Was geht? Die Ausgehtipps der WocheStiller Has mit Fistelstimme
In der kommenden Kulturwoche zu entdecken: Was die Mobiliar so für Kunst sammelt, ob sich Gewalt legitimieren lässt und die Szene-Helden Prix Garanti.
Bühne

Junge Männer schliessen sich zu einer Räuberbande zusammen, um gegen das System und die Obrigkeit zu kämpfen. Friedrich Schillers Drama «Die Räuber» widmet sich der Frage: Lässt sich Gewalt legitimieren, wenn sie den gesellschaftlichen Wandel herbeiführt? (Vidmarhallen, Premiere am Samstag, 25. März, 19.30 Uhr, ausverkauft, Vorstellungen bis 1. Juli)
Um Gewalt geht es auch in der Aufführung «Der Sänger» nach dem Roman von Lukas Hartmann. Der junge und damals bekannte Sänger Joseph Schmidt flüchtet in den 1930er-Jahren vor der Gewaltherrschaft der Nazis und bittet in der Schweiz um Asyl. (Theater an der Effingerstrasse, Premiere am Samstag, 25. März, 20 Uhr, Aufführungen bis am 22. April)
Die beiden Frauen in der Vorstellung «La Cabane» flüchten vor der Gesellschaft und suchen in einer Hütte im Wald Zuflucht. Sie leben in unterschiedlichen Jahrhunderten, doch ihre Lebensrealitäten sind ähnlich. Sie kämpfen für mehr Gleichstellung bei der Kinderbetreuung und im Berufsleben. (Schlachthaus Theater, Donnerstag, 23. März, 20 Uhr, mit anschliessendem Publikumsgespräch, weitere Aufführungen am 24. und 25. März) (sab)
Klassik

Es ist eine sinnbildliche Kombination, wenn das Ensemble Les Arts Florissants unter dem Dirigenten William Christie Joseph Haydns Oratorium «Die Jahreszeiten» aufführt: Eine musikalische Beschwörung des Lebens im Einklang mit der Natur. (Casino Bern, Samstag, 25. März, 19.30 Uhr)
Bunt wie der Frühling ist ausserdem der musikalische Strauss, den das Berner Symphonieorchester bindet. Unter Dirigent Philippe Bach begleitet das BSO den jungen Schweizer Tenor Mauro Peter durch eine Assemblage von Mozart-Arien, gefolgt von Rachmaninows Dritter Sinfonie. (Casino Bern, Donnerstag und Freitag, 23. und 24. März, jeweils 19.30 Uhr) (mar)
Kunst

«Mit Kunst können wir unsere Transformationsfähigkeiten stärken»: So lautet der Leitsatz der neuen Ausstellung im Museum Franz Gertsch. Unter dem Titel «Transformationen» wird eine Auswahl von rund 300 Werken aus der Sammlung der genossenschaftlich verankerten Mobiliar gezeigt. (Museum Franz Gertsch Burgdorf, Samstag, 25. März, bis 3. September)
Die Ausstellung «Bittersweet» versammelt im Kunstraum Grand Palais sechs Videoarbeiten (unter anderem von Harun Farocki, Anna Jermolaewa oder Anouk Sebald), die zwischen den Verlockungen einer kosmopolitischen Konsumwelt und den menschlichen Abgründen pendeln. (Grand Palais, Samstag, 25. März, ab 18 Uhr, bis 22. April) (xen)
Literatur

Sie sind unterschiedlich und einander doch zugetan: Er liebt Jazz, sie ist klassisch unterwegs. In den frühen 1960er-Jahren verliebt sich der Lehrerssohn Schül in die Bergbauerntochter Änni. Hans Jürg Zingg ist der älteste Slam-Poet des Landes – was mit Blick auf seine schelmischen Texte als Kompliment zu verstehen ist. Jetzt tauft er den Mundart-Roman «tüet nid z wüescht», eine Achterbahnfahrt zwischen höchstem Glück und bodenlosem Seelenschmerz. (Kulturraum Ono, Bern, Sonntag, 26. März, 13.30 Uhr) (lex)
Sounds

Für das mit Sicherheit aparteste Ereignis aus musikalischer Sicht ist diese Woche die Gruppe Les Mamans du Congo besorgt. Vier singende Frauen, eine Perkussionistin und ein Elektroniker bugsieren uns mal auf den Tanzboden, mal auf den Dorfplatz ihrer afrikanischen Heimat – ein fast schon theatralisches Konzertereignis. (Bee-Flat in der Progr-Turnhalle, So, 26.3., 15.30 und 20.30 Uhr)
Ein ziemliches Theater pflegt auch die Berner Band Prix Garanti auf die Bühne zu bringen. Die Sechserschaft hat es mit ihrem Trance für die Jugend-WG und mit ihrem eher halluzinierenden als singenden Frontmann zu wahrem Szene-Heldentum gebracht. Das klingt, als sei Stiller Has mit Fistelstimme und Eurodance-Stirnband wiederauferstanden und habe sich eine den grossen Träumen eher abgeneigte Generation als neue Zielgruppe ausgeguckt. (Dachstock, Fr, 24.3., 21 Uhr)
Kommen wir zu Musik, die weniger Rätsel aufgibt: Emiliana Torrini, die einst mit «Jungle Drum» einen Welthit landete, hat letzte Woche ein Album veröffentlicht, das so zauberhaft schön ist, dass man es ohne Umschweife ins Herz schliesst. Zusammen mit dem belgischen Duo The Colorist Orchestra tupft uns die Isländerin zartbittere Balladen ins Gemüt. Viel Holzperkussion, viel Seele, viel Poesie. Vorband ist die ebenso wunderbare Oy. (Fri-Son Freiburg, Fr, 24.3., 20 Uhr)
Der Saxofonist Christoph Irniger bewegt sich mit seiner wundervollen Band Pilgrim in labyrinthartig verwinkelten und kaum ausgeleuchteten Jazz-Landschaften. (BeJazz Club Liebefeld, Fr, 24.3., 20.30 Uhr)
Wem das alles zu viel an Kunst ist, der besuche Müslüm und tanze zu seinem mittlerweile nicht mehr nur spassigen Immigranten-Pop. (Bierhübeli, Sa, 25.3., 20 Uhr) (ane)
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