Thun überrascht den Titelverteidiger
Der FC Thun hat selbstbewussten Worten eine mutige Leistung folgen lassen. Die Oberländer besiegten in der zweiten Cuprunde Titelverteidiger Sion mit 2:1 nach Verlängerung. Pape Omar Faye erzielte die Thuner Tore.
Thuns Murat Yakin ist ein Trainer, der an der Seitenlinie kaum Gefühle zeigt. Ruhig reagiert normalerweise er auf die Leistungen seiner Mannschaft, ob im Erfolg oder in der Niederlage. Gestern, nach dem Cupspiel gegen Sion, zeigte sich Yakin aber von seiner emotionalen Seite. Er schrie seine Freude in den kalten Thuner Abendhimmel, er umarmte Assistenztrainer Eric-Pi Zürcher und Sportchef Andres Gerber. Nach 120 intensiven Cupminuten hatte der FC Thun den amtierenden Cupsieger mit 2:1 besiegt und war in den Achtelfinal vorgestossen. Vom «grössten Moment meiner Trainerkarriere» sprach der 35-Jährige. Wie ein stolzer Vater seine Kinder beobachtete Yakin dabei seine Spieler. Diese liessen sich von den Fans feiern – 3900 Zuschauer hatten den Cup-Coup der Thuner im Lachenstadion verfolgt. Nie spielte Thun diese Saison vor grösserer Kulisse.
Den grössten Applaus erhielt Stürmer Pape Omar Faye. Dem Senegalesen waren beide Thuner Tore gelungen. In der 38.Minute verwertete er – aus offsideverdächtiger Position – die Hereingabe Stefan Glarners zum 1:0. Und nach 12 Minuten der Verlängerung liess er Sions Goalie Andris Vanins mit einem platzierten Flachschuss keine Abwehrchance.
Sion hilflos und passiv
Faye stellte seine Treffsicherheit also auch im Cup unter Beweis. Der 22-Jährige führt bereits die Torschützenliste der Challenge League mit 12 Treffern an. «Darüber, dass ich es gegen Sion mit Super-League-Verteidigern zu tun bekomme, machte ich mir nie Gedanken», sagte Faye nach der Doublette. Mit Unterstützung der Mitspieler sei der Klassenunterschied dann ja auch nicht ins Gewicht gefallen.
Faye bezog sich mit seiner Aussage zwar auf die Abwehr des FC Sion, für den Rest der Walliser Mannschaft galt sie gestern genauso. Es schien, als habe das Team die 0:5-Niederlage im letzten Meisterschaftsspiel in Basel auch nach zwei Wochen noch nicht verkraftet. Der Favorit agierte passiv und liess den Ereignissen ihren Lauf. Zunächst wurde diese Einstellung nicht bestraft. Auch die Thuner warteten erst einmal ab – ganz im Sinne Yakins: «Ich forderte Geduld von der Mannschaft. Wir wollten nicht ins offene Messer laufen.» Die Taktik ging auf – wie beinahe alles bei Thun. Zwar kam Sion in der 63.Minute nach einem Freistoss Alvaro Dominguez' durch das Kopftor Saidu Adeshinas zum Ausgleich. Gleich mit dem 1:1 endete die stärkste Phase der Walliser aber wieder. Sion übte sich erneut in hilfloser Zurückhaltung.
Ramas Anteil am Siegtor
Die Thuner, die vor dem Spiel von der Überraschung mehr als nur geträumt hatten, sahen sich in ihrer Zuversicht bestärkt. Konzentriert und kämpferisch erledigten sie ihre Aufgaben. Es kam die Verlängerung und wenig später der Auftritt von Milaim Rama. Vor zwei Jahren hatte der Stürmer in der 119.Minute das Siegtor zum 2:1 im Viertelfinal gegen Zürich erzielt. Nach seiner Einwechslung gestern, rund eine halbe Stunde vor Ende der regulären Spielzeit, kämpfte Rama vorerst unglücklich. Doch in der 102.Minute löste sich der Routinier im richtigen Moment aus der Sion-Abwehr und wurde von Glarner lanciert. Etwas glückhaft behauptete Rama gegen Obinna Nwaneri den Ball und bereitete Fayes Siegtor vor.
«Thun tat mehr für den Sieg. Das Resultat ist sehr enttäuschend», sagte Sion-Coach Didier Tholot. Nie seit dem FC Wil in der Saison 2004/2005 ist der Titelverteidiger so früh ausgeschieden. Mit der Auslosung der Achtelfinals beschäftigen sich heute also die Thuner – und zumindest Sportchef Gerber träumt von YB als Gegner: «Das gäbe ein volles Stadion und ein tolles Spiel.» Und eventuell eine weitere Feierstunde.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch