Gewaltaufrufe im NetzTelegram sperrt 64 Kanäle in Deutschland
Der umstrittene Messengerdienst lenkt nach monatelangem Druck der deutschen Regierung ein. Die Innenministerin bekräftigt, dass sie gegen das Unternehmen weiterhin hart durchgreifen will.

Nach massivem Druck der deutschen Regierung auf Telegram geht das Unternehmen in Deutschland erstmals spürbar gegen Hass und Hetze im Netz vor. Nach Informationen der «Süddeutschen-Zeitung» hat Telegram in den vergangenen Tagen insgesamt 64 Kanäle gesperrt. Dazu zählen Sicherheitskreisen zufolge auch die des Antisemiten und Verschwörungsideologen Attila Hildmann. Die Schliessung sei auf Druck des Innenministeriums und des Bundeskriminalamts (BKA) zurückzuführen, hiess es weiter. Das BKA habe entsprechende Löschersuche an Telegram versandt. Insgesamt 64 seien nun berücksichtigt worden.
Am Freitag wurden zudem weitere Details der Kontakte zwischen Telegram und der deutschen Regierung bekannt. Am Donnerstag kam es den Angaben zufolge zu einem zweiten Gespräch auf Arbeitsebene zwischen Regierung und Telegram. Die Regierung und das Unternehmen wollten «weiterhin in einem engen Austausch bleiben», hiess es nach den Gesprächen. Das habe Unternehmensgründer Pavel Durov bereits im ersten Gespräch zugesichert, an dem er selbst teilgenommen habe.
«Dieser Druck wirkt»
Innenministerin Nancy Faeser machte deutlich, dass sie im Fall Telegram weiter durchgreifen will. «Wir erleben auf Telegram immer neue Wellen des Hasses und der Bedrohungen gegen Menschen und gegen unsere Demokratie», sagte sie der SZ. «Dagegen handeln wir schnell und konsequent.» Sie werde weiter darauf drängen, dass das Unternehmen seiner Verantwortung und den gesetzlichen Pflichten nachkomme, erklärte sie. «Telegram darf nicht länger ein Brandbeschleuniger für Rechtsextreme, Verschwörungsideologen und andere Hetzer sein. Morddrohungen und andere gefährliche Hassposts müssen gelöscht werden und deutliche strafrechtliche Konsequenzen haben.»
Telegram wird unter anderem von radikalen Impfgegnern und Querdenkern genutzt, um sich für Proteste gegen die Corona-Massnahmen zu vernetzen. Der Thüringer Verfassungsschutz hatte zuletzt etwa beklagt, dort würden besonders viele konkrete Umsturzfantasien verbreitet. Die Plattform nutzten auch zahlreiche Rechtsextremisten. Im Dezember hatten Telegram-Nutzer in einem Chat darüber geschrieben, den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer wegen seiner Corona-Politik töten zu wollen.
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