
sport
Bern baggert und turnt
In einem Jahr wird der Kanton Bern zum europäischen Zentrum für Beachvolleyball und Kunstturnen. Während zweier Wochen messen sich in Biel und in Bern die besten Athleten an den kontinentalen Titelkämpfen.
Am Major-Turnier in Gstaad steht am Samstag mit Mirco Gerson/Philip Gabathuler nur noch ein Schweizer Duo im Einsatz. Die drei einheimischen Frauen-Tandems sind in der ersten K.-o.-Runde ausgeschieden.
Enttäuscht: So früh wie dieses Jahr ist Nadine Zumkehr in Gstaad seit 2009 nie mehr ausgeschieden.
(Bild: Andreas Blatter)
An den Rahmenbedingungen lag es gewiss nicht. Besser könnte das Wetter in diesen Tagen im Berner Oberland nicht sein, entsprechend zahlreich strömten die Zuschauer gestern nach Gstaad, um die drei Schweizer Frauenduos in der ersten K.-o.-Runde zu unterstützen. Doch der Support nützte nichts: Tanja Goricanec/Tanja Hüberli, Nadine Zumkehr/Joana Heidrich und Isabelle Forrer/Anouk Vergé-Dépré schieden allesamt aus.
Für Zumkehr ist das frühe Out am Heimturnier besonders bitter; seit 2009 hat sie mit ihren Partnerinnen Simone Kuhn und Heidrich in Gstaad jeweils mindestens die Achtelfinals erreicht. Doch die Spanierinnen Fernandez/Baquerizo nutzten gestern die Fehler des Schweizer Nummer-1-Teams schonungslos aus.
«Müssen geduldig bleiben»
«Ich bin wirklich sehr enttäuscht, es tut extrem weh», meinte Zumkehr. Für die Abwehrspezialistin und ihre Partnerin ist es der zweite Tiefschlag in Folge, vor Gstaad waren die beiden an der WM bereits in der Gruppenphase ausgeschieden.
«In den letzten Wochen hatte es in der Annahme gehapert, gegen die Spanierinnen war die in Ordnung, dafür bekundete ich im Angriff Mühe», erklärte Zumkehr. Den Auftritt gestern ausgeklammert, habe sie jedoch den Eindruck gehabt, dass sich das Team gegenüber den WM-Spielen sukzessive gesteigert habe.
Nach den zuletzt mageren Resultaten sind Zumkehr und Heidrich nun gefordert. Es gilt wichtige Punkte für das Olympiaranking zu gewinnen und vor allem den Platz im Haupttableau nicht zu verlieren. «Damit dies nicht geschieht, müssen wir nun am Grand Slam in Japan und an der EM in Klagenfurt einen ‹rauslassen›», hielt die 30-Jährige fest.
Das Tandem konnte allerdings auf dem Court nicht verhehlen, dass die Situation Druck erzeugt; die Stimmung war phasenweise etwas angeheizt. Doch Zumkehr betonte: «Sicher haben wir uns viel für die Olympiaqualifikation vorgenommen, aber das taten auch die anderen Teams. Wir müssen geduldig bleiben.»
Walsh beisst auf die Zähne
Aus einheimischer Optik ruhen die letzten Hoffnungen nun auf Mirco Gerson und Philip Gabathuler. Die beiden haben gestern zwar im abschliessenden Gruppenspiel gegen Clemens Doppler/Alexander Horst (Ö) 13:21, 21:19, 11:15 verloren, trotzdem stehen sie als einziges Schweizer Männerduo im Sechzehntelfinal.
Damit die Schweizer Fans heute in Gstaad jubeln können, bedarf es jedoch einer Parforce-Leistung von Gerson/Gabathuler. In der ersten K.-o.-Runde treffen die beiden auf Nicholas Lucena/Theodore Brunner; die Amerikaner erreichten an der WM in Holland den 4.Platz. «In den Gruppenspielen haben wir gut, schlecht und mittelmässig gespielt, doch nun wollen wir so weit wie möglich kommen», meinte Gerson.
Als Inspiration könnte den Schweizern Kerri Walsh dienen. Die dreifache Olympiasiegerin bezwang gestern mit ihrer Partnerin April Ross im Viertelfinal die neuen Weltmeisterinnen Agatha/Barbara (Bra) – und dies, obwohl sich Walsh im zweiten Satz die Schulter auskugelte.
Auf der World Tour sind derzeit acht Spieler unterwegs, die 38 Jahre und älter sind. Der erfolgreichste von ihnen ist der Holländer Reinder Nummerdor.
Seit letztem Sommer ist das «Dreamteam» wiedervereinigt. Die Brasilianer Emanuel und Ricardo – Weltmeister 2003, Olympiasieger 2004 und Olympiadritte 2008 – schlossen sich fünf Jahre nach ihrer Trennung erneut zusammen. Die Hauptmotivation dafür dürften die Olympischen Spiele 2016 in Rio sein. Emanuel ist 42, sein Partner 40 Jahre alt. Die beiden gehören zu den ältesten Protagonisten auf der World Tour; noch mehr Erfahrung kann John Hyden vorweisen. Der US-Amerikaner wird im Oktober 43. In der Liste der ältesten Spieler sticht allerdings im Moment ein Name heraus: Reinder Nummerdor. An der WM in seinem Heimatland unterlag der 38-jährige Holländer jüngst mit seinem Partner, dem 13 Jahre jüngeren Christiaan Varenhorst, erst im Final den Brasilianern Alison/Bruno. «Es war definitiv das grösste Spiel, das ich je erlebt habe», schwärmt der Abwehrspezialist. Neben WM-Silber gewannen Nummerdor/Varenhorst seit ihrem Zusammenschluss im letzten Jahr einen Grand Slam und ein Open; sie sind auf der World Tour immer mindestens im Achtelfinal gestanden. Als Erfolgserlebnis bezeichnet Nummerdor die Mischung im Team: «Er ist ein grossartiger Blocker, ich bin ein guter Abwehrspieler, er spielt rechts, ich links.» Den Altersunterschied sieht der Routinier als Vorteil. Sie trainierten oft mit Alexander Brouweer (25 Jahre) und Robert Meeuwsen (27) zusammen, erklärt er, «diese Jungs halten mich jung, sie geben mir viel Energie». Heute übrigens kommt es im Sechzehntelfinal in Gstaad zum holländischen Direktduell.
Berner Zeitung
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