Städtische FDP versucht Neuanfang
Die städtische FDP will den internen Konflikt beenden, der durch die nur knappe Nomination von Claudine Esseiva als Nationalratskandidatin entstanden war. Dies mit einem erneuerten Vorstand.

Kurz vor Versammlungsbeginn musste der Parteipräsident Stühle in den Saal bringen: Für die Versammlung der städtischen FDP im Äusseren Stand hatten die Verantwortlichen zu wenig Sitzgelegenheiten bereitgestellt, sodass selbst Christoph Zimmerli kurzfristig als Helfer einspringen musste.
Der Grund für den Andrang von 81 Mitgliedern lag auf der Hand: Die nur hauchdünne Nomination von Claudine Esseiva als Nationalratskandidatin an der Versammlung vom 21. Januar hatte die Partei in eine tiefe Krise gestürzt.
Die Desavouierung der aktuellen Ersatzkandidatin für den Nationalrat brachte einen in der Partei seit langem schwelenden Konflikt an die Oberfläche. Die Gegner von Esseiva kritisierten deren forsches und zum Teil polarisierendes Auftreten, während ihre Vertrauten von einem Richtungskampf sprachen und Esseiva als Opfer einer unfairen Kampagne sahen.
Personeller Neuanfang
Nach diesem Eklat versuchte der städtische Parteipräsident Christoph Zimmerli, die Reihen zu schliessen. Er brauchte dazu zwei Anläufe. Sein erster Vorschlag an die Mitglieder, eine Mediation einzusetzen, kam bei führenden Köpfen der Partei nicht gut an, wie er berichtete. In der Folge liess er sich von der Parteileitung – dem Vorstand – die Kompetenz geben, neue Köpfe für dieses Gremium zu suchen.
Am Montagabend traten die Stadträtinnen Claudine Esseiva und Dolores Dana sowie Ursula Stöckli nicht mehr zur Wahl an. Sie erhielten an der Versammlung zur Verabschiedung ein Geschenk. Zimmerli schlug den Anwesenden sechs neue Mitglieder für die Parteileitung vor, die alle mit Applaus gewählt wurden.
Bekannte Politgrössen sind nicht darunter. Bei Insidern bekannt sind die Namen Simone Richner und Nik Eugster. Richner ist Präsidentin der kantonalen Jungfreisinnigen. Sie wird die neue Vizepräsidentin der städtischen FDP. Nik Eugster war längjähriger Programmleiter von Radio Energy. Er arbeitet heute in der Reisebranche und ist ein politischer Quereinsteiger.
Die weiteren neuen Vorstandsmitglieder sind Ivo Maritz, Leonhard Sprecher, Daniel Seiler und Yvonne Thomet. Anzumerken ist, dass die Stadtratsfraktion nach dieser Neubesetzung nur noch mit Fraktionschef Bernhard Eicher in der Parteileitung vertreten ist. Er gehörte dem neu 12-köpfigen Gremium bereits bisher von Amtes wegen an.
In seiner Präsidialansprache kam Zimmerli mit klaren Worten auf die Desavouierung von Claudine Esseiva zu sprechen: «Das hat mich saumässig hässig gemacht. Es geht nicht an, dass wir eine Nominationsversammlung nutzen, um uns selbst zu zerfleischen», rief er den Anwesenden zu.
«Was damals abgegangen ist, hat mich saumässig hässig gemacht.»
Schliesslich formulierte er seine Erwartungen an die Mitglieder. «Ich dulde keine Gruppenbildungen innerhalb der Partei. Und ich bitte die Mitglieder, in den sozialen Medien keine Inhalte zu posten, die andere verärgern», forderte er. Denn es sei vorgekommen, dass er nach der Veröffentlichung solcher Beiträge den ganzen Tag Telefongespräche habe führen müssen statt zu arbeiten.
Die Bündnisfrage
Zimmerli betonte zudem, wie wichtig es sei, dass im Hinblick auf die städtischen Wahlen von 2020 ein Wahlbündnis zustande komme. «Ich hoffe, dass dies alle im Saal und auch ausserhalb des Saals einsehen», sagte er an die Adresse der noch abwartenden Bündnispartner Grünliberale und SVP. Die Rückeroberung eines Sitzes in der Stadtregierung sei absolut zwingend. Denn: «Der politische Zustand in der Stadt Bern ist ein einziger Graus.»
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