Stofffetzen verraten die Kelten
Bei einer Grabung im Challnechwald sind Archäologen auf Bronzeringe und Textilreste der frühen Kelten gestossen.

Alexandra Winkler erfreut sich an Dingen, die für das ungeschulte Auge kaum wertvoll scheinen. Im September waren es zum Beispiel feine Textilrückstände. Diese fand die Archäologin gemeinsam mit ihrem Team befestigt an zwei Fussringen aus Bronze im Boden des Challnechwalds. Genauer gesagt lagen sie in einem Grabmonument, einem aufgeschütteten Hügel.
Winkler ist die wissenschaftliche Leiterin der Ausgrabung im Challnechwald, die seit Mai im Gange ist. Der Fund der beiden Bronzeringe und der Textilreste ist für sie der bisherige Höhepunkt des Projekts.
Aufgrund dieses Fundes könne man Rückschlüsse darauf ziehen, wie die Seeländer in der Zeit von circa 800 bis 450 Jahren vor Christus gelebt und welche Vorstellungen sie vom Jenseits gehabt hätten. Es geht um die ältere Eisenzeit, die Wissenschaftler nennen sie die Hallstattzeit.
«Epoche ist untergegangen»
Über die frühen Kelten, die in dieser Zeit in der Schweiz lebten, wisse man heute nur wenig, sagt Winkler. «In der Schweiz ist diese Epoche in der Forschung eine Zeit lang in Vergessenheit geraten.»
Umso spannender ist für Winkler die Grabung in der alten Ruhestätte im Challnechwald – auch wenn dort weder Skelette noch ganze Knochen zu finden sind. Denn der Boden im Seeland ist laut Winkler so sauer, dass sich die Knochen aus dieser Zeit längst zersetzt haben. «Wir finden höchstens noch kleine Knochensplitter», sagt sie.
Solche Grabhügel aus der Hallstattzeit habe man an verschiedenen Orten in der Schweiz gefunden, sagt Winkler. «Das Grabmonument im Challnechwald ist längst nicht das erste.» Manche der Grabhügel seien in der Vergangenheit beraubt worden: Was in irgendeiner Form wertvoll erschien, wurde mitgenommen.
Ob dies auch im Challnechwald der Fall sei, sei noch unklar. Wie viele Menschen in diesem Hügel begraben wurden, kann Winkler auch nicht sagen. «Wir sind zurzeit auf der Suche nach Nachbestattungen.»
Wichtige Personen
Wie lässt sich denn ein Grab erkennen, wenn die Skelette längst zersetzt sind? Die Archäologen stiessen auf Grabkammern aus Holz, manche davon mit Steinauskleidung. Das Gestein müsse hergetragen worden sein, da es sich vom schluffhaltigen Boden im Challnechwald unterscheide.
Dass die Menschen damals auf diesem Hügel gelebt hätten, sei unwahrscheinlich, «sonst hätten wir viel mehr Gegenstände finden müssen», sagt Winkler. Anhand der Funde und der Anordnung der Grabkammerelemente könne man rekonstruieren, wo die Toten gelegen haben müssen.
Naheliegend sei zudem, dass es sich bei den Verstorbenen um für die Gesellschaft wichtige Personen gehandelt habe. Für ihr Begräbnis waren mehrere Personen im Einsatz. Das hätte man zu dieser Zeit nicht für jeden gemacht, sagt Winkler.
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