Stuxnet-Wurm weit gefährlicher als bislang gedacht
Experten sind sich sicher, dass es sich beim Computervirus um die bislang grösste Bedrohung für alle möglichen Industrien weltweit handelt.

Zuerst schien es so, als ob es der geheimnisvolle Stuxnet-Wurm nur auf die iranischen Atomindustrie abgesehen habe. Inzwischen sind sich Experten aber sicher, dass es sich bei diesem Computervirus um die bislang grösste Bedrohung für alle möglichen Industrien weltweit handelt. Dies wurde bei einer Senatsanhörung in Washington deutlich.
Der äusserst komplexe Code des Wurms ermögliche es ihm nicht nur, in fremde Systeme zur Steuerung von Industrieanlagen einzudringen und den Produktionsprozess und andere Bereiche zu manipulieren, sondern er verfüge auch über die Möglichkeit, wichtige Daten völlig unbemerkt zu stehlen. Die Auswirkungen dieses Computerwurms auf die reale Welt, gingen über alles hinaus, «was wir in der Vergangenheit gesehen haben», sagte Dean Turner, Direktor des Global Intelligence Network von Symantec.
Urheber unklar
Sicherheitsexperten und US-Regierungsvertreter erklärten vor den Senatoren, es sei immer noch unklar, wer hinter Stuxnet stecke. Vieles deutet darauf hin, dass er vor allem gegen die iranischen Atomanlagen gerichtet war. Turner erklärte, bis Anfang November seien weltweit 44'000 Infektionen mit Stuxnet bekannt geworden, 1600 davon in den USA. 60 Prozent entfallen aber auf den Iran, wobei auch Rechner von mehreren Angestellten des Atomkraftwerks Buschehr betroffen waren.
Sean McGurk, der amtierende Direktor des Zentrums für Internetsicherheit des US-Heimatschutzministeriums, warnte, Angreifer könnten Informationen, die jetzt über Stuxnet öffentlich gemacht würden, dazu nutzen, um Abwandlungen für andere Industrien zu entwickeln. Dies könne alles mögliche sein, von der Herstellung von Chemikalien bis zu Babynahrung. «Dieser Code kann automatisch in ein System eindringen, die Formel für ein Produkt stehlen, die Bestandteile für das eigentliche Produkt verändern und dem Betreiber und auch einer Antiviren-Software anzeigen, dass alles normal funktioniert.»
Auf Steuerungsanlagen mit Windows abgesehen
Stuxnet richte sich speziell gegen Steuerungsanlagen mit dem Betriebssystem Windows und einem Kontrollsystem von Siemens, sagte McGurk. Dies Kombination werde in vielen wichtigen Bereichen genutzt, vom Automobilbau bis zur Chemikalienproduktion. Der Virus sei so ausgefeilt, erklärte Turner, dass er schon ziemlich einzigartig sei. Es gebe nicht viele Personen, die in der Lage seien, eine ähnliche Bedrohung zu schaffen.
Die Industrie werde zunehmend anfällig für den Stuxnet-Wurm, wurde auf der Anhörung kritisiert, weil Netzwerke und Computersysteme vereinheitlicht würden, um die Effizienz zu erhöhen. Angesichts dieser wachsenden Gefahr müssten die Befugnisse der Regierung ausgeweitet und Vorschriften erlassen werden, um die Sicherheit von Industrieanlagen zu gewährleisten, forderten Experten. US-Senator Joe Lieberman kündigte an, die entsprechende Gesetzgebung werde ab Januar zu den Prioritäten des Senats in Washington gehören.
dapd/ah
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