SVP-Politiker wurden aus der Reitschule geworfen
Noch vor einer Woche war SVP-Jungpolitiker Nils Fiechter bei der Übergabe der Unterschriften für die Anti-Reitschule-Initiative beteiligt. Am Samstag wollte er sich in der Reitschule ein Bier gönnen – und wurde rausgeschmissen.

«Doppelmoral Level 5000!» schrieb die Reitschule Bern am Sonntagabend auf ihrer Facebook-Seite. Und veröffentlichte im selben Post zwei Bilder des JSVP-Politikers Nils Fiechter. Das erste Foto zeigt Fiechter neben Erich Hess beim Überreichen der Unterschriften für die Initiative «Keine Steuergelder für die Berner Reithalle» vor einer Woche. Auf dem zweiten Bild ist Fiechter im Restaurant Sous le Pont in der Berner Reitschule zu sehen. Damit war der aktuellste Shitstorm im Zusammenhang mit dem Berner Kulturzentrum lanciert. Fiechter, seines Zeichens Präsident des JSVP Kreisverbandes Frutigen - Niedersimmental, bezeichnete den Vorfall wenig später gar als «Skandal». Was war geschehen?
Doppelmoral Level 5000!Nils Fiechter, Junge SVP Kanton BernBild 1, 11.03.16: Übergabe der Unterschriften für die...Posted by Reitschule Bern on Sunday, March 20, 2016
Offenbar hatte sich Fiechter am Samstagabend zusammen mit Parteikollege Andreas Gerber entschieden, in die Berner Reitschule in den Ausgang zu gehen. Dies schreibt er zumindest in einer Stellungnahme auf Facebook. Sie seien eingeladen worden, am Samstagabend das Kulturzentrum zu besuchen. Dieser Einladung seien sie nachgekommen, indem sie sich im «Tojo» in der Reitschule ein Konzert des Frauenchors angehört hätten. «War übrigens eine tolle Vorstellung», merkt Fiechter in einer Klammerbemerkung an.
Mehr Lorbeeren werden allerdings nicht verteilt. Im Gegenteil: Als Fiechter und Gerber im Anschluss an das Konzert sich im «Sous le Pont» ein Getränk hätten gönnen wollen, seien sie von «vier grossgewachsenen, mürrisch blickenden Reitschülern» umzingelt worden. Ihnen sei anschliessend befohlen worden, das Gebiet der Reitschule unverzüglich zu verlassen: «Wir wurden unter Gewaltandrohung aus der Reitschule geworfen!», so Fiechter. Nicht einmal mehr ihre Getränke hätten sie austrinken dürfen. Beim Verlassen der Reitschule sei ihnen nachgespuckt worden, es sei ihnen «Nazi- und Rassistenschlämperlig» angehängt worden, erläutert Fiechter, bevor er die Bilanz seines Reitschul-Besuchs bekanntgibt: «Für uns ist jetzt fertig lustig. Die Reithalle gehört schnellstmöglich geschlossen!»
Meinungs-HickHack auf Facebook
Auf Fiechters Version der samstagabendlichen Geschehnisse reagierte die Mediengruppe der Reitschule mit einem von Ironie geprägten Kommentar: Die paar Franken für Bier und Cola würde ihnen die Reitschule natürlich zurückerstatten, die Herren Fiechter und Gerber sollen ihnen doch die Kontoangaben schicken. Ansonsten wünsche die Reitschule den SVP-Politikern «Erfolg auf der Suche nach einer anderen, passenderen Stammbeiz».
Viele Kommentatoren begrüssen zwar grundsätzlich Fiechters Bereitschaft, sich selbst ein Bild von der viel kritisierten Reitschule zu machen, bemängeln aber den Zeitpunkt, an dem sich Fiechter für einen Augenschein im Kulturzentrum entschieden hat: Es könne ja nicht sein, dass man sich erst nach der Einreichung einer Initiative dafür entscheide, sich die kritisierte Institution einmal selbst anzuschauen. «Politisieren Sie immer so, Nils Fiechter: drauf hauen und anschliessend fragen, was es war?», schreibt etwa eine Userin.
Ansonsten werden die üblichen Parolen verkündet: «Gewalt, Drohungen Intoleranz, kein Anstand und Respekt... Höchste Zeit, diese Baracke zu schliessen!», heisst es von rechts, «SVP ist keine Gesinnung, sondern Hass und Populismus», von links.
Beim Durchlesen der Posts, Stellungnahmen und Kommentare wird klar: Sowohl die Reitschüler als auch die SVPler wollen den Vorfall möglichst zu Gunsten ihrer Interessen instrumentalisieren. Ob die Geschichte noch ein Nachspiel haben wird, ist nicht sicher. Wegen Androhung von Gewalt und unerlaubtem Fotografieren will Andreas Gerber jedoch «mal rechtliche Schritte prüfen».
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