Mehr Rückstand trotz Schritt vorwärts
Tom Lüthi steigert sich am GP von San Marino deutlich, verliert als Vierter aber weiter an Boden im Kampf um den WM-Titel. Er blickt den letzten Moto2-Rennen dennoch zuversichtlich entgegen.

GP von San Marino ist, wenn die Zufahrtsstrassen zur Strecke in Misano schon am frühen Morgen und viele Stunden vor dem Moto-GP-Rennen hoffnungslos überfüllt sind. Auch dieses Jahr pilgerten rund 80000 Zuschauer zu den Festspielen des italienischen Superstars Valentino Rossi, der nur 15 Kilometer entfernt aufgewachsen ist. Der 40-Jährige klassierte sich immerhin im vierten Rang, war aber im Kampf um den Sieg chancenlos.
Marc Marquez, aktueller Serienweltmeister, sicherte sich den Erfolg kurz vor Schluss, nachdem er den französischen Aussenseiter Fabio Quartararo 27 Runden gejagt hatte.
Klare Steigerung Lüthis
Auch im Moto2 überholte ein Spanier, Augusto Fernandez, nach einem spannenden Zweikampf in der letzten Runde einen Rookie, den Italiener Fabio Di Giannantonio. Der Sieg von Fernandez war umstritten, weil er bei seinen wilden Überholmanövern teilweise klar neben der Strecke war und so unerlaubt Schwung mitnahm. Bestraft wurde er nicht, was letztlich den viertklassierten Tom Lüthi einen Podestplatz kostete. Dennoch sagt der Schweizer, es sei ein positives Wochenende für ihn gewesen – und ein Schritt vorwärts. «Wir haben endlich Fortschritte bei der Abstimmung gemacht, das Gefühl für den Töff stimmte erstmals seit langem wieder.»
Noch am Freitag hatte sich Lüthi im Training mit Platz 13 erneut schwer getan, am Samstagmorgen fabrizierte er sogar einen der vielen Stürze an diesem Wochenende. Im Gegensatz zu anderen Fahrern, die sich wie Teamkollege Marcel Schrötter (vierfacher Bruch im Schlüsselbein) verletzten, kam der 33-Jährige jedoch ohne Schaden davon. Und am Sonntag hielt er das Tempo der schnellsten Fahrer mit, rauschte gleich zum Start von Position 7 auf Rang 3 – und gehörte mit Fernandez, Di Giannantonio sowie WM-Leader Alex Marquez zum Quartett, das sich deutlich absetzte. «Leider fiel mir in der 10. Runde der Gang kurz raus», sagt Lüthi, «dort verlor ich die Zeit, um vorne anzugreifen.»
Am Ende lag Lüthi nur 2,7 Sekunden hinter Fernandez. Auch sein Manager Daniel Epp sprach von einem gelungenen Auftritt nach den schwierigen Sommermonaten. Lüthis Team Dynavolt hatte wochenlang Probleme mit dem neuen Hinterreifen bekundet, fand in Misano aber die Balance. «Ich habe mich zeigen können und war oft am TV», sagt Lüthi schmunzelnd. «So gefällt mir das, selbst wenn ich weiter an Boden verloren habe.»
Im Gesamtklassement liegt Lüthi nun sechs Rennen vor Saisonende auf Rang 3, der Rückstand auf Marquez beträgt neu 38 Punkte. «Ich freue mich auf die vier Überseerennen, dort bin ich meistens stark», sagt Lüthi. «Aber Marquez und Fernandez fahren wirklich überzeugend. Es wird schwierig, die beiden zu attackieren.» Bereits am nächsten Sonntag geht es vorerst mit dem GP von Aragon in Spanien weiter.
Zwei Schweizer Aufsteiger
Für Dominique Aegerter, den zweiten Schweizer im Moto2-Betrieb, endete unterdessen auch das Rennen in Misano enttäuschend. Als 18. war er nie in der Lage, um WM-Punkte zu kämpfen. Er hofft, auch 2020 bei MV Agusta fahren zu können, hat aber die notwendigen Sponsorengelder noch nicht beisammen.
Jesko Raffin wiederum gelangen in Misano in der MotoE mit den Plätzen 4 und 7 ordentliche Ergebnisse, er ist im WM-Ranking Siebter. Der 23-jährige Zürcher unterschrieb bereits im Sommer beim holländischen Team NTS einen Moto2-Vertrag für 2020 – und darf nun schon bis Ende dieser Saison in der mittleren WM-Klasse antreten.
Jason Dupasquier schliesslich einigte sich am Wochenende mit dem deutschen Team PrüstelGP, er fährt nächste Saison Moto3. Der 18-jährige Freiburger gilt als grösstes Schweizer Talent, 2019 bestreitet er den Red Bull Rookies Cup, in welchem er zwei Rennen vor Schluss den 5. Rang belegt. Dupasquier wird wie Tom Lüthi von Daniel Epp beraten. «Auch ich stehe ihm zur Seite und gebe Tipps», sagt Lüthi. «Es ist wichtig für den Schweizer Motorradsport, dass guter Nachwuchs nachrückt.» Noch aber ist der Altmeister das mit Abstand grösste Aushängeschild.
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