Weltklasse ohne Praxis
Nicole Büchler belegt bei Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof den vierten Platz. Wie an der Weltmeisterschaft in London hat die 33-jährige Stabhochspringerin aus Biel mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen.

In ihrer Sportart gehe es einzig darum, mit einem «Stäcke» über einen anderen «Stäcke» zu springen. Pflegt Nicole Büchler zu sagen, wenn sie über die Komplexität ihrer Leidenschaft spricht, das Ganze aber nicht überbewerten möchte.
Im Prolog zum heutigen Diamond-League-Meeting Weltklasse Zürich jedoch taucht bei der Bielerin im Zusammenhang mit den «Stäcke» ein weiterer Aspekt auf. Es gilt, innert sehr kurzer Zeit herauszufinden, welcher Stab am ehesten den Flug über die Latte ermöglicht.
Die Stabhochspringerinnen treten wie 2016 in der Bahnhofhalle auf. Das sei «eine coole Sache» und keineswegs anspruchsvoller, als wenn der Wettkampf im Letzigrund stattfände, wie Büchler es formuliert. «Im Stadion werden mehrere Disziplinen gleichzeitig durchgeführt, im Bahnhof konzentrieren sich alle Zuschauer auf dich. Es gibt keinen überraschenden Lärm.»
Zwischen Sport und Show
Was das Flugspektakel den Athletinnen bedeutet, lässt sich aufgrund der Startliste erahnen. Die Weltspitze ist lückenlos präsent, obwohl es sich in diesem Jahr «nur» um eine Einladungskonkurrenz handelt – die Gesamtsiegerin in der Diamond League wird am Freitag in einer Woche in Brüssel ermittelt. U-23-Europameisterin Angelica Moser überquert die ersten Höhen im ersten Versuch; bei 4,52 Metern jedoch ist Feierabend.
Die Kubanerin Yarisley Silva, an der WM in London gemeinsam mit Robeilys Peinado Dritte, springt in pinkfarbenem Dress, die oberste Schicht ihrer schwarzen Haarpracht ist blondiert. Für einen Moment scheint die auf einem Podest angelegte Anlaufbahn zum Catwalk zu werden.
Silbermedaillengewinnerin Sandi Morris aus den USA streckt unter tosendem Beifall den Daumen nach oben, als sie via Lautsprecher gefragt wird, ob sie bereit sei. Und Ekaterini Stefanidi, die unter Höhenangst leidet, steigt wie gewohnt als Letzte ein – bei 4,62 Metern.
Nicole Büchler hat 4,37, 4,52 und 4,62 Meter im ersten Anlauf gemeistert. Nun steht der dritte Versuch über 4,72 bevor, und ihre Gedanken kreisen um eingangs erwähnte Frage. Die 33-Jährige entscheidet sich für einen anderen, härteren «Stäcke», beschleunigt und bremst vor dem Einstichkasten wieder ab.
Der Grip habe sich nicht gut angefühlt, sie habe daher das Vertrauen verloren, erwidert die Seeländerin auf die Frage, warum es zum Abbruch gekommen sei. Büchler sagt, sie sei sehr zufrieden. Und: «Für 4,62 und Platz 4 hätte ich vor dem Wettkampf bei diesem Feld sofort unterschrieben.»
Grund ist die körperliche Verfassung. Den Virus, der sie in London schwächte, ist sie nicht ganz losgeworden; die Hüfte schmerzen weiterhin. Seit der WM sei es schwierig, habe sie kaum trainieren können, hält sie fest.
Derweil treiben sich Morris und Stefanidi bis auf 4,87 Meter hinauf, die Griechin triumphiert wegen der geringeren Anzahl Fehlversuche. Die Weltmeisterin kommt mit den «Stäcke» derzeit schlicht am besten zurecht.
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