Terrorgruppe droht Londons Banken in die Luft zu sprengen
Eine nordirische Splittergruppierung der IRA droht mit Anschlägen auf das Wirtschaftszentrum Londons. Eine Strategie, die bereits in den 1990er-Jahren in die Tat umgesetzt wurde.
Die nordirische Real IRA, eine Splittergruppe der paramilitärischen Organisation Provisional Irish Republican Army, hat mit neuen Anschlägen auf die britischen Banken und deren Mitarbeiter gedroht und versucht damit den Friedensprozess in Nordirland zu untergraben.
In einem Interview mit dem britischen «Guardian» droht sie britische Banken und ihre Mitarbeiter im Zentrum Londons in die Luft zu jagen. Die Finanzinstitute seien ein Pfeiler von Grossbritanniens kolonialem und kapitalistischem System, das Millionen von Opfern gefordert habe. Es handelt sich um die erste grössere politische Stellungnahme der Real IRA.
«Es ist doch offensichtlich: Die Banker schmiegen sich bei den Politikern ein, und die Politiker helfen den Banken mit öffentlichen Geldern aus der Patsche. Die Banker wiederum erhalten dicke Boni-Zahlungen, die sie wiederum der Öffentlichkeit mit viel Zins ausleihen», erklärte ein Vertreter der Real IRA auf eine schriftliche Anfrage des «Guardian» die Drohungen. Die Splittergruppe bildete sich 1997 heraus, nachdem die Provisional IRA in Friedensverhandlungen für Nordirland eingewilligt hatte. Die Real IRA bekämpft seither mit aller Härte die Bemühungen um einen Kompromiss in Nordirland.
Kein Vergleich mit der Muttergruppierung
Seit 1998 lässt die Splittergruppe in unregelmässigen Abständen sowohl in Grossbritannien wie auch in Nordirland Autbomben hochgehen. In diesem Frühjahr hat sie die Verantwortung für die Ermordung von zwei britischen Soldaten übernommen.
Dennoch haben Sicherheitsexperten in Nordirland Zweifel an der Schlagkraft der Real IRA, wie der «Guardian» schreibt. Ihr fehle es an den logistischen Ressourcen ihrer Muttergruppierung, die Anfang der 1990er-Jahre mit Bombenanschlägen in der City of London und 1996 in der Canary Wharf im Süden Londons die Hauptstadt in Angst versetzte.
Die Polizei schätzt, dass die Real IRA heute über rund hundert Aktivisten verfügt. Die Organisation hat sich einen unrühmlichen Namen gemacht, oppositionelle Stimmen in nationalistischen Arbeiterquartieren in Nordirland mit Gewalt zum Verstummen zu bringen. Alleine in der nordirischen Stadt Derry sind in den letzten 18 Monaten zwei Dutzend Menschen von der Splittergruppierung getötet worden.
Ein Auffangbecken für die Frustrierten
Ihren kompromisslosen Stil bezeichnen die Kritiker als «Raubein-Justiz». Andere Stimmen unterstreichen, dass viele Katholiken in Nordirland weiterhin von der britischen Polizei benachteiligt behandelt werden und die Real IRA dadurch zu einem Auffangbecken für alle frustrierte Nationalisten geworden ist.
1998 begann in Nordirland ein Friedensprozess, der drei Jahrzehnte des offenen Konfliktes zwischen Protestanten und Katholiken beendete. Die Splittergruppen der IRA versuchen derweil mit Attentaten die weiterhin labile Situation aus dem Gleichgewicht zu bringen.
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