Streberin gegen Grossmaul
Im Kampf ums Weisse Haus kommt es wohl zum Duell zwischen Clinton und Trump. Das wird ein schmutziger Wahlkampf.

Ab und zu werden Träume wahr. Vielleicht auch jener Kerry Kennedys. Sie hat sich Donald Trump als Kandidaten der Republikaner gewünscht. «Dann würden die Demokraten definitiv gewinnen.» Das sagte die Wahlkämpferin Hillary Clintons und Tochter des 1968 ermordeten Robert F. Kennedy vergangenes Jahr im TA-Interview. Seit dem Super Tuesday von dieser Woche, als in einem Dutzend Staaten Vorwahlen stattfanden, sieht es nun sehr danach aus, dass es zum Duell Clinton gegen Trump kommen wird.
Gegensätzlicher können zwei Kandidaten nicht sein. Trump und Hillary, das sind Chiffren für zwei Visionen Amerikas, die sich ausschliessen: Sie will Brücken bauen, er Mauern. Auch ihre Charaktere sind konträr: Er ist schlau, sie intelligent, er verpasst seinen Gegnern rhetorische Kinnhaken, sie präsentiert einen 12-Punkte-Plan, er mobbt, sie vermittelt. Sie ist erfahren und langweilig, er wütend und ein Showman, sie wird beklatscht, er bejubelt. Und zu alldem passt, dass er ein Frauenheld ist und sie eine betrogene Ehefrau.
Streberin gegen Grossmaul also. Die Frage ist nun, wem sich die Amerikanerinnen und Amerikaner anvertrauen. Es ist wie in der Schule: Auf dem eingezäunten Pausenplatz ist das Grossmaul weit interessanter, weil unberechenbar, da läuft etwas, und es gibt Überraschungen. Was aber, wenn auf der Schulreise in die hohen Berge der Lehrer vom Blitz getroffen wird? Dann schlägt die Stunde der Streberin, weil sie die Landkarte lesen kann.
Als US-Präsident ist man stets im Krisenmodus, gerade in unserer Zeit mit dem Syrienkrieg, den Spannungen mit Russland und der Flüchtlingskrise. Als ehemalige First Lady, Senatorin und Aussenministerin ist Clinton wohl die am besten qualifizierte Kandidatin seit General Dwight D. Eisenhower, der 1952 zum Präsidenten gewählt wurde. Zuvor hatte er als General die Westalliierten zum Sieg geführt im Zweiten Weltkrieg. Dass ein Berserker wie Donald Trump ohne jede politische oder diplomatische Erfahrung als Oberbefehlshaber den Einsatz von Nuklearwaffen befehlen könnte, ist ein beängstigender Gedanke.
Bill soll Trump angreifen
Ganz anders sehen das Trumps Anhänger. Endlich ist da einer, der bereit ist, zuzuschlagen. Sei es gegen IS-Terroristen oder gegen die Einwanderer aus Lateinamerika, die auf den amerikanischen Arbeitsmarkt drängen. Deshalb punktet Trump bei der weissen Mittelschicht, die in die Armut abrutscht. Auch stachelt er deren Abstiegs- und Verlustängste geschickt an.
Hier droht Clinton Gefahr, sollte Trump im Herbst ihr Gegner sein. Ihr innerparteilicher Kontrahent Bernie Sanders hat die Schwäche offengelegt: «Sister Hillary» mag erfolgreich sein bei den Schwarzen – damit es am Ende aber reicht, muss sie auch um die Stimmen der weissen Männer kämpfen. Zumindest kann sie auf einen talentierten Wahlkämpfer zurückgreifen. Ehemann Bill soll Trump frontal angreifen, notfalls auf dessen Niveau, so der Plan.
Anders als Kerry Kennedy erwartet Clintons Wahlkampfteam einen «formidablen Kandidaten» Trump. Und man rechnet mit einem sehr schmutzigen Wahlkampf. Dabei wollen die Demokraten den Fehler der Republikaner nicht wiederholen. Deren Parteichefs waren anfänglich zuversichtlich, dass sich das Problem Trump von selbst erledige. Sie sagten, die Wähler sollten entscheiden. Das tun sie jetzt. Auch die Kennedy-Familie, in die man ja als Demokrat geboren wird, ist vorsichtiger geworden. Bobby Kennedy Jr., Kerrys älterer Bruder, glaubt keineswegs, dass Hillary Clinton freie Bahn hätte ins Weisse Haus, wenn ihr Gegner Trump hiesse. «Ich habe es auch nie für möglich gehalten, dass Ronald Reagan Präsident wird», sagte er kürzlich beim Gespräch in Zürich. Aber ein Präsident Trump – das sei nun tatsächlich der ultimative Albtraum.
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