Tausende vergnügten sich auf autofreien Strassen in Bern
Teile der Stadt Bern waren am Sonntag autofrei. Verschiedene Plätze, die üblicherweise befahren sind, wurden aus diesem Anlass anders genutzt. Unter anderem wurden der Bevölkerung Konzerte sowie ein Spiel- und Sportprogramm geboten.
Menschen, die auf sonst viel befahrenen Strassen mit Rollschuhen herumfahren oder die auf Liegestühlen Live-Musik geniessen und dazu etwas trinken: So präsentierte sich am Sonntag ein guter Teil der Berner Innenstadt. Denn in der Bundesstadt war autofreier Sonntag.
Die Stadt Bern schätzte die Zahl der Menschen, welche sich zwischen 9 Uhr morgens und 6 Uhr abends auf den autofreien Strassen und Plätzen für das von der Stadt angebotene Programm interessierten, auf über 25'000. Sie sprach in einer Mitteilung von einer friedlichen Veranstaltung ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Vier Plätze hatte die Stadtregierung für den motorisierten Individualverkehr sperren lassen, ebenso wie jeweils die Strassen oder einen Korridor dazwischen. Der Eigerplatz war beispielsweise ein grosser Spielplatz für Jung und Alt, der Thunplatz eine Sportstätte, und auf dem Bundesplatz traten mehrere Musikgruppen auf.
Bern wollte den autofreien Tag nicht mit dem Mahnfinger begehen, sondern ein stimmungsvolles Volksfest organisieren. «Unser Ziel ist erreicht: Wir wollten aufzeigen, dass der autofreie Sonntag nicht einschränkt, sondern neue Möglichkeiten schafft», liess sich der zuständige Berner Gemeinderat Reto Nause im Communiqué zitieren.
Erst 2013 wieder vorgesehen
Dabei hätte die Stadtregierung den autofreien Tag eigentlich gar nicht durchführen wollen: Im vergangenen Jahr strich sie die Kosten aus dem Budget. Es war schliesslich das Stadtparlament, das die Stadtregierung dazu zwang.
Die Stadt Bern hat nun 370'000 Franken für die Organisation ausgegeben. Rund 150 Personen standen laut dem Leiter des städtischen Amts für Umweltschutz, Adrian Stiefel, für Organisation, Sicherheit und Logistik im Einsatz.
Laut Nause war Berns autofreier Sonntag in dieser Form und mit dem getätigten Aufwand nicht nur im Kanton, sondern auch landesweit eine Premiere. «Meines Wissens hat so etwas auch in den 1970-er Jahren nie stattgefunden.»
Um 10.30 Uhr hatte er den Anlass mit einer Rede offiziell eröffnet. Den autofreien Sonntag bezeichnete er darin als «Beitrag zur Lebensqualität unserer Stadt». Nause möchte einen derartigen Anlass gerne wiederholen: «Es würde mich freuen, wenn sich der autofreie Sonntag als kleine Tradition etablieren würde». Diese Meinung teilte wohl der Grossteil des Publikums auf dem Bundesplatz: «So etwas muss man mehr machen», erzählte ein Besucher, ein anderer bezeichnete das Volksfest als «Bereicherung für Bern».
Obwohl sich das Berner Stadtparlament eigentlich für zwei autofreie Sonntage pro Jahr ausgesprochen hat, ist für dieses und das nächste Jahr Schluss damit. Erst für 2013 hat der Berner Gemeinderat wieder einen autofreien Sonntag im Finanzplan vermerkt, wie Nause am Sonntagabend der Nachrichtenagentur sda sagte.
Die GFL Stadt Bern zeigte sich in einem Communiqué vom Erfolg des Experiments «Autofreier Sonntag» begeistert und sprach von einem «grossen Erfolg». Sie wünschte sich eine baldige Wiederholung des Anlasses. Die Zeit dafür sei reif und die Akzeptanz gross.
Kritik von der FDP Kirchenfeld
Doch nicht alle Bernerinnen und Berner hatten Freude am autofreien Sonntag. Die Sektion Bern-Kirchenfeld/Brunnadern der FDP.Die Liberalen der Stadt Bern spracht in einer Mitteilung vom Sonntag von einem «autofreien Zwang mit ungenügender Bilanz».
Die Vollsperrung der Berner Monbijoubrücke habe zu Umwegverkehr geführt und zusätzliche Emissionen verursacht. Festaktivitäten zu organisieren, habe auch nichts mit Umweltschutz zu tun.
Wer wollte, konnte bei der Stadt Bern ein Ausnahmegesuch für die Benutzung des Autos am autofreien Sonntag einreichen. Das taten schliesslich etwa 40 Personen oder Organisationen, wie Stiefel am Sonntagabend sagte. Gesuchsteller war unter anderem die Spitex. Stiefel hatte viel mehr Gesuche erwartet.
SDA/chh
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