Steine für den Nachwuchs
Immer weniger Jugendliche werden Bildhauer oder Steinmetz. Die Ausstellung «Statement in Stein» in der Berner Schule für Gestaltung soll dieses Problem lösen.

Lilian H. Zürcher wusste bereits mit 12 Jahren, dass sie Steinbildhauerin werden will. Um ihr Ziel zu erreichen, brauchte die Emmentalerin aber viel Beharrlichkeit: «Um eine Schnupperlehre zu absolvieren und später eine Lehrstelle zu finden, musste ich hartnäckig bleiben.»
Wer Bildhauer oder Steinmetz werden will, der arbeitet also nicht nur mit widerständigem Material, sondern muss auch sonst ein Interesse an Herausforderungen haben, meint Zürcher, die den Regionalverband Aare des Schweizerischen Verbands der Bildhauer- und Steinmetzmeister (VSBS) präsidiert.
Das zeigt sich etwa auf dem Arbeitsmarkt: Aktuell gäbe es nur rund 50 Lehrbetriebe in der deutschsprachigen Schweiz, die Bildhauer und Steinmetze ausbilden. Es fehle aber auf beiden Seiten, erklärt Zürcher: «Immer weniger Jugendliche wollen sich auf die harte Arbeit am Stein einlassen.»
Um die Nachwuchssuche sowie das Lehrstellangebot zu fördern, organisierte der VSBS, zusammen mit der Schule für Gestaltung Bern, Biel und der städtischen Zunftgesellschaft zum Affen, die Ausstellung «Statements in Stein 2017»: 24 verschiedene Künstler, 7 Lernende und 17 Berufstätige, haben ein Werk für die Ausstellung angefertigt und stellen dieses bis zum 17. November in der Schule für Gestaltung aus.
Ohrring und Rucksack
Die gezeigten Arbeiten sind auch für den Laien spannend: Dominiert wird der Raum von einem etwa zwei Meter grossen Appenzeller Ohrring aus verschiedenen Marmorsteinen, umgeben von menschlichen und abstrakten Statuen oder einer winzigen Gesteinsbrücke samt Steinfluss. Eine unabhängige Jury – bestehend aus Bildhauern, Gestaltungsspezialisten und Kunstkritikern – zeichnete das beste Künstler- und das gelungenste Nachwuchsprojekt aus.
Der Kunstpreis (1000 Franken) ging an den ausgehöhlten Findling des Berner Bildhauers Patrick Harter. Das Werk besticht besonders durch den technischen Aufwand, erklärt Zürcher: «Der Künstler arbeitete beinahe blind mit einer Fräse und musste sich stark auf sein Gefühl verlassen.»
Der Nachwuchspreis (500 Franken) wiederum geht an Ruben Pfanner: Der Lernende formte einen so real anmutenden Rucksack aus weissem Marmor, dass man sich regelrecht versucht fühlt, die Falten im Stein glatt zu streichen. Titel des Werks: «Mamas Rucksack».
Auch Lilian H. Zürcher hat drei Steinarbeiten zur Ausstellung beigetragen: drei Emmentaler Findlinge. In drei verschiedenen Stilen: einmal gotisch, einmal im Jugendstil und einmal zugemeisselt auf das 21. Jahrhundert – samt Emojis und Internetsymbolen. Die Werke sollen die Entwicklung des Berufs versinnbildlichen. Zürcher: «Und natürlich die Jungen dazu ermutigen, es nachzumachen.»
Ausstellung bis 17. November, Mo bis Fr: 7.30–22 Uhr, Sa: 7.30–13.30 Uhr, Schule für Gestaltung Bern
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