Trauerspiel in drei Akten
Die Viertelfinals der Ladies Championship Gstaad finden ohne Schweizerinnen statt. Viktorija Golubic scheiterte nach hartem Kampf, Conny Perrin und Patty Schnyder trafen auf übermächtige Gegnerinnen.
Vorhang auf für einen von Schweizerinnen geprägten Tennisnachmittag in Gstaad. Es ist 12.36 Uhr, als Eugenie Bouchard das Spektakel mit einem Servicewinner eröffnet. In der Folge liefern sich die Kanadierin und Viktorija Golubic ein packendes Duell, das die Besucher in Atem hält. Power gegen Finesse – während Bouchard teils mit 180 km/h aufschlägt und auch sonst viel Druck entwickelt, versucht Golubic, mit Tempowechseln, Stopbällen sowie einer guten Defensive zum Erfolg zu kommen.
Das funktioniert vorerst ausgezeichnet, weil sie oft die Linien trifft und hintereinander zwei ellenlange Games für sich entscheidet. Bei 5:3 kommt die Zürcherin zu zwei Satzbällen, die sie nicht nutzt, wobei die Filzkugel einmal an der Netzkante hängenbleibt. «Wer die Tore nicht schiesst, bekommt sie am Schluss», lautet eine alte Fussballerweisheit. Im Tennis ist es ähnlich. Bouchard gleicht aus und agiert im Tiebreak wie schon gegen Timea Bacsinszky auf höchstem Niveau.
Der zweite Satz ist fast eine Kopie des ersten Durchgangs. Golubic führt wieder 5:2, nur vergibt sie diesmal, verteilt auf zwei Games, insgesamt fünf Satzbälle. Die Sonne brennt erbarmungslos auf den Centre-Court. Während der Seitenwechsel tragen die Spielerinnen mit Eis gefüllte Frottiertücher um den Hals. Sie habe das nur gemacht, um einem Hitzschlag vorzubeugen, aber die Temperatur sei kein Problem gewesen, wird Bouchard später sagen. Es kommt erneut zum Tiebreak, die frühere Weltnummer 4 geht 6:1 in Führung, doch dann wehrt die Schweizerin Matchball um Matchball ab – Drama pur. Letztlich beendet ein Rahmenball Golubics die Partie, die 7:6 (7:2), 7:6 (9:7) endet.
«Es war ein guter Match, leider habe ich meine Chancen nicht genutzt», zieht die 25-Jährige enttäuscht Bilanz. Sie sei bei den Satzbällen nicht nervös gewesen; an diesem Tag sei es einfach nicht für sie gelaufen, sagt Golubic. Weil kein dritter Satz nötig ist, kommen die Zuschauer vor dem zweiten Akt zu einer genehmen Pause.
Zu wenig Intensität
Die zweite Partie verläuft einseitiger. Sie beginnt um 15.40 Uhr mit einem Aufschlagpunkt von Alizé Cornet und endet 64 Minuten später mit einem unreturnierbaren Ball auf die Grundlinie der topgesetzten Französin – 6:3, 6:3. Conny Perrin ist am Ende über ihre Leistung enttäuscht, hat sie vor drei Monaten gegen Cornet in Stuttgart doch nur knapp verloren.
«Ich habe es nicht geschafft, für jeden Punkt die nötige Intensität aufzubringen», erzählt sie. Die Neuenburgerin gibt zu, dass dies auch mit dem starken Auftritt der Favoritin zusammenhing. «Sie hat ihr Ding durchgezogen und mir nichts geschenkt.» Wenn sich die erste Frustration gelegt hat, kann sich die 27-Jährige darüber freuen, dass sie am Montag ihr bestes Ranking erreichen wird (ca. WTA 135).
Zu viel gegnerische Power
Die Hoffnungen, dass der Tennis-Dreiakter aus Schweizer Sicht doch noch einen lustvollen Teil bekommt, liegen nun auf Patty Schnyder. Die Linkshänderin beginnt denn auch gut, doch auf die Dauer kann sie gegen Samantha Stosur nicht mithalten. Die Australierin gewinnt vom 4:4 an sieben Games in Folge. Wie beliebt die 39-jährige Schnyder nach wie vor ist, zeigt sich daran, dass trotz aussichtsloser Lage immer wieder aufmunternder Applaus aufbrandet. Um 18.40 Uhr fällt nach einem missglückten Passierball der Baselbieterin der Vorhang.
Der Tennisnachmittag ist aus helvetischer Perspektive zu einem Trauerspiel verkommen; die Viertelfinals werden am Freitag ohne Einheimische stattfinden. «Stosur ist einfach zu kraftvoll, zudem hat sie während vier Games jede Linie getroffen», sagt Schnyder. Die Lust am Tennis ist der früheren Top-10-Spielerin trotz der 4:6, 1:6-Niederlage nicht vergangen. Sie will sich seriös auf die US-Open-Qualifikation vorbereiten.
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