen. (Leopold Zaak)
Nach der Zerstörung des Damms im Süden der Ukraine nähert sich der Wasserstand des Kachowka-Stausees den ukrainischen Behörden zufolge einem gefährlichen Tiefpunkt. Ein weiteres Absinken drohe die Wasserversorgung der Kühlbecken für das nahe gelegene Kernkraftwerk Saporischschja und anderer Regionen zu beeinträchtigen, sagt der Leiter des Wasserkraftwerks am gebrochenen Damm, Ihor Syrota, in einem Fernsehinterview. Sein Unternehmen stehe für Reparaturarbeiten am Damm und dem Wasserkraftwerk bereit, sobald die russischen Truppen die östliche Seite des Dnjepr verlassen hätten.
Die UNO-Atomaufsichtsbehörde IAEA hatte zuletzt mitgeteilt, dass Europas grösstes Kernkraftwerk über genügend Wasser verfügt, um die Reaktoren für «mehrere Monate» aus einem Becken oberhalb des Stausees zu kühlen. (Katja Guttmann)
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Donnerstag eine Offensive der ukrainischen Armee im Süden der Ukraine abgewehrt. Um 01.30 Uhr Ortszeit hätten die ukrainischen Truppen mit 1500 Soldaten und 150 gepanzerten Fahrzeugen in der Region von Saporischschja versucht, «unsere Verteidigungslinien zu durchstossen», erklärte Schoigu. Der «Feind» sei gestoppt worden und habe sich nach schweren Verlusten zurückgezogen. (AFP)
Die Ukraine und Russland haben insgesamt drei Tote in der teilweise überschwemmten ukrainischen Region Cherson bei Angriffen der jeweils anderen Seite gemeldet. Durch russischen Beschuss auf das Zentrum der von der Ukraine kontrollierten Stadt Cherson sei ein Zivilist während Evakuierungen getötet worden, teilte die örtliche Staatsanwaltschaft mit. In einem Ort bei Cherson seien zudem vier Menschen bei einem weiteren Angriff verletzt worden.
Der von Moskau eingesetzte Regionalgouverneur von Cherson, Wladimir Saldo, erklärte seinerseits im Onlinedienst Telegram, zwei Menschen seien in einem Ort im von Russland kontrollierten Teil der Region an einer Evakuierungsstelle für Zivilisten durch ukrainischen Beschuss getötet worden. Darunter sei eine Schwangere. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden. (AFP)
Laut einer Meldung der «Washington Post» hat die lang erwartete Gegenoffensive des ukrainischen Militärs begonnen. Diese habe zum Ziel, die territoriale Integrität der Ukraine wiederherzustellen und den erfolgreichen Einsatz westlicher Militärtechnik unter Beweis zu stellen, um weiter militärische Unterstützung zu erhalten. Die Offensive laufe vor allem an der Frontlinie im Südosten des Landes. Dies hätten auch vier Angehörige der ukrainischen Armee bestätigt, die jedoch anonym bleiben wollten. (step)
Infolge des verheerenden Hochwassers nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson mehrere Menschen ums Leben gekommen.
Der Besatzungschef der besonders betroffenen Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sprach am Donnerstagvormittag im russischen Staatsfernsehen von fünf Toten. Ausserdem seien mehr als 40 Menschen verletzt worden. Unabhängig liessen sich diese Zahlen nicht überprüfen. Die Ukrainer warnen seit Tagen vor hohen Opferzahlen auf der besetzten Seite des Flusses Dnipro und werfen den Russen vor, sich nicht ausreichend um die Evakuierung der Zivilisten zu kümmern. (SDA)
Wolodimir Selenski ist in die Hochwasserregion gereist. Im Gebiet Cherson habe er sich unter anderem ein Bild von den laufenden Evakuierungen gemacht, teilte der ukrainische Präsident am Donnerstag über seinen offiziellen Telegram-Kanal und auf Twitter mit.
Er lobte die Einsatzkräfte und Freiwilligen für ihre Arbeit. Er habe in Cherson einen Ort besucht, «an dem Menschen aus überfluteten Gebieten evakuiert werden», sagte Selenski. «Unsere Aufgabe ist es, Leben zu schützen und so vielen Menschen wie möglich zu helfen.»
Er danke den Rettungskräften, den Freiwilligen und allen, die an der Arbeit beteiligt seien, sagte er weiter. Der ukrainische Präsident veröffentlichte Videos, die ihn unter anderem sichtlich bewegt zusammen mit örtlichen Beamten zeigen. (AFP)

Die Überschwemmungen durch die teilweise Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine erstrecken sich nach ukrainischen Angaben auf eine Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern. «600 Quadratkilometer der Region Cherson stehen unter Wasser, davon 32 Prozent am rechten Ufer und 68 Prozent am linken», von Russland kontrollierten Ufer des Dnipro, erklärte der Gouverneur der Region Cherson, Oleksandr Prokudin, am Donnerstag in Onlinemedien.
Die Lage in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten bezeichnete Prokudin als «extrem schwierig». Trotz der Gefahr durch die Wassermassen und schweren russischen Beschusses gingen die Evakuierungen aus dem überfluteten Gebiet weiter.

Nach Angaben des ukrainischen Katastrophenschutzes wurden bislang 1995 Menschen aus den überfluteten Gebieten in Sicherheit gebracht, darunter 103 Kinder. Auf der von der Ukraine kontrollierten Seite des Flusses wurden demnach «insgesamt 20 Ortschaften und 2629 Häuser» überflutet. Die Fluten haben zudem Teile der Regionalhauptstadt Cherson überschwemmt.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro war durch eine Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden. Grosse Mengen Wasser traten aus und überfluteten weite Gebiete der Südukraine. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Explosion verantwortlich, die den zu Sowjetzeiten errichteten Staudamm teilweise zerstörte. (AFP)
Am Unterlauf des Flusses Dnjepr sind zahlreiche Menschen wegen der Überschwemmungen in ihren Häusern gefangen. Die ukrainische Armee hat Videos veröffentlicht, die zeigen, wie sie per Drohnen Wasser verteilt.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die internationalen Hilfsorganisationen wegen ihrer angeblichen Passivität nach der durch eine Staudammexplosion hervorgerufenen Flutkatastrophe kritisiert. «Jeder tote Mensch ist ein Urteil für die bestehende internationale Architektur, für internationale Organisationen, die vergessen haben, wie man Leben rettet», sagte er am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. Er machte keine Angaben, wie viele Ukrainer durch das Hochwasser ums Leben kamen.
Stattdessen sprach er von 2000 Menschen, die im ukrainischen Teil des vom Hochwasser besonders betroffenen Gebiets Cherson gerettet worden seien. Schwer sei die Lage allerdings im russisch besetzten Teil des Gebiets. Selenski warf den russischen Truppen vor, die Menschen dort im Stich zu lassen – und ukrainische Rettungsversuche zu torpedieren. In dem Zusammenhang kritisierte er internationale Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, das seiner Ansicht nach in dieser Region aktiver sein müsste.
Die Kritik hatte der ukrainische Präsident zuvor schon im Interview von «Welt», «Bild» und «Politico» in Kiew geäussert. Den russischen Truppen auf dem von ihnen eroberten Südufer des Dnjepr-Stroms machte er schwere Vorwürfe: «Wenn unsere Kräfte versuchen, die Menschen rauszuholen, dann werden sie von den Besatzern aus der Entfernung beschossen.»
Selenski spricht mit Macron und Erdogan
Er bedankte sich aber für bilaterale Hilfszusagen aus dem Ausland. Er habe mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert und konkrete Hilfsangebote besprochen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schlug eine Untersuchungskommission zur Dammexplosion vor. Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und Selenski angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit.
Putin äussert sich erstmals nach dem Dammbruch
Putin meldete sich nach der Explosion erstmals zu Wort. Er beschuldigte die ukrainische Führung, hinter der Staudammexplosion zu stecken. Dies sei ein Beispiel dafür, dass Kiew und die Hintermänner im Westen auf eine «weitere Eskalation der Kampfhandlungen setzen, Kriegsverbrechen begehen, offen terroristische Methoden anwenden und Sabotageakte auf russischem Gebiet organisieren», hiess es in der Pressemitteilung des Kremls.
Macron verurteilte den Angriff auf den Damm und sicherte der Ukraine schnelle Hilfe zu. «Wir werden in den allernächsten Stunden Hilfe schicken, um den unmittelbaren Bedarf zu decken», sagte Macron am Mittwochabend nach dem Telefonat mit Selenski.
Wie der Élyséepalast mitteilte, werde das Krisen- und Unterstützungszentrum des Aussenministeriums schnell einen ersten Konvoi mit etwa zehn Tonnen der von den Ukrainern angeforderten Produkte im Bereich Gesundheit, Hygiene, Wasseraufbereitung und tragbare Tanks auf den Weg bringen. Auch Deutschland schickt Hilfsgüter wie Trinkwasserfilter und Stromgeneratoren sowie Unterkunftsmaterial, wie Zelte, Decken, Feldbetten.
Selenski bestreitet Beteiligung an Nordstream-Sprenung

Selenski bestreitet eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. «Ich bin Präsident und ich gebe entsprechende Befehle. Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln», sagte Selenski in einem Interview von «Bild», «Welt» und «Politico». Angesprochen auf einen entsprechenden Artikel der «Washington Post» forderte er Beweise für eine ukrainische Beteiligung. In dem am Dienstag veröffentlichten Artikel hiess es, dass die US-Regierung drei Monate vor den Explosionen im September 2022 von einem europäischen Geheimdienst von einem Plan des ukrainischen Militärs erfahren habe. Ende September 2022 waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines entdeckt worden.
Russland droht mit Ende des Getreidedeals
Russland warf der Ukraine einen Anschlag auf eine Ammoniakleitung vor und drohte deswegen mit dem Ende des Getreidedeals. «Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline «Togliatti – Odessa» gesprengt», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Das russische Aussenministerium bezeichnete die Sprengung als «Schlag gegen den Getreidedeal». International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen.
Gegenangriffe der Ukraine bei Bachmut
Das ukrainische Militär startete eigenen Angaben zufolge bei der kürzlich von Russland eroberten Stadt Bachmut wieder Gegenangriffe. «In Richtung Bachmut sind unsere Truppen von der Verteidigung in die Offensive übergegangen», schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch auf Telegram. Seit Dienstag seien die eigenen Truppen in der ostukrainischen Region Donezk an verschiedenen Stellen zwischen 200 und 1100 Metern vorgerückt. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar acht ukrainische Angriffsversuche bei Bachmut, erklärte aber, alle abgewehrt zu haben. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich oft nicht unabhängig überprüfen.
Was am Donnerstag wichtig wird
Die Rettungsarbeiten nach der Flutkatastrophe laufen auf Hochtouren. Es wird erwartet, dass der Wasserspiegel im Flutgebiet sich stabilisiert. Zugleich hat sich die Lage an den Frontabschnitten vielerorts verschärft. Die erwartete Grossoffensive der Ukrainer steht Experten zufolge unmittelbar bevor. Gefechte gibt es sowohl im Süden der Ukraine als auch in der Region um Bachmut. (SDA)
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind nach Angaben russischer und ukrainischer Behörden knapp 6000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses Dnjepr in Sicherheit gebracht worden. «Unsere Rettungskräfte, Polizisten und Freiwilligen haben bereits 1894 Bürger evakuiert», sagte der ukrainische Innenminister Igor Klymenko am Mittwochabend im Fernsehen. Der von Moskau eingesetzte Regionalgouverneur Wladimir Saldo berichtete im Onlinedienst Telegram von «mehr als 4000» evakuierten Menschen in dem von Russland besetzten Teil der Region Cherson.
Die Evakuierungen auf der von der Ukraine gehaltenen Seite des Flusses gehen laut Klymenko weiter. Insgesamt seien 30 Ortschaften überflutet, darunter zehn unter russischer Kontrolle. Es sei zu früh, über eine Rückkehr in die überschwemmten Gebiete zu sprechen, gab Saldo an. Er riet den Betroffenen, in Zentren für die vor den Fluten Geflüchteten zu warten.

In der von der Ukraine kontrollierten Stadt Cherson sahen Reporter der Nachrichtenagentur AFP, wie Rettungskräfte in kleinen Booten und mit wassertauglichen Amphibienfahrzeugen Bewohner in Sicherheit brachten. Auf russischer Seite besonders betroffen ist die Stadt Nowa Kachowka. Russische Behörden kündigten an, dort am Donnerstag mit dem Abpumpen des Wassers beginnen zu wollen. (AFP)
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Russland hat der Ukraine einen Anschlag auf eine Ammoniakleitung vorgeworfen und deswegen mit dem Ende des Getreidedeals gedroht. «Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline «Togliatti – Odessa» gesprengt», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Das russische Aussenministerium bezeichnete die Sprengung als «Schlag gegen den Getreidedeal». International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen.
Ammoniak ist ein giftiges Gas, das zu Düngemitteln verarbeitet wird. Russland ist einer der grössten Ammoniak-Produzenten und -Exporteure. Eine schon zu Sowjetzeiten gebaute Leitung von Togliatti an der Wolga in die südukrainische Hafenstadt Odessa wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stillgelegt. Russland hat in den vergangenen Monaten mehrfach darauf gedrungen, die Wiederinbetriebnahme der Leitung zum Teil des Abkommens zu machen.
«Das Kiewer Regime hat nicht nur einfach physisch die Möglichkeit für Ammoniaklieferungen beseitigt, der Schlag wurde auch gegen die gemeinsamen Anstrengungen bei der Hilfe notleidender Länder und im Kampf gegen Hungersnöte geführt», kritisierte die Sprecherin des Aussenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Auch die Bemühungen von UNO-Generalsekretär António Guterres, der Ammoniaklieferungen in den Getreidedeal integrieren wollte, seien sabotiert worden. Insgesamt werde das Abkommen dadurch entwertet. (SDA)
Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnjepr-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.
Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.
Das Kunstmuseum von Cherson wurde im vergangenen Jahr Opfer von Plünderungen durch russische Soldaten. Das Museum berichtete im November auf seiner Facebook-Seite über den Abtransport von mehreren Lastwagen voller Kunstgegenstände durch fliehende russische Besatzer. (SDA)
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnjepr weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Juri Sobolewski, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform am Mittwoch. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minen zu helfen.
Auf die Frage nach konkreten Folgen der Flut-Katastrophe antwortete Sobolewski, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht über das Ausmass der Zerstörung gebe. Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt seien jedoch «kolossal». Seinen Aussagen zufolge wird der Wasserspiegel im Kachowka-Stausee langfristig sinken, was das Ökosystem der gesamten Südukraine negativ beeinflussen würde. Schon jetzt stelle die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Trinkwasser ein zunehmendes Problem dar, so Sobolewski.

Nach der Zerstörung des Damms am Dienstag soll der Wasserspiegel stellenweise um mehrere Meter gestiegen sein. Nun gab der ukrainische Beamte an, dass der Pegel an einigen Orten bereits geringfügig gesunken sei. Jedoch sollen laut seinen Aussagen viele Ortschaften nach dem Rückgang des Wassers nur noch beschränkt oder gar nicht nutzbar sein. (SDA)
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SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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