«Standesbeamtin» Marie Leuenberger mit neuer Filmrolle
In «Dreiviertelmond» spielt die preisgekrönte Schweizer Schauspielerin an der Seite von Elmar Wepper. Eine feinfühlige Komödie über eine ungewöhnliche Begegnung und den Zusammenprall zweier Kulturen.
Die Schweizer «Standesbeamtin» Marie Leuenberger spielt Weppers Tochter. Die mit feinsinnigem Humor durchzogene Geschichte spielt in der nüchternen Atmosphäre städtischen Alltags – in Nürnberg und Fürth. Der Taxifahrer Hartmut Mackowiak hat schlechte Laune. Er versteht einfach nicht, warum seine Frau ihn nach 30 Ehejahren verlassen hat.
Die kleine Hayat hat sich heftig dagegen gesträubt, von ihrer Mutter zum Flug nach Deutschland mitgenommen zu werden. Die Sechsjährige soll bei ihrer Grossmutter wohnen, während die Mutter auf einem Schiff arbeitet. Die Fahrt im Taxi verläuft in gereizter Stimmung.
Schon am Tag darauf gibt es ein unerwartetes Wiedersehen am Spital: Die Grossmutter ist bewusstlos eingeliefert worden, und die kleine Hayat hat man dort einfach sich selbst überlassen. Auf dem Parkplatz sieht sie ein Taxi, steigt ein und fällt, kaum dass Hartmut aufgetaucht ist, in tiefen Schlaf. Er sieht keine andere Lösung als sie nach Hause zu fahren. Am nächsten Tag kassiert er bei ihr das Geld für die Fahrt und sagt noch: «Schlimm genug, dass sich dei Eltern ned um dich kümmern. Aber des is ned mein Problem. Adieu!»
Pädophilie-Verdacht
Später meldet sich sein schlechtes Gewissen, als er erkennt, dass die Kleine niemanden hat. Polizei oder Jugendamt will er nicht einschalten: «Ich will keine Scherereien», sagt er. Für eine Erhöhung seines Stresspegels sorgt dann auch noch die Beobachtung, dass seine Frau (Katja Rupé) schon einen Neuen hat.
Seine Tochter Verena (Marie Leuenberger) ist ihm keine grosse Hilfe. Sie litt unter dem distanzierten Vater und versteht nicht so recht, warum er sich plötzlich um ein wildfremdes Kind kümmert.
Dass die Sechsjährige bei ihm in der Wohnung übernachtet, könnte falsch verstanden werden, warnt sie ihn. Das empört ihn: «Das ist eine komische Zeit, dass man noch nicht einmal einem kleinen Mädchen helfen kann, ohne dass es komisch aussieht.» Er taut immer mehr auf.
Beeindruckende Darsteller
Elmar Wepper zeigt sich abermals als beeindruckender Charakterdarsteller. Bei der Auszeichnung mit dem Deutschen Filmpreis als bester Schauspieler 2008 hatte er noch gesagt, eine Rolle wie in «Kirschblüten – Hanami» von Doris Dörrie bekomme man nur einmal im Leben.
Drehbuchautor und Regisseur Christian Zübert hat ihm die Rolle des Nürnberger Taxifahrers auf den Leib geschrieben. Und Wepper geht völlig in der Figur auf und porträtiert einen in Konventionen und Vorurteilen eingemauerten, nach aussen harten, im Grunde aber verunsicherten Mann seiner Generation.
Erst kurz vor Drehbeginn fand Zübert das Mädchen für die Rolle der Hayat. Mercan Türkoglu wurde in Berlin geboren als Tochter einer Restaurant-Inhaberin. In ihrer Rolle spricht sie nur Türkisch, bis Hartmut ihr Schimpfwörter wie «Hundskrüppel, verreckter» beibringt. Mercan zeigt weit mehr Facetten als die anrührende Hilflosigkeit, sie schmollt und ist bockig, und vor ihrem Zahnlückenlächeln kapituliert auch der härteste Franke.
SDA/omue
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