Thorberg-Direktor muss Sessel räumen
Der Direktor der Berner Strafanstalt Thorberg ist vorderhand nicht mehr im Amt. Regierungsrat Hans-Jürg Käser verfügte am Montag mit sofortiger Wirkung Caccivios vorläufige Einstellung im Amt.
Neue, übers Wochenende bekannt gewordene Vorwürfe gegen den Thorberg-Direktor haben Käser zu diesem Schritt veranlasst, wie seine Direktion am späten Montagnachmittag mitteilte.
Für Käser haben die Vorwürfe gegen den Direktor eine Dimension angenommen, die «eine ordnungsgemässe und sicherheitsorientierte Führung auf dem Thorberg zurzeit äusserst gefährden». Die Leitung der Strafanstalten Thorberg übernimmt ad interim der aktuelle stellvertretende Direktor Klaus Emch.
Ans Licht gezerrt
Anonyme Vorwürfe, die Caccivios Führungsfähigkeiten in Zweifel ziehen, gibt es offenbar seit Monaten. Im vergangenen Spätsommer liess Käser die Vorwürfe intern untersuchen und stelle «gewisse Schwächen» fest. Interne Massnahmen sollten diese beheben.
Im Januar dann bekam die Öffentlichkeit Wind von der Sache. Zeitungsberichten zufolge, habe Caccivio sich mit Vorwürfen konfrontiert gesehen, dass er mit zwei «Thorberg«-Insassen per Du sei. Der Direktor soll die beiden bevorzugt behandelt haben.
Auch andere Medienschaffende konfrontierten Käser mit ihren Recherchen. Am vergangenen Donnerstag dann trat Käser die Flucht nach vorne an und ordnete eine externe Untersuchung der Vorwürfe an.
Zu den eigentlichen Vorwürfen gegenüber Caccivio gab sich Käser damals eher wortkarg. Der Duz-Vorwurf sei «einer von diversen», die nun unter die Lupe genommen würden, damit endlich Klarheit herrsche, liess sich Käser damals vernehmen.
Pikantes Vorleben
Seither wurde in den Medien teilweise pikante Details zur Affäre Thorberg bekannt. Vor seiner Zeit als Anstaltsdirektor soll Caccivio bezahlte sexuelle Kontakte mit einer Drogenprostituierten in Biel gehabt haben. Damals soll Caccivio im Bieler Lokal Yucca verkehrt haben, einer sozialen Einrichtung, wo sich Drogenabhängige trafen.
Weiter wird ihm vorgeworfen, er habe Akten aus einem Dossier entfernt, die Hinweise auf sein Vorleben enthielten.
Schliesslich soll Caccivio einem als «Schläger von Schüpfen» bekannten Anstaltsinsassen, Spross einer Künstlerfamilie, ein von ihm gemaltes Bild abgekauft haben.
Die externe Untersuchung wird nun zeigen müssen, was an den Vorwürfen dran ist und wie sie allenfalls zu bewerten sind.
Umschwung am Montag
Von Käsers Seite hiess es zunächst, er wolle an Caccivio festhalten, bis Ergebnisse der externen Untersuchung vorliegen.
In einem Interview mit der «Berner Zeitung» liess sich Käser am Montag vernehmen, Caccivios Führungsfähigkeit sei nach den Medienberichten der letzten Tage nicht mehr voll gegeben. Am späten Montagnachmittag dann kam die Mitteilung aus Käsers Direktion, Caccivio sei vorläufig «in seinem Amt eingestellt».
Eine vorläufige Einstellung im Amt kann aus übergeordnetem Interesse ausgesprochen werden. Dafür reichen Hinweise auf Kündigungsgründe. Weiter kann eine solche Einstellung auch verfügt werden, wenn einer weiteren Amtsausübung erhebliche öffentliche Interessen entgegenstehen, wie aus dem kantonalen Personalgesetz hervorgeht.
Der jüngste, prominente Fall einer solchen Einstellung im Amt ist der Arbeitskonflikt im Jahr 2012 an den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) rund um Psychiatrieprofessor Werner Strik. Dieser kehrte nach langen Hin und Her auf seinen Posten zurück.
Seit gut zwei Jahren im Amt
Georges Caccivio übernahm das Amt des Direktors 2011 von seinem langjährigen Vorgänger Hans Zoss. Caccivio war vor seiner Ernennung unter anderem sechs Jahre als Stabschef im Amt für Freiheitsentzug und Betreuung tätig.
Die Strafanstalten Thorberg auf einem Felsen hoch über Krauchthal BE verfügen über rund 180 Plätze und dienen dem geschlossenen Vollzug von Strafen und Massnahmen. Rund 120 Mitarbeiter sind auf dem «Thorberg» tätig.
In der Strafanstalt Thorberg ist vor rund 20 Jahren bereits einmal ein Direktor über die Bevorzugung eines Häftlings gestolpert: Urs Clavadetscher soll dem damals prominenten Häftling Bruno Zwahlen (Mord in Kehrsatz) unrechtmässige Privilegien gewährt haben.
SDA/cla
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