«Syrien ist zurzeit gut für Shopping»
Schmuggel und Immobilien: Wer besonders dreist und skrupellos ist, kann nun in Syrien Kasse machen. Auch wegen der Sanktionen durch westliche Staaten.

Der Bürgerkrieg bringt Syrien Leid und Elend. Angehörige beklagen viele Tote, Tausende wurden verletzt, Zehntausende sind auf der Flucht. Aber so geschmacklos es auch klingt: Die anhaltende Gewalt bringt auch Gewinner hervor.
Zum Beispiel die Shabiha-Milizen, die Schläger und Mörder des Regimes. Ihnen wird das Massaker in Hula angelastet, der bisherige Höhepunkt des Blutvergiessens. Die Miliz, die fast ausschliesslich aus Angehörigen der Alawiten besteht, bedankt sich nun für die jahrelange Unterstützung durch das Regime. Laut dem «Telegraph» sei die Shabiha ursprünglich eine Mafia gewesen, die ihr Geld mit Schutzgelderpressungen gemacht habe. Später, in den 1980er-Jahren, ist der Schmuggel zwischen Syrien und Libanon immer wichtiger geworden. Ein Resultat davon war eine Armee von unterbeschäftigten, armen, aber gewaltbereiten Alawiten, wie al-Arabiya schreibt.
Schon lange vor dem aktuellen Aufstand war die Shabiha-Miliz für das Regime aktiv. Eine Alawitin sagt gegenüber dem «Telegraph»: «Jedes Mal, wenn es Unruhen gab, sind die Milizionäre auf die Strasse gegangen und haben sie für die Regierung gestoppt. Sie haben den Leuten Arme und Beine gebrochen.» Die Frau, deren Cousins der Shabiha-Miliz angehören, erklärt: «Sie würden für Bashar (al-Assad) bis zum Tod kämpfen. Es ist normal, dass sie ihre religiöse Gruppe verteidigen.» Präsident al-Assad gehört auch zu den Alawiten, die sich im neunten Jahrhundert von den Schiiten abspalteten. Sie machen etwa 12 Prozent der Bevölkerung Syriens aus und besetzen Schlüsselpositionen im Staat und besonders in der Armee.
Gasflaschen kosten 34-mal mehr
Das Regime verneint eine direkte Beziehung zur Shabiha-Miliz, es wird jedoch angenommen, dass reiche Geschäftsleute sie finanzieren, schreibt der «Telegraph». Diese Männer sind die eigentlichen Stützen des Regimes. Und einige von ihnen gehören – bisher – zu den Kriegsgewinnern, schreibt «Spiegel online»; auch dank der Sanktionen der EU. Das Embargo auf Erdölprodukte hat Diesel und Gas in Syrien verknappt. In der Folge explodierten die Preise. Für Gasflaschen betrügen sie das 34-Fache des Niveaus vor dem Aufstand. Bei den Leuten, die den Schmuggel in den Händen halten, klingeln die Kassen.
Auch mit Immobilien lassen sich zurzeit Geschäfte machen – unter der Bedingung, dass das Regime letztlich die Oberhand behält. Unter den Angehörigen der Mittelklasse müssen angesichts der desolaten Wirtschaftslage immer mehr ihre Häuser verkaufen. Sie bieten sie den Superreichen an. Diese können auf Zeit spielen und sich die Perlen zu Schnäppchenpreisen sichern. «Ein Top-Standort ist und bleibt ein Top-Standort», zitiert «Spiegel online» einen Mann, der zuletzt ein Restaurant in der Altstadt von Damaskus gekauft habe. Den Grossteil seines Vermögens halte der Christ in ausländischen Devisen, die er in Dubai angelegt habe. Mit sinkendem Kurs des syrischen Pfundes werden für ihn die Käufe in Syrien damit noch günstiger. «Syrien ist zurzeit gut für Shopping», sagt denn auch der reiche Geschäftsmann, der zu Assad hält und hofft, der Aufstand sei in einem Jahr beendet.
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