Tausende Flüchtlinge kehren nach Kirgisien zurück
Wenige Tage vor einem Referendum für eine Verfassungsreform in Kirgisien kehren Tausende usbekische Flüchtlinge in ihre ausgebrannten Häuser im Süden des Landes zurück.

Die usbekische Armee sprach von etwa 5000 Vertriebenen, die am Dienstag freiwillig die Grenze nach Kirgisien überquert hätten. Ein kirgisischer Grenzbeamter sagte, seit Montag seien etwa 6000 Flüchtlinge aus dem benachbarten Usbekistan zurückgekehrt. Damit dürften allerdings immer noch hunderttausende Usbeken auf der Flucht sein.
Auch deshalb wuchs in Kirgisien die Kritik an der Übergangsregierung, die trotz der unübersichtlichen Lage an dem für Sonntag geplanten Referendum über eine Verfassungsreform festhält.
Die Vereinten Nationen riefen die Übergangsregierung auf, die zurückkehrenden Flüchtlinge zu schützen und für deren Sicherheit zu sorgen. «Es gibt immer noch viel Hass», sagte der UNO-Sondergesandte Miroslav Jenca in der südkirgisischen Stadt Osch bei der Übergabe von 40 Tonnen Medikamenten an ein Spital. «Es wird eine grosse Herausforderung für die Übergangsregierung und die Behörden, sichere Bedingungen zu schaffen und den Usbeken zu zeigen, dass sie willkommen sind.»
Erste Strafprozesse
In Reaktion auf die ethnischen Unruhen im Süden Kirgisiens hat die kirgisische Justiz erste Strafprozesse wegen Mordes und Bandenkriminalität eingeleitet. In der Umgebung der Stadt Jalalabad, die in den vergangenen Wochen Schauplatz von Gewaltexzessen war, nahm eine Sondereinheit der Polizei zudem mehrere Männer aus dem benachbarten Tadschikistan fest.
Sie stünden im Verdacht, als Heckenschützen im Sold mächtiger kirgisischer Drogenbarone an Massakern auch in der Stadt Osch beteiligt gewesen zu sein. Das sagte ein Behördensprecher in der Hauptstadt Bischkek am Dienstag nach Angaben der Agentur Akipress.
In Osch hatte die Gewaltwelle am 10. Juni ihren Anfang genommen, als maskierte Attentäter Häuser der usbekischen Minderheit mit koordinierten Anschlägen ins Visier nahmen. Bei den darauffolgenden Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken starben offiziellen Angaben zufolge mindestens 250 Menschen.
Sorge vor Ausbreitung der Gewalt
Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa schloss aber nicht aus, dass die Zahl der Toten zehn Mal höher sein könnte. Die Gewalt schürte Sorgen vor einem Übergreifen der Unruhen auf den Norden des Landes und auch in benachbarte Staaten. Die USA und Russland nutzen strategisch wichtige Militärstützpunkte in Kirgisien.
Wegen der Unruhen ergriffen rund 400'000 Usbeken die Flucht, davon ein Viertel ins Nachbarland. Die übrigen verbarrikadierten sich meist in ihren Stadtteilen, um sich vor weiteren Überfällen zu schützen.
SDA/mt
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch