Ticker zum Ukraine-KriegRussische Behörden melden zwei Tote bei Angriffen in Grenzregionen Video soll Vorbereitung auf Grossoffensive zeigen
Hier lesen Sie über die jüngsten Entwicklungen zum Angriff Russlands gegen die Ukraine und zur geopolitischen Grosslage, die sich verändert hat.
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In der Nacht hat Russland einen der schwersten Drohnenangriffe seit Monaten gegen die Ukraine durchgeführt. «Insgesamt wurde der Start von einer Rekordzahl an Kamikaze-Drohnen registriert: 54!", teilte der Pressedienst der ukrainischen Luftwaffe am Sonntagmorgen auf Telegram mit. Obwohl nach Angaben der Behörden 52 der unbemannten Fluggeräte abgeschossen werden konnten, gab es einen Toten und eine Verletzte zu beklagen.
Die Attacke galt demnach hauptsächlich der Hauptstadt Kiew. Nach Angaben der dortigen Militärverwaltung wurden über Kiew 40 Drohnen abgeschossen. Es sei bereits der 14. Angriff seit Anfang Mai, teilte Militärgouverneur Serhij Popko auf Telegram mit. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko wurde eine 35-Jährige durch Trümmer einer herabfallenden Drohne verletzt, ein 41-Jähriger kam ums Leben. Mehrere Gebäude wurden beschädigt, es kam zu Bränden.
Schäden wurden auch aus der Gebietshauptstadt Schytomyr, rund 120 Kilometer westlich von Kiew, gemeldet. Es habe aber keine Todesopfer gegeben, teilte Bürgermeister Serhij Suchomlyn auf seiner Facebook-Seite mit.
Neben den Drohnenangriffen meldeten die ukrainischen Behörden zudem den Artilleriebeschuss der Region Sumy an der Grenze zu Russland und der Stadt Nikopol im Gebiet Dnipropetrowsk. Nikopol liegt am Nordufer des Dnipro gegenüber Enerhodar, wo sich das von Russen seit Kriegsbeginn besetzte Atomkraftwerk Saporischschja befindet. Nikopol ist daher seit Monaten immer wieder unter Beschuss.

Mehr als sieben Monate nach der Explosion auf der Krim-Brücke hat der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk die Beteiligung Kiews daran erstmals offiziell bestätigt. «Da es sich hierbei um einen Logistik-Weg handelt, den wir dem Feind abschneiden mussten, wurden entsprechende Massnahmen ergriffen», sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes SBU in einem Youtube-Interview des ukrainischen Journalisten Dmytro Komarow. Details des Einsatzes nannte er nicht. Die Bilder vom Brand auf der Brücke infolge der Explosion am 8. Oktober – in der Nacht nach dem 70. Geburtstag von Kremlchef Wladimir Putin – gingen um die Welt.
Bei erneutem Beschuss russischer Grenzregionen zur Ukraine sind nach Angaben der örtlichen Behörden am Samstag mindestens zwei Menschen getötet worden. Bei einem Angriff in der Gegend um den Ort Schebekino in der Region Belgorod seien ein Wachmann getötet und weitere Menschen verwundet worden, erklärte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow. In der Region Kursk wurde laut Gouverneur Roman Starowoit ein Bauarbeiter durch Granatfeuer getötet.
Russische Behörden meldeten zudem eine Reihe von Drohnenangriffen auf russischem Gebiet. In der westrussischen Region Pskow wurde demnach durch eine Explosion ein Verwaltungsgebäude einer Ölpipeline beschädigt. Ersten Informationen zufolge sei das Gebäude bei einem Angriff durch zwei Drohnen beschädigt worden, teilte Gouverneur Michail Wedernikow mit. Nach seinen Angaben ereignete sich der Vorfall am frühen Samstagmorgen nahe des Dorfes Litwinowo, etwa zehn Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt.
Nach Informationen des Telegram-Kanals Basa, der für seine guten Kontakte zu den russischen Sicherheitskräften bekannt ist, galt der mutmassliche Drohnenangriff dem Ölpumpwerk des russischen Pipeline-Betreibers Transneft in Pskow. Demnach gab es auch einen Angriff auf eine Ölraffinerie in der Nähe von Erochino, in der westrussischen Region Twer.
Der Pressedienst der Region erklärte, eine Drohne sei nahe Erochino abgestürzt, es habe keine Verletzten gegeben. (AFP)
Die russische Privatarmee Wagner hat laut britischen Geheimdienstexperten wahrscheinlich begonnen, Truppen von einigen ihrer Stellungen in der ukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen. Das teilte das Verteidigungsministerium in London in seinem täglichen Geheimdienst-Update am Samstag mit. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte den Abzug am Donnerstag angekündigt und erklärt, die Stadt solle bis zum 1. Juni komplett den regulären russischen Streitkräften zur Kontrolle überlassen werden. Die ukrainische Seite hatte einen Truppenaustausch des Feindes um Bachmut bestätigt.
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums sind Truppen der selbst ernannten Volksrepublik Donezk am Mittwoch wahrscheinlich in die Stadt eingedrungen, um mit Räumungsarbeiten zu beginnen.Teile der 31. Brigade der russischen Luftlandetruppen seien wahrscheinlich von der Linie Swatowe-Kreminna abgezogen worden, um Bachmuts Flanken zu verstärken, hiess es. Dort hatten ukrainische Truppen bis Mitte Mai rund 20 Quadratkilometer eingenommen. Der Austausch der Wagner-Truppen gehe wahrscheinlich in kontrollierten Phasen weiter, um einen Zusammenbruch der Gebiete um Bachmut zu verhindern, hiess es in dem Geheimdienstbericht weiter.
Die Wagner-Truppen werden nach Einschätzung der britischen Experten trotz der Kritik ihres Chefs am russischen Verteidigungsministerium voraussichtlich in Zukunft für weitere Offensivoperationen im Donbass eingesetzt werden. (SDA)
Russland übt nach Einschätzung von US-Experten erneut Druck auf den Westen aus, um die Ukraine zu Verhandlungen zu drängen. Demnach solle der Westen auf die ukrainische Führung einwirken, die Bedingungen Russlands für solche Gespräche zu akzeptieren, hiess es in einer Analyse des Instituts für Kriegsstudien ISW in Washington. Die Experten beriefen sich auf Kremlangaben vom Freitag, wonach der russische Präsident Wladimir Putin offen sei für Dialog. Wie in der Vergangenheit sei es nur Ziel Russlands, mit einer vorgetäuschten Verhandlungsbereitschaft den Westen in seiner Hilfe für die Ukraine zu demotivieren, hiess es.
Russland wirft der Ukraine und dem Westen vor, Verhandlungen zu blockieren. Zugleich lehnt Moskau einen Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski ab, der einen russischen Truppenabzug vorsieht.
Nach ISW-Einschätzung hat Russland bisher keine Voraussetzungen geschaffen für solche Verhandlungen oder sich von seinem Maximalziel einer Kapitulation der ukrainischen Regierung verabschiedet. Es sei wahrscheinlich, dass der Kreml seine falschen Behauptungen intensiviere, bereit für Gespräche zu sein. Zugleich sehen die ISW-Experten weiter Versuche Chinas, mit seinem Sondergesandten Li Hui den Westen dazu zu drängen, seinen Einfluss auf die Ukraine zu nutzen, um einen Waffenstillstand zu erwirken.
Video soll Vorbereitung auf Grossoffensive zeigen
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, veröffentlichte indes ein Video, das Soldaten bei einem Gebet und der Vorbereitung auf die Grossoffensive zeigt.
«Es ist Zeit, sich das zurückzuholen, was uns gehört», heisst es in dem Video. Die Ukraine gehe in die Offensive, um ihre Gebiete von den Besatzern zu befreien und das Banner des Sieges zu hissen. Zuvor hiess es schon aus dem Präsidentenbüro in Kiew, dass die Offensive bereits seit Tagen laufe. (SDA)
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Für eine erfolgreiche Befreiung des Landes hofft die Ukraine auf die Lieferung von 48 F-16-Kampfflugzeugen. «Vier Geschwader von F-16 (48 Flugzeuge) sind genau das, was wir brauchen, um unser Land von dem Aggressor zu befreien», teilte das ukrainische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Zuletzt hatten die Luftstreitkräfte von Dutzenden Fliegern gesprochen, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Die Ukraine setzt grosse Hoffnungen in die mögliche Lieferung der Kampfjets aus US-amerikanischer Produktion. Sie würden nicht nur die Verteidigung des Landes stärken, sondern wären ein starkes Signal dafür, dass Russland mit seiner Aggression scheitern werde, sagte Präsident Wolodimir Selenski am Mittwoch. Russland erklärte dagegen, die Flugzeuge seien für den Kriegsverlauf nicht entscheidend und würden nur zu Zielscheiben für das eigene Militär werden.
Ob die Flugzeuge in der Ukraine wirklich erfolgreich eingesetzt werden können, ist dagegen noch offen. Nicht nur die Ausbildung der Piloten, auch die Ausbildung von Crews für die Wartung ist zeitintensiv. Ausserdem brauchen die empfindlichen F-16-Jets, im Gegensatz zu den Jets sowjetischer Bauart, die die Ukraine bisher nutzt, lange und extrem saubere Landebahnen. Weil die F-16-Jets keine Abdeckungen haben, die das Ansaugen von Kleinteilen verhindern, kann jeder Stein und jede Schraube, die in die Triebwerke gelangt, fatale Folgen haben. Um eine Aufklärung von Flugzeugstandorten durch die russische Seite zu verhindern, nutzt die Ukraine mit ihren alten Jets aktuell sogar grosse Strassen als Start- und Landebahnen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Rande des G-7-Gipfels führender demokratischer Wirtschaftsmächte vergangene Woche grundsätzlich den Weg dafür freigemacht, im Rahmen einer Koalition von Verbündeten F-16-Jets an die Ukraine zu liefern. Ukrainische Kampfpiloten sollen an den Maschinen ausgebildet werden. (SZ)
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Im Abwehrkampf gegen Russland hat die Ukraine Deutschland um die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Taurus gebeten. Eine entsprechende Anfrage aus Kiew sei in den vergangenen Tagen eingegangen, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Freitagabend in Berlin. Der ukrainische Präsident Wolodomir Selenski kündigte an, bei seinen westlichen Partnern weiter um Unterstützung werben zu wollen.
«Wir werden alles Mögliche und Unmögliche tun, um die Lieferung weiterer Luftverteidigungssysteme höherer Qualität an die Ukraine zu beschleunigen», sagte das Staatsoberhaupt in seiner abendlichen Videoansprache. Das sei «im wahrsten Sinne des Wortes eine tägliche Angelegenheit in der Zusammenarbeit mit Partnern». Bei der Modernisierung der Verteidigung komme sein Land schneller voran, als noch vor sechs Monaten absehbar gewesen sei.
Details zu möglicher Marschkörper-Lieferung unklar
Details der Anfrage aus Kiew an das Verteidigungsministerium in Berlin sind noch unklar. So etwa die Frage, um wie viele Einheiten der Marschflugkörper die Ukraine gebeten hat. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» über die Taurus-Anfrage der Ukraine berichtet. Der CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter hatte sich vor wenigen Tagen für Lieferungen ausgesprochen und gesagt: Die Lenkwaffen mit bis zu 500 Kilometern Reichweite ermöglichten dem angegriffenen Land «Schläge gegen die militärische Infrastruktur der Russen weit hinter der Frontlinie».
Scholz sichert weitere Unterstützung zu
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte bei einem Besuch in Estland der Ukraine in den baltischen Ländern weitere Hilfe zu – so lange wie nötig. «Um es hier nochmal klar zu sagen: Wir sind bereit, jeden Quadratzentimeter Nato-Territoriums gegen Angriffe zu verteidigen», sagte Scholz am Freitag nach einem Treffen mit seinen Kollegen Kaja Kallas (Estland), Krisjanis Karins (Lettland) und Ingrida Simonyte (Litauen) in Tallinn. «Und das meine ich genau so, wie ich es sage.»
Litauen richtet den anstehenden Nato-Gipfel im Juli aus. «Für Frieden in Europa brauchen wir die Ukraine in der EU und in der Nato», sagte Gastgeberin Kallas. Der ukrainische Präsident kündigte in seiner Videobotschaft an, sein Land werde jede Gelegenheit nutzen, um die Beziehungen zu dem westlichen Militärbündnis «mit echten politischen Inhalten zu füllen». Die Ukraine dringt auf eine Aufnahme in die Nato. Scholz dämpfte aber mit Blick auf das Treffen die Erwartung: Bei dem Gipfel werde es «vor allem darum gehen, die konkrete Unterstützung für die Ukraine in dieser Situation zu organisieren».
Russlands Vize-Aussenminister Michail Galusin sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Samstag, eine der Bedingungen für einen Frieden sei, dass das Nachbarland nicht Mitglied der Nato und der EU werde.
Kiew: Russland feuert wieder Raketen aufs Nachbarland ab
Russland setzte auch am Freitag seine Angriffe unvermindert fort. Der ukrainische Generalstab zählte bis zum Abend mindestens 18 Raketenangriffe auf bewohnte Gebiete rund um die Region Kiew und Dnipropetrowsk im Südosten des Landes. Ausserdem habe Russland Raketen der eigentlich zur Luftabwehr bestimmten Systeme S-300 und S-400 eingesetzt, hiess es im Abendbericht der Armee. Das Militär registrierte zudem 60 Luftangriffe – dabei seien auch sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 verwendet worden.
Bemühungen um Friedensgespräche
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bekräftigte nach eigenen Angaben bei einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin, dass sein Land ebenso wie Indien, Indonesien und China bereit zu einem Dialog mit beiden Konfliktparteien sei. Am Freitag hielt sich Chinas Sondergesandter Li Hui zu Gesprächen in Moskau auf. Parallel berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf einen nicht näher genannten Diplomaten, Li Hui solle Europa aufgefordert haben, Russland die im Osten der Ukraine besetzten Gebiete zu «überlassen».
Die Ukraine hat immer wieder klargemacht, das nicht zu akzeptieren. Selenskis Berater Mychajlo Podoljak warnte bei Twitter, ein solches Szenario käme einem Sieg Russlands gleich und wäre zugleich eine Niederlage der Demokratie. Moskau besteht vor möglichen Verhandlungen etwa darauf, dass die Ukraine auf die besetzten Gebiete verzichtet.
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat nach Berichten über Artilleriebeschuss in der russischen Grenzregion Belgorod bekräftigt, dass von Deutschland an die Ukraine gelieferte Waffen nicht auf russischem Gebiet eingesetzt werden. «Die Waffen, die wir liefern, die sind für den Einsatz zur Verteidigung auf ukrainischem Boden», sagte Scholz nach einem Treffen mit Vertretern der baltischen Staaten am Freitag in Tallinn.
Allerdings habe Russland die Ukraine angegriffen «und deshalb kann die Ukraine sich auch verteidigen», argumentierte Scholz hinsichtlich eines möglichen Übergreifens der Kampfhandlungen auf russisches Gebiet. «Gleichzeitig ist klar, dass die Waffen, die wir geliefert haben, nur auf ukrainischem Territorium eingesetzt werden», betonte der Kanzler. (AFP)
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat eine Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nach St. Petersburg in einem Telefongespräch abgelehnt. «Ich habe (Putin) für die Einladung zum Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg gedankt und geantwortet, dass ich zur Zeit nicht nach Russland kommen kann», schrieb Lula am Freitag auf Twitter.
«Aber ich habe bekräftigt, dass Brasilien ebenso wie Indien, Indonesien und China zum Dialog mit beiden Konfliktparteien bereit ist, um Frieden zu erreichen», fügte der brasilianische Präsident mit Blick auf den Ukraine-Krieg hinzu.
Brasilien hat den russischen Angriffskrieg zwar verurteilt, drängt die Ukraine aber zu Friedensverhandlungen. Lula hat sein Land zusammen mit anderen «neutralen» Staaten wie China und Indonesien als Vermittler vorgeschlagen. Zuletzt war der brasilianische Präsident in die Kritik geraten, nachdem er westlichen Ländern vorgeworfen hatte, mit ihren Waffenlieferungen den Krieg zu verlängern. (AFP)
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, will dem UNO-Sicherheitsrat am Dienstag einen Plan zum Schutz des Atomkraftwerks Saporischschja in der Ukraine vorlegen. Grossi werde das höchste UNO-Gremium dabei über die Sicherheitslage an dem seit mehr als einem Jahr von der russischen Armee besetzten AKW informieren, hiess es in einer Erklärung der IAEA.
Grossi, der über ein Expertenteam vor Ort verfügt, hatte das AKW Saporischschja Ende März besucht und danach vor der «sehr realen Gefahr eines atomaren Unfalls» gewarnt. Das Atomkraftwerk wird seit seiner Besetzung immer wieder beschossen. Trotz der Bemühungen der Vereinten Nationen kam eine entmilitarisierte Zone rund um das Gelände bis zuletzt nicht zustande.
Der IAEA-Chef fordert seit Monaten Verhandlungen zum Schutz des AKW-Standorts im Südosten der Ukraine, wo die Situation angesichts andauernder Gefechte als prekär eingestuft wird. «So kann es nicht weitergehen. Wir spielen mit dem Feuer», hatte Grossi Anfang der Woche erklärt. (AFP)
Der russische Aussenminister Sergei Lawrow hat sich bei einem Treffen mit dem chinesischen Sondergesandten für die Ukraine, Li Hui, skeptisch hinsichtlich eines Endes der Kämpfe in der Ukraine geäussert. Lawrow habe bei einem Gespräch der beiden am Freitag in Moskau «erhebliche Hindernisse» für die Wiederaufnahme von Friedensgespräche geltend gemacht, teilte das russische Aussenministerium mit.
Lawrow machte demnach die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten für die Schwierigkeiten verantwortlich. Moskau sei bestrebt, eine «diplomatische Lösung für den Konflikt» zu finden, bekräftigte er.
Moskaus Chefdiplomat habe China für seine «ausgewogene» Haltung in der Ukraine-Krise und die Bereitschaft gedankt, eine «positive Rolle in ihrer Beilegung» zu spielen, hiess es weiter. Beide Seiten hätten ihrer Bereitschaft Ausdruck verliehen, die «russisch-chinesische aussenpolitische Zusammenarbeit weiter zu stärken», um «Frieden und Stabilität in der Region und der ganzen Welt aufrechtzuerhalten».
Li war früher Chinas Botschafter in Moskau. Er ist von Peking damit beauftragt, nach einer politischen Lösung im Ukraine-Konflikt zu suchen. Im Rahmen einer Europareise war er in den vergangenen Tagen unter anderem nach Kiew und Berlin gereist.

Zur Befreiung von der russischen Besatzung erwartet die Ukraine nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew 48 F-16-Kampfflugzeuge. «Vier Geschwader von F-16 (48 Flugzeuge) sind genau das, was wir brauchen, um unser Land von dem Aggressor zu befreien», teilte das Ministerium am Freitag auf Twitter mit. Dazu veröffentlichte die Behörde eine Karikatur von einem Menschen, der einen Turm des Moskauer Kremls an einer Gemüsereibe mit Klingen in der Form von Flugzeugen raspelt. Zuletzt hatten die Luftstreitkräfte von Dutzenden Fliegern gesprochen, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Die Ukraine verbindet grosse Hoffnungen mit den in Aussicht gestellten Kampfjets des US-Typs F-16. Sie würden nicht nur die Verteidigung des Landes stärken, sondern wären ein starkes Signal dafür, dass Russland mit seiner Aggression scheitern werde, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch. Dagegen erklärte Russland, dass die Kampfjets zu Zielen für das russische Militär würden. In Moskau hiess es auch, dass die Flugzeuge für den Kriegsverlauf nicht entscheidend seien. (SDA)

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In der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine sind russischen Angaben zufolge erneut Ziele mit heftiger Artillerie angegriffen worden. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, teilte am Freitag im Onlinedienst Telegram mit, das Dorf Kozinka nahe Graiworon sei von 132 Geschossen getroffen worden. In dem Gebiet waren zu Beginn der Woche bewaffnete Gruppen eingedrungen; zwei russische Milizen, die für Kiew kämpfen, hatten sich zum dem Angriff bekannt.
Regionalgouverneur Gladkow zufolge wurden auch die Regionen Belgorodski und Wolokonowski sowie die Stadt Schebekino mit Artillerie, Mörsergranaten und Drohnen beschossen. Dadurch seien mehrere Gebäude beschädigt worden. Verletzte gab es laut Gladkow nicht.
Zu dem Angriff auf die Grenzregion zu Beginn der Woche hatte sich unter anderem die Miliz «Freiheit für Russland» bekannt. Ihren Angaben zufolge wurden beim Zusammenstoss mit russischen Streitkräften in ihren Rängen zwei Kämpfer getötet und zehn weitere verletzt. Moskau gab an, «mehr als 70» Angreifer seien getötet worden. (AFP)
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Bei einem russischen Raketenangriff auf eine Klinik in der ukrainischen Stadt Dnipro ist nach Angaben von Präsident Wolodimir Selenski ein Mensch getötet worden. 15 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte der Präsident am Freitag im Onlinedienst Telegram (Später wurde die Zahl von offizielle Seite auf 2 Tote und 30 Verletzte erhöht.) Selenski veröffentlichte ein Video, auf dem stark beschädigte Gebäude mit schwarzen Rauchwolken zu sehen sind.
Rettungskräfte seien vor Ort, um Opfer zu retten und Trümmer zu beseitigen, erklärte Selenski. Mit dem Angriff auf eine medizinische Einrichtung «bestätigen russischen Terroristen erneut ihren Status als Kämpfer gegen alles Menschliche und Ehrliche». Örtliche Medien veröffentlichten Aufnahmen von Rettungskräften, die verletzten Menschen helfen, durch Gänge voller Trümmer aus der Klinik zu fliehen. (AFP)
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten die Verbreitung paramilitärischer Gruppen in Russland beschleunigt. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine am Freitag hervor. Demnach ist in Russland schon seit 20 Jahren ein Anwachsen paramilitärischer Verbände ausserhalb der eigentlichen Streitkräfte zu beobachten. Doch die russische Invasion in der Ukraine habe diese «Paramilitarisierung» noch einmal «dramatisch beschleunigt», hiess es.
Besonders ausgeprägt sei dies auf der von Russland besetzten ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim. Dort baue der russische Statthalter Sergei Aksjonow mehrere lokale Einheiten auf, die sich häufig auf die Tradition der Kosaken beriefen – wehrhafte Gemeinschaften, die früher unter anderem auf dem Gebiet der heutigen Ukraine siedelten. Den Briten zufolge dürfte Aksjonow an der Fähigkeit der russischen Armee zweifeln, die Krim gegen einen Rückeroberungsversuch durch die Ukraine verteidigen zu können. (SDA)
Die Ukraine und Russland haben neue Angriffe der jeweils gegnerischen Seite sowie mehrere Explosionen gemeldet. Russland habe 17 Raketen unterschiedlicher Typen und 31 sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Shahed-136/131 auf die Ukraine abgefeuert, teilten die Luftstreitkräfte am Freitag in Kiew mit. 10 Marschflugkörper und 23 Shahed-Drohnen sowie 2 Aufklärungsdrohnen seien abgeschossen worden, hiess es. Die Angriffe, von denen erneut auch die Hauptstadt Kiew betroffen war, hätten bis fünf Uhr morgens gedauert. Im ganzen Land gab es nachts Luftalarm. Auch in Russland gab es Berichte über Angriffe von ukrainischer Seite.
Einschläge habe es in der Ukraine in den Gebieten Charkiw und Dnipropetrowsk gegeben, teilten die ukrainischen Behörden mit. In Dnipro meldete die Militärverwaltung Explosionen. Es seien zwei Unternehmen, eine Tankstelle und ein Hausgrundstück beschädigt worden. Ein Mitarbeiter der Tankstelle sei verletzt worden. Russland habe massiv mit Raketen und Drohnen angegriffen, hiess es.
Auch in Kiew war die Flugabwehr erneut wegen Raketenbeschusses aktiv. Der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, sagte, dass Trümmerteile einer abgeschossenen Rakete das Dach eines Einkaufs- und Vergnügungszentrums beschädigt hätten. An anderer Stelle sei ein Haus getroffen worden. Auch Autos auf einem Parkplatz wurden demnach beschädigt. Es gebe keine Verletzten, sagte Popko.
Auf russischem Gebiet wurden in Grenznähe zur Ukraine neue Angriffe aus dem Nachbarland gemeldet. Demnach gab es in der Grossstadt Krasnodar eine Explosion nach einem mutmasslichen Drohnenangriff. Den Behörden zufolge wurden ein Bürogebäude und ein Wohnhaus getroffen. Auch im zuletzt von Kämpfen erschütterten Gebiet Belgorod wurde über neuen Beschuss der Grenzstadt Graiworon berichtet. Dort waren am Montag von ukrainischer Seite schwer bewaffnete Kämpfer mit Militärtechnik eingedrungen. Mehr als 70 Angreifer seien «vernichtet» worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. (SDA)
Die Führung in Moskau hat eine Aufteilung der Ukraine zwischen Russland und der Europäischen Union ins Gespräch gebracht. Der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, skizzierte in der Nacht zum Freitag Szenarien für den Ausgang des Krieges. Aussicht auf Frieden gäbe es demnach nur, wenn Russland sich den Grossteil des Nachbarlands einverleibt. In der von Medwedew bevorzugten Variante würden westliche Regionen der Ukraine mehreren EU-Staaten zugeschlagen und die östlichen Russland, während Einwohner der zentralen Gebiete für den Beitritt zu Russland stimmen.
Bei diesem Ausgang «endet der Konflikt mit ausreichenden Garantien, dass er auf lange Sicht nicht wieder aufgenommen wird», schrieb Medwedew beim Online-Dienst Telegram. Sollte hingegen ein unabhängig gebliebener Teil der Ukraine der EU oder der Nato beitreten, sei mit einem Wiederaufflammen der Kampfhandlungen zu rechnen, «mit der Gefahr, dass es schnell in einen vollwertigen dritten Weltkrieg übergehen kann», behauptete der Vertraute von Kremlchef Putin.

Bei einem für Moskau nach Medwedews Worten «temporär» annehmbaren Szenario würde die Ukraine vollständig zwischen EU-Ländern und Russland aufgeteilt, während in Europa eine ukrainische Exil-Regierung gebildet würde. Andere Varianten als diese drei seien nicht realistisch, behauptete Medwedew. (SDA)
Selenski: Mehr russische Kriegsgefangene für Austausch nehmen
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski rief seine Truppen auf, mehr russische Soldaten gefangen zu nehmen. «Jeder an der Front sollte daran denken: Je mehr russische Kriegsgefangene wir nehmen, desto mehr unserer Leute werden zurückkehren», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Donnerstag.
Er begrüsste einen Gefangenenaustausch, bei dem 106 ukrainische Militärangehörige von der russischen Seite übergeben worden seien. Sie hatten im Gebiet der inzwischen fast völlig zerstörten Stadt Bachmut gekämpft, wie Selenski sagte. Darunter seien acht ukrainische Offiziere. Viele der zurückgekehrten Militärs hätten zuvor als vermisst gegolten. Selenski machte keine Angaben dazu, wie viele Russen bei dem Austausch am Donnerstag übergeben wurden.
Das wird am Freitag wichtig
Die von Militärexperten erwartete ukrainische Gegenoffensive gegen Russlands Truppen hat nach den Worten von Selenskis Berater Mychajlo Podoljak bereits begonnen. Seine Erklärung dürfte neue Aufmerksamkeit auf die Entwicklung auf dem Schlachtfeld lenken.
Die Europäische Union hat China aufgefordert, auf einen Rückzug Russlands aus der Ukraine hinzuwirken. Die EU erwarte von China, dass es an einem «sofortigen und bedingungslosen Abzug aller russischer Streitkräfte und der gesamten Militärausrüstung» vom gesamten Gebiet der Ukraine arbeite, teilte das Büro des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell am Donnerstag in Brüssel mit. Zuvor hatte Borrells Stellvertreter, Enrique Mora, den chinesischen Sondergesandten für die Ukraine, Li Hui, zu Gesprächen über eine politische Lösung im Ukraine-Konflikt empfangen.
Am Freitag wird Li im Rahmen seiner Europareise zu einem Besuch in Moskau erwartet. In den vergangen Tagen war der Sondergesandte bereits nach Polen, die Ukraine, Frankreich und Deutschland gereist.
In dem Gespräch habe Mora mit Li die Möglichkeiten für einen «gerechten und dauerhaften Frieden» erörtert, hiess es weiter. Der EU-Vertreter habe betont, dass die Ukraine das Recht habe, sich selbst zu verteidigen und dass die EU bereit sei, das Land «langfristig» zu unterstützen. Mora und Li hätten vereinbart, «im Austausch zu bleiben» und weiter auf einen «belastbaren Frieden» in der Ukraine hinzuarbeiten. (AFP)
Russland hat nach eigenen Angaben durch die Entsendung zweier Kampfjets zwei US-Bomber an der «Verletzung» der russischen Staatsgrenze über der Ostsee gehindert. Das Verteidigungsministerium im Moskau teilte am Donnerstag mit, es habe die Maschinen vom Typ Su-27 und Su-35 losgeschickt und «die Luftziele als zwei strategische B-1B-Bomber der US-Luftwaffe» identifiziert.
«Die Verletzung der Staatsgrenze wurde verhindert», erklärte das Ministerium. Nach dem Einsatz seien die russischen Kampfflugzeuge «sicher zu ihrem Luftwaffenstützpunkt zurückgekehrt».
Nach Angaben Moskaus handelt es sich bereits um den zweiten Vorfall dieser Art in nur einer Woche. Am Dienstag soll demnach ein russischer Kampfjet zwei Bomber der US-Luftwaffe über der Ostsee abgefangen haben. Die beiden Maschinen vom Typ B-1B hätten sich «der russischen Grenze genähert», erklärte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag. (AFP)
Russland hat nach Angaben des weissrussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko mit der Verlegung von Atomwaffen nach Belarus begonnen. «Die Verlegung atomarer Kampfstoffe (...) hat schon begonnen», antwortete Lukaschenko am Donnerstag in einem Webvideo auf die Frage einer Journalistin nach den russischen Nuklearwaffen.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte die Stationierung von Atomwaffen im Nachbarland Ende März angekündigt. Damals sagte er in einem Fernsehinterview, er habe mit seinem belarussischen Kollegen Lukaschenko vereinbart, dass Russland und Belarus nun «Dasselbe tun» wie die USA auf dem Gebiet ihrer Verbündeten. Das seit 1994 von Lukaschenko regierte Belarus grenzt nicht nur an Russland und die Ukraine, sondern auch an die EU-Mitgliedstaaten Polen und Litauen. (AFP)
SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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