Stelldichein der Saitenkünstler
Über ein Dutzend Gitarristen zelebrierten an der Night of the Guitars in Burgdorf ihre Instrumente.
Freitagabend, vor der Burgdorfer Markthalle. Es ist friedlich, ein paar Leute sitzen gemütlich auf der Treppe, andere stehen in der kleinen Schlange vor dem Bratwurststand. Es wird geredet, da und dort gefachsimpelt, zum Beispiel über die Rockband Gotthard, über Riffs und Griffe, über das nicht mehr ganz neue AC/DC-Shirt oder über den Eintrittsbändel für das vermutlich grösste Heavy-Metal-Festival der Welt im norddeutschen Wacken, der noch Wochen nach dem Open Air das Handgelenk ziert.
Nach Burgdorf gekommen ist ein buntes, eher gestandenes Publikum. Die Männer und Frauen sind da, um die Night of the Guitars zu erleben. Das legendäre Konzertformat zog bis vor neun Jahren Tausende Fans nach Bern oder Zürich und erwachte am Freitag in der Stadt an der Emme aus dem Dornröschenschlaf. Organisiert von Zlatko Perica. Slädu, wie ihn alle nennen, hat mit seinem Gitarrenspiel Grössen wie Gölä, DJ Bobo, Florian Ast oder Bligg geprägt und war mit Tangerine Dream siebenmal für einen Grammy nominiert, unter anderem als Best Rock Instrumental Performance.
Erinnerungen allenthalben
Es zeigt sich rasch: Wenn Ausnahmemusiker in die Saiten greifen, kommen die Rockfans von weither ins Emmental. Die beiden Mittsechziger Käthi und Urs Schrag sind extra aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden angereist. «Als Hobbygitarrist darf ich den Anlass nicht verpassen», hält er fest und fügt an: «Da werden Erinnerungen an meine Jugendzeit wach.»
«Als Hobbygitarrist darf ich den Anlass nicht verpassen.»
Erinnerungen sind auch bei einem Paar aus der Region Thun im Spiel. Es hat sich vor Jahren an der Night of the Guitars in Bern kennen gelernt, ist unterdessen verheiratet und Eltern einer Tochter. «Wir wollen uns überraschen lassen», meint derweil der 27-jährige Lukas Hänni aus Grosshöchstetten, der sich mit Freundin Sandra Tschanz und Familie vor der Markthalle in die Reihe stellt.
Zur Sache jetzt
Drinnen ist es mit der Ruhe vorbei, hier geht es ohne Umschweife zur Sache. An der Night of the Guitars wird die E-Gitarre zelebriert und malträtiert, um dem Rock 'n' Roll zu huldigen. Auf der Bühne treffen Schweizer Ausnahmegitarristen wie Tommy Vetterli (Coroner), Freddy Scherer (Gotthard), Jonas Wolf (Eluveitie), Dominik Pfister und Thomas Muster (beide Shakra) auf Jennifer Batten, notabene einst Gitarristin von niemand Geringerem als Michael Jackson, auf Lokalmatador Schöre Müller von Span und zahlreiche andere.
Das Publikum ist begeistert, streckt Handys für Erinnerungsbilder in die Höhe und feiert die Stromgitarrenhelden. Natürlich haut auch Organisator Slädu in die Saiten. «Der Anlass hat gezeigt, dass die Gitarrenmusik keineswegs tot ist», sagt er später gegenüber dieser Zeitung. Gut 800 Besucherinnen und Besucher hat der Gründer der Night of the Guitars gezählt. Nicht ganz ausverkauft, «aber perfekt», meint er. Und weiter: «Es war sehr emotional und einfach megaschön.»
«Es war sehr emotional und einfach megaschön.»
Bei der Verpflichtung der Gitarristen hat ihm sein Beziehungsnetz geholfen. «Es freut mich, dass die Musiker extra für zwei, drei Songs ins Emmental gereist sind.» Slädu denkt denn auch über eine weitere Ausgabe nach. «Entschieden ist noch nichts, jetzt gilt es vorab Bilanz zu ziehen, dann sehen wir weiter.»
Nach dem Konzert das Fest
Der Standort Burgdorf habe sich jedenfalls bestens bewährt. Dass der Geschäftsführer der Thuner Konzepthalle 6 die Night of the Guitars in Burgdorf durchgeführt hat, ist kein Zufall. Das hat mit Michael Marti, Besitzer von Yeahman's Vintage & Used Guitars in Bern, und Torfinn Rothenbühler zu tun. Die beiden Organisatoren des Yeahman's-Guitar-Fests seien auf ihn zugekommen. Das Guitar-Fest ist der grösste Treffpunkt der Gitarrenszene der Schweiz und ist gestern Sonntag, ebenfalls in der Markthalle Burgdorf, über die Bühne gegangen.
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