Stadt Bern vergrössert den Kultur-Kuchen
Die Kulturförderung soll um sieben Prozent auf 32 Millionen Franken pro Jahr wachsen. Spannend wird, wer vom neuen 100'000-Franken-Topf für Altstadtkultur profitieren wird.

Man wirft der rot-grünen Stadtregierung gerne vor, nicht an die Wirtschaft zu denken. Ausgerechnet als er am Donnerstag die künftige Kulturfinanzierung vorstellte, argumentierte aber Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) wie ein Standortpromotor. Das «vielfältige, reichhaltige und hochstehende» kulturelle Angebot sei ein wichtiger Faktor, die Stadt Bern, was Bevölkerungszahl und Wirtschaft angehe, auf Wachstumskurs zu halten.
Letzteres hat die angenehme Folge, dass die Steuereinnahmen steigen. Und auch künftig Geld zum Verteilen da ist.
In diesem Kreislauf kann man die neue, ab 2020 geltende Vierjahresplanung zur Kulturförderung verstehen. Sie versammelt alle finanziellen Kulturförderungsaktivitäten. Das reicht von gemeinsam mit Kanton und Regionsgemeinden finanzierten Grossinstitutionen über 22 Leistungsverträge mit städtischen Kulturstätten bis zur Direktförderung von Künstlerinnen und Künstlern. Das Förderinstrumentarium muss – je nachdem – von politischen Instanzen oder dem Volk bewilligt werden.
Markantes Wachstum
Trotzdem steht so gut wie fest: Die Stadt Bern wird ab 2020 pro Jahr 2,3 Millionen Franken mehr für Kultur ausgeben als heute, insgesamt gegen 32 Millionen Franken (bei jährlichen Gesamtausgaben der Stadt von rund 1,2 Milliarden Franken). Natürlich waren die Begehren aus der Kulturszene weit höher. Aber: Wie die abtretende Leiterin von Kultur Stadt Bern, Veronica Schaller, festhielt, vollbringt die Stadt den stärksten Wachstumssprung seit mindestens 1996. «Wir können uns das leisten», sekundierte von Graffenried.
«Wir können uns das leisten.»
Das sei «hocherfreulich und ein wahres Bekenntnis der Stadtregierung zur Kultur», kommentiert Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums und Präsident von Bekult, dem Zusammenschluss der Kulturveranstalter von Stadt und Region Bern. Es habe kein äusserer Zwang bestanden, die für eine Stadt von der Grösse Berns schon respektablen Kulturausgaben zu erhöhen, deshalb sei das Zeichen, das der Gemeinderat nun setze, umso bedeutender.
«Berner Perle» gerettet
Trotz Spendierlaune der rot-grünen Regierung fiel das Kulturförderungsprogramm nicht konfliktfrei vom Himmel. Die Kinemathek Lichtspiel etwa, das als Filmarchiv funktionierende Kino im Marzili, laut von Graffenried eine «Berner Perle», bangte um ihre Existenz. Die Stadt wollte ihr eine Jahressubvention von 155'000 Franken zusprechen, wovon 130'000 Franken als Miete wieder retourgeflossen wären. Es gab eine Petition sowie prominenten Zuspruch aus der ganzen Schweiz. Die Stadt wurde flexibel.
Das Lichtspiel erhält nun 205'000 Franken im Jahr, «das reicht als finanzieller Sockel, damit wir weiterfahren können wie bisher», sagt Direktor David Landolf. Nach wie vor werde aber die Hälfte der Arbeit im Lichtspiel ehrenamtlich gemacht. Bis 2023 will das Archiv laut Landolf die Finanzierung, mithilfe der Stadt, breiter abstützen.
Neu führt die Stadt ab 2020 einen Topf für Altstadtkultur ein, dotiert mit 100'000 Franken, die man einsetzen will, um die Nutzung von Altstadtkellern, etwa nach dem Vorbild des Kulturlokals Ono, zu fördern. Von Graffenried kann sich auch vorstellen, dass Veranstalter wie das Puppentheater oder das Theater Matte, die nicht oder nicht mehr über einen Leistungsvertrag verfügen, sich auf diesem Weg für Zuschüsse bewerben.
Einen Sonderweg gibts für die Reitschule. Der Jahresbeitrag an die Reitschule-Betreiberin Ikur von 380'000 Franken, de facto die Miete für die Reitschule, die an Immobilien Stadt Bern weitergeht, ist zwar vorgesehen, wird aber erst später beschlossen. Salopp gesagt: Die Reitschule muss wohl mehr Kooperation mit der Polizei eingehen, damit Sicherheitsvereinbarung und Betriebsbewilligung verlängert werden. Und die Subvention hin- und herfliesst wie eh und je.
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