Strache will wieder auf die grosse Bühne
Der ehemalige FPÖ-Chef will zurück in die Politik – muss sich aber wegen neuer Dokumente im Zusammenhang mit der «Ibiza-Affäre» erklären.

Als Überraschungsgast ist Heinz-Christian Strache gestern vor dem Wiener Kanzleramt aufgetreten. Es war nicht mehr die ganze grosse Bühne, aber bei seiner Rede auf der Demonstration gegen das seit 1. November geltende Rauchverbot in Österreichs Gastronomie hat der frühere FPÖ-Chef und Vizekanzler wieder mal gezeigt, dass er noch da ist. Wenig später bot er dann via Facebook seiner Partei gar die Rückkehr an und regt eine «Basisabstimmung» darüber an, wer die FPÖ «in die Zukunft und die Wiener Wahl 2020 führen soll». Doch für ein paar Schlagzeilen hatte er ohnehin schon vorher gesorgt an diesem Wochenende. Dabei ging es allerdings nicht um neue Karrierepläne, sondern wieder mal um die Ibiza-Affäre, die im Mai zu Straches Rücktritt geführt hat.
Konkret geht es um einen Reigen von Telefonaten, die Strache kurz vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos geführt hat. Zwei Tage davor, am 15. Mai, hatte ihn eine gemeinsame Anfrage der «Süddeutschen Zeitung» und des «Spiegels» erreicht. Es waren Fragen unter anderem zu seinem Treffen mit einer vermeintlichen Oligarchennichte und zu möglichen versteckten Spenden an die FPÖ über gemeinnützige Vereine. Und unmittelbar nach Eingang dieser Anfrage hatte Strache einigen Klärungsbedarf.
Verdächtige Telefonate
Die Auflistung der Telefonate geht auf eine sogenannte Rufdatenrückerfassung zurück, die die «Soko Ibiza» für die Mobiltelefonnummern von Strache und von Johann Gudenus angefordert hat, der auf Ibiza mit auf dem Sofa gesessen hatte.
Zu entnehmen ist diesem Protokoll, dass Strache am 15. Mai, 15 Minuten nach Erhalt der Anfrage, Gudenus anrief. Das Telefonat dauerte nur zehn Sekunden. Insgesamt, so heisst es, habe er an diesem Tag viermal versucht, Gudenus zu erreichen, es sei jedoch kein Gespräch zwischen den beiden zustande gekommen.
Schon kurz nach dem ersten Anruf bei Gudenus telefonierte Strache dann mit einem Mann, den er im Ibiza-Video unter jenen Prominenten genannt hatte, die «vorbei am Rechnungshof» an Parteien spenden würden: René Benko, Milliardär und Grossinvestor. Sechs Minuten dauerte dieses Gespräch, am selben Abend folgte ein weiteres siebenminütiges Telefonat. Zu den von Strache auf Ibiza genannten angeblichen Grossspendern zählte zudem der Waffenfabrikant Gaston Glock – und von Glocks Ehefrau Kathrin war Strache dann unmittelbar nach seinem Gespräch mit Benko angerufen worden. Wenig später erhielt er noch vier weitere Anrufe, die von den Ermittlern der Glock GmbH zugeordnet wurden.
«Hast du einen Safe?»
Zwischendrin telefonierte Strache an diesem Tag auch noch rege mit Parteifreunden. Einen fünf Minuten dauernden Anruf von Strache beim damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz verzeichnet das Polizeiprotokoll am 17. Mai.
Das österreichische Magazin «Profil» zitiert auch aus einem Chatprotokoll, in dem Strache am Tag vor Veröffentlichung des Ibiza-Videos bei seinem Parteifreund, dem Wiener Notar Harald Stefan, anfragt: «Hast du einen Safe in deinem Büro, wo ich heikle Unterlagen lagern kann?» Der Notar antwortet, er könne das gern verwahren. Als jedoch am 24. Oktober die Staatsanwaltschaft bei Stefan vorstellig wurde, war in seinem Safe davon nichts zu finden.
An der Raucherdemo nahm Strache im ORF zu den Berichten Stellung. Es sei nichts Aussergewöhnliches, «wenn man sensible Akten auch irgendwo lagern will», sagt er. Und bei den Telefonaten sei es darum gegangen, «dass man sich da auch von meiner Seite entschuldigt hat, da oder dort offenbar auch einen Blödsinn gesprochen zu haben».
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