Swisscom wird zum Datenkraken
Die Swisscom will künftig ihren Kunden personalisierte Angebote zustellen. Dazu will sie eine breit angelegte Datensammlung über jeden Nutzer erstellen. Die Swisscom startet automatisch damit, ausser der Kunde klinkt sich aus.

Kundendaten gelten als das Gold des digitalen Zeitalters. Inskünftig will die Swisscom eine riesige Datensammlung aufbauen. Das geht aus den neuen allgemeinen Geschäftsbedingungen hervor, welche die Swisscom in diesen Tagen ihren Kunden zugestellt hat. Darin teilt sie mit, dass sie nun mit dem Sammeln der Daten für Marketingaktivitäten begonnen hat.
Bei Kunden, die nichts tun, beginnt die Swisscom wie ein Krake Daten zu sammeln. Wer nicht möchte, dass seine Daten für Marketingzwecke verwendet werden, muss sich ausdrücklich auf der Internetseite der Swisscom abmelden. Das Unternehmen macht sich mit diesem Vorgehen die Tatsache zunutze, dass die meisten Konsumenten träge sind und sich nur ein kleiner Teil von ihnen diese Mühe machen wird.
Der grosse Datenhunger
In der allgemeinen Datenschutzerklärung für Privatkunden führt die Swisscom auf, was sie alles registrieren möchte. Die Sammlung ist ziemlich umfassend. Hier ein paar Beispiele von Daten, welche die Swisscom sammeln will:
Art und Umfang der Nutzung der Produkte und Dienstleitungen der Swisscom;
Adresse der Website, von der ein Kunde auf die Internetseite der Swisscom gekommen ist;
Haushaltsgrösse, Einkommensklasse und Kaufkraft, Einkaufsverhalten; diese Daten will die Swisscom von Datenlieferanten und Adresshändlern kaufen;
Daten über das Surfverhalten und über Interessen; diese Informationen will die Swisscom von anderen Betreibern von Internetseiten und von Onlinenetzwerken beschaffen.
Immerhin: Es gibt auch Daten, auf die die Swisscom nicht zugreift. Zum Beispiel Inhaltsdaten wie Texte in SMS-Nachrichten.
Mit all diesen Daten will die Swisscom «auf Ihre Kundenbedürfnisse besser abgestimmte Werbung und Angebote» unterbreiten können. Die Swisscom will diesen Datenberg allen Konzerngesellschaften zur Verfügung stellen. Besonders für die Onlinehandelsplattform Siroop – eine Art Schweizer Amazon – dürften diese Daten von höchstem Interesse sein.
Anonyme Auswertungen
Doch damit nicht genug. Die Swisscom will ihren Datenschatz weiter vergolden, indem sie anonymisierte Daten externen Werbevermarktungsfirmen zur Verfügung stellt. Diese wiederum können die Swisscom-Daten dank der anonymen Internetzugangsnummer – der sogenannten IP-Adresse – mit ihren Daten verknüpfen. Daraus entsteht ein Eldorado für Datenanalytiker.
Die Sammelwut der Swisscom steht auch im Zusammenhang mit der Gründung des Werbevermarktungsunternehmens Admeira, welches sie zusammen mit der SRG und dem Verlagshaus Ringier gegründet hat. Das Ziel dieses Unternehmens ist es, den Nutzern von Internetseiten oder den Fernsehzuschauern eines Tages Werbung einzuspielen, für welche sich der Kunde mit einer hohen Wahrscheinlichkeit interessiert. Geht dieser Plan auf, werden eines Tages Eltern von Kleinkindern gezielt mit Werbung für Windeln bespielt werden. Oder Männer über 35 werden mit Spots für Heimwerkermärkte bedacht.
Und noch einen weiteren Datenschatz will die Swisscom heben. Sie verfügt von ihren Mobilfunkkunden über Standortinformationen ihrer Nutzer. Diese will sie für anonymisierte Datenanalysen verwenden. Da die Swisscom einen hohen Marktanteil hat, lassen sich anhand dieser Daten beispielsweise Verkehrsströme zuverlässig berechnen (wir berichteten).
Kunden haben Einsichtsrecht
Immerhin weist die Swisscom die Kunden auf ein paar ihrer Rechte hin. So können sie schriftlich und unentgeltlich Auskunft darüber verlangen, welche Daten die Swisscom über sie gesammelt hat. Stellen sie dabei Fehler fest, können sie eine Korrektur verlangen. Das ist indes kein Entgegenkommen der Swisscom: Diese Rechte der Kunden sind im Datenschutzgesetz verankert.
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