Teurer Kampf gegen das Wasser
Stefan Derendinger wurde immer wieder von Überschwemmungen getroffen. Nun wollen die Gemeinden Rümligen und Kaufdorf einen Damm bauen. «Für mich kommt er zu spät», sagt der Spengler.
Stefan Derendinger steht im hohen Gras bei der Spenglerei und zeigt den Hang hinauf. «Wenn es da oben einen See gibt, ruft mich die Feuerwehr an.» Dann dauere es noch 15 Minuten, bis das Wasser bei ihm unten sei. Er hat das schon mehrmals erlebt. «In zwanzig Jahren hat mich viermal ein Hochwasser getroffen.»
Derendinger erwarb das Gebäude 1992 von seinen Eltern und richtete darin eine Spenglerei ein. Es befindet sich oberhalb von Kaufdorf an der Kantonsstrasse und auf Rümliger Gemeindegebiet. Das Gebäude liegt in einem Graben, weshalb das Wasser aus dem Hermiswilbach immer wieder den Weg zu ihm findet.
Wasser in der Werkstatt
Das Problem ist bekannt: Wegen des grossen Einzugsgebiets auf dem Längenberg schwillt der Hermiswilbach bei heftigem Regen innert Minuten an. Jetzt wollen die Gemeinden Kaufdorf und Rümligen handeln. Ende März stellten sie ein Hochwasserschutzprojekt vor, das fast eine Million Franken kostet.
Herzstück ist ein 5 Meter hoher und 44 Meter breiter Damm unterhalb von Hermiswil. Das Projekt befindet sich derzeit in der Mitwirkung und muss noch genehmigt werden. «Es ist gut, dass die Gemeinden handeln», sagt Derendinger zwar. «Aber für mich kommt das Projekt zwanzig Jahre zu spät.»
Es sei richtig, dass schon lange von Schutzmassnahmen gesprochen werde, sagt der Kaufdorfer Gemeinderat Sven Heinitz (SVP). «Aber es gab nie so grosse Unwetter wie 2010 und 2014, als viele Liegenschaften massiv beschädigt wurden.» Das Projekt komme sicher nicht zu spät und werde auch die Spenglerei schützen.
Derendinger hat aber längst selber gehandelt. Denn 2007 war die Spenglerei gleich zweimal überschwemmt worden. «Das Wasser floss zentimeterhoch durch die Werkstatt, die Verwüstung war immens», sagt Derendinger. Die Gebäudeversicherung, die stets kulant gewesen sei, habe nun Druck gemacht.
Viel Geld investiert
Also baute der Spengler eine neue, höhere Stützmauer. Er schützte die Hauswand mit einem 5 Meter tiefen Kiesstreifen. Und er baute am Gebäude entlang eine Abflussröhre mit 60 Zentimetern Durchmesser. Sie leitet das Wasser von der Rückseite des Gebäudes auf den Vorplatz. «Das alles kostete mich 250'000 Franken», sagt Derendinger. Ausser von der Bank habe er keine Hilfe erhalten.
«Er war unzufrieden und hat sich bei uns gemeldet», bestätigt der Rümliger Gemeindepräsident Martin Studer (SP). «Punktuell konnten wir aber nichts machen und Stefan Derendinger nicht helfen.» Dafür gebe es jetzt das umfassende Schutzprojekt der Gemeinden.
Immerhin: Derendingers Investitionen zahlten sich aus. «Bei den Unwettern 2010 und 2014 hatte ich nur noch kleinere Schäden.» Die Gewalt des Wassers spürte er trotzdem: Es spülte Tonnen von Kies aus dem Streifen vor der Hauswand auf den Vorplatz. «Der war voller Kies.» Ausserdem sorgte das Wasser nun für teure Schäden an der Kantonsstrasse.
«Früher hatte ich schlaflose Nächte», sagt Derendinger. «Denn die Spenglerei ist mein Lebenswerk.»
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