Streit um Fahrverbot gegen Pendler
Der Gemeinderat möchte den Pendlerverkehr in Oberlindach mit einem temporären Fahrverbot einschränken. Das scheitert wohl am Widerstand der Nachbargemeinden.

Der Verkehr in Oberlindach ist seit Jahren ein Dauerthema. Vor allem zu den Pendlerspitzen am Morgen und am Abend nutzen Autofahrende aus den Regionen im Norden Berns Diemerswil- und Buchsistrasse, um den Staus auf der Autobahn im Raum Schönbühl/Grauholz auszuweichen.
Die Anwohner verlangen schon lange Gegenmassnahmen. In den 1990er-Jahren reichten sie eine Petition mit über 100 Unterschriften ein. Passiert ist aber wenig. Im Herbst 2018 machte die lokale SVP wieder Druck und verlangte Gegensteuer bei diesem «Evergreen», wie sich Parteipräsident und Anwohner Marc Aeberhard damals ausdrückte.
Nun ist wieder Bewegung ins Thema gekommen. Der Gemeinderat Kirchlindach schlug vor, die beiden Gemeindestrassen in die Nachbardörfer Diemerswil und Münchenbuchsee mit einem temporären Fahrverbot während der Stosszeiten zu belegen: am Morgen anderthalb Stunden, am späten Nachmittag zwei Stunden. Dafür ist aber das Einverständnis der beiden anderen Gemeinden erforderlich. Und daran wird das Vorhaben vermutlich schon in der Anfangsphase scheitern.
Gegen isolierte Massnahme
Denn der Gemeinderat Diemerswil lehnt den Vorschlag aus Kirchlindach ab. Der Rat habe zwar Verständnis für das Anliegen der Anwohner, für welche das hohe Verkehrsaufkommen in den Stosszeiten eine Belastung sei, erklärt Gemeindepräsidentin Kirsten Hammerich. Sie nennt zwei Gründe für das Nein. Zum einen sollten die Auswirkungen des Verkehrsmanagements Bern-Nord abgewartet werden. Dieses Dosiersystem über Ampeln wird im nächsten Jahr in Betrieb genommen und soll den Verkehr auf den Hauptachsen verflüssigen.
Zum anderen bezweifeln die Diemerswiler die Wirkung einer isolierten Massnahme. Sie könnte gar kontraproduktiv sein, begründet Kirsten Hammerich. Die Pendler könnten auf andere Wege ausweichen, über den Schüpberg und über zahlreiche Waldstrassen ohne Fahrverbote nach Kirchlindach gelangen. Das Problem würde unsolidarisch auf andere Anwohner verlagert.
Warten auf Buchsi
Falls Münchenbuchsee dem Fahrverbot zustimmte, würde Diemerswil möglicherweise nochmals darüber diskutieren. Was aber nicht heisse, dass der Gemeinderat mit einer neuen Ausgangslage seinen Entscheid ändere, fügt Kirsten Hammerich an. Der Gemeinderat Münchenbuchsee hat das Thema noch nicht diskutiert und kommentiert es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Anfrage aus Kirchlindach ist im Rat in diesem Monat traktandiert. Ein Ja aus Buchsi scheint aber nicht wahrscheinlich. Der Gemeinderat hat in den vergangenen Jahren entsprechende Anfragen negativ beantwortet.
Kirchlindachs Gemeindepräsident Werner Walther will sich zum negativen Entscheid aus Diemerswil nicht äussern, da er die offizielle Begründung noch nicht im Detail kennt. Zudem will er die Antwort aus Münchenbuchsee abwarten.
SVP-Präsident Marc Aeberhard, der mittlerweile im Gemeinderat sitzt, nimmt die negative Rückmeldung aus Diemerswil mit «grossem Bedauern» zur Kenntnis. Aber er verstehe dessen Haltung, denn es gehe um den kürzesten Weg von Diemerswil nach Bern. So wie sich Diemerswil für die eigenen Interessen einsetze, so setze sich auch Kirchlindach für die seinen ein.
Aeberhard betont, dass es nicht nur um die Quantität des Verkehrs gehe, sondern auch um die Qualität. Es werde teilweise aggressiv gefahren. «Nun müssen wir nach Möglichkeiten suchen, ob wir allenfalls eine eigene Lösung finden», sagt Aeberhard, um gleich anzufügen: «Es ist aber ein regionales Problem, das sich nur gemeinsam lösen lässt.»
Vorerst eine Baustelle
Etwas ändert sich bald auf den betroffenen Gemeindestrassen im Dorf Oberlindach. Die vor einigen Jahren getroffenen Beruhigungsmassnahmen müssen angepasst werden. Insbesondere die Poller stehen zum Teil an ungünstigen Stellen und sollen versetzt werden. Im gleichen Atemzug werden Wasser- und ARA-Leitungen sowie die Strasse saniert. Der Kanton passt zudem die Postauto-Haltestelle bei der alten Käserei an. Die Arbeiten sind im nächsten Jahr terminiert und werden wenigstens temporär die Ausweichroute für Pendler über die beiden Gemeindestrassen unattraktiv machen.
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