Innert zwei Tagen kommen 59 Etappensiege abhanden
Ultralange Etappen von weit über 200 Kilometer sind nicht mehr zeitgemäss. Die Aufmerksamkeit des Sportzuschauers ist gesunken, der Radsport steht da sowieso etwas schräg in der Landschaft, mit seinen Etappen, die sich über Stunden hinziehen. Gerade in den Bergen gelten kürzere Etappen als neues Heilmittel. Tatsächlich werden diese tendenziell offensiver gefahren. Bei einer kürzeren Distanz kann man – so die Theorie – früher etwas riskieren.
Unter dieser Hoffnung auf Action leidet eine andere Gruppe von Spektakelmachern: die Sprinter. Diese haben, um die Berge zu überstehen, eine eigene Kunstform entwickelt: das Ausreizen des Kontrollschlusses. In jeder Etappe müssen die Fahrer innerhalb eines gewissen Prozentsatzes der Siegerzeit im Ziel sein – je schwerer die Etappe, desto höher der Zuschlag.
Cavendish 30 Minuten später
Doch die kurzen Etappen lassen die Sprinter im Gruppetto leiden. Die Bergfahrer fahren da noch schneller. Früher konnten die Sprinter in den Abfahrten und Flachstücken Zeit gutmachen, weil sie da dank ihren zusätzlichen Muskelkilos Vorteile haben. Nur sind die modernen Bergetappen praktisch frei von Flachstücken – genau, weil diese nicht spannend sind.
Die Folge zeigte sich auf den drei Alpenetappen deutlich: Auf der ersten schafften es die Sprinter noch hauchdünn innerhalb des Kontrollschlusses, 28 Sekunden trennten sie vom Ausschluss. Am Mittwoch war es dann um Marcel Kittel und Mark Cavendish geschehen, der Brite kam über eine Stunde nach Landsmann Thomas ins Ziel – und damit über 30 Minuten nach der erlaubten Zeit. Gestern erwischte es am Croix de Fer, diesem Riesen von 29 Kilometern Länge, mit André Greipel, Fernando Gaviria und Dylan Groenewegen drei weitere prominente Namen – insgesamt verlor die Tour damit innert zwei Tagen 59 Etappensiege.
Freuen dürften sich darüber nur eine Handvoll Fahrer: die etwas berggängigeren Sprinter, allen voran Peter Sagan. (ebi.)
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