SRG setzt auf Journalismus
Mit der Wahl von Roger de Weck zum Generaldirektor der SRG setzen Verwaltungsrat und Delegiertenversammlung ein Zeichen. Medienexperte und TA-Redaktor Maurice Thiriet über die Wahl des neuen SRG-Chefs.
Mit Roger de Weck übernimmt ein Mann das Ruder, dessen Name in erster Linie mit journalistischen Leistungen in Verbindung gebracht wird und nicht mit betriebswirtschaftlichen. Im Vorfeld der Wahl waren vor allem der Geschäftsabschluss 2009 und die weiteren tiefroten Aussichten der SRG ein Thema. Gebühren erhöhen, Effizienz steigern, Programme streichen und den SF-Moderatoren die Nebeneinkünfte besteuern. Das würden die nächsten Jahre die Hauptaufgabe der SRG-Führung sein. Diesen Eindruck (und ganz falsch ist der nicht) jedenfalls erweckte das alte Direktorium um Armin Walpen und VR-Präsident Jean-Bernard Münch seit letztem Herbst, um vom Bundesrat mehr Geld zu erhalten.
In der Folge befürchteten während dem hochgeheimen Wahlprozedere die SRG-Angestellten und die Sprachminderheiten, allen voran die Tessiner, dass eher Managertypen wie ein Filippo Leutenegger oder Hans-Peter Rohner, Chef der Werbevermarkterin Publigroupe zum Handkuss kämen. Einer also, der ohne langes Federlesen unangenehme Entscheidungen trifft und die anstehenden Fusionsprozesse innerhalb der SRG gegen alle Widerstände durchzieht.
Ob de Weck dazu nicht auch fähig ist, muss sich zeigen. Sicher ist, dass auch de Weck mit weiterhin sinkenden Werbeerträgen und zunehmender Konkurrenz durch Private zu kämpfen hat. Doch de Wecks Wahl ist ein Entscheid für die Integration der SRG, die unangenehmen Entscheiden entgegen geht. Als zweisprachiger gebürtiger Freiburger ist de Weck für die Sprachminderheiten eher Integrationsfigur als Filippo Leutenegger, der seit Jahren in Zürich lebt und als liberaler Hardliner gilt. Ein Chef wie de Weck, der seinen angestellten und gewerkschaftlich organisierten Journalisten selber als herausragender Journalist gilt, verfügt über eine grössere Legitimation, in der Not aus betriebswirtschaftlicher Optik zu handeln. Sprich: Konsequent zu sparen.
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