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SCL Tigers: Nach des Trainers Gusto
Die SCL Tigers starten mit einem 2:1-Sieg in Ambri optimal in die Zwischenrunde. Heinz Ehlers lobt das Team für seine Leistung, warnt aber gleichzeitig: «Wir sind noch nicht gerettet.»
Gewinnen die SCL Tigers am Samstag in Freiburg einen Punkt, sichern sie sich den Ligaerhalt vorzeitig. In eine wichtige Rolle ist bei den Langnauern Stürmer Pascal Berger geschlüpft – nicht nur auf dem Eis.
Welche Unterschiede gibt es zwischen dem SC Bern und den SCL Tigers? Diese Frage ist Pascal Berger in den vergangenen Monaten x-mal gestellt worden. Nun sagt er: «Beim SCB geht es im Frühling darum, die Ferien so lange wie möglich hinauszuschieben. Bei uns hat jeder das Ziel, so rasch wie möglich buchen zu können.» Nicht, dass Berger in Langnau weniger Spass am Eishockeyspielen hätte als bei den Mutzen, von denen er sich vor Jahresfrist mit dem Titelgewinn verabschiedete.
Die Tigers absolvieren eine ansprechende Saison, Berger und Konsorten wollen sich den Ligaerhalt unbedingt heute sichern. «Ich brauche keinen Nervenkitzel», sagt der Burgdorfer. Vier Runden vor Schluss der Platzierungsrunde beträgt das Polster auf die an Position 11 liegenden Freiburger 11 Punkte. Heute (auswärts) und am Dienstag kommt es zu Direktduellen; erreicht die Equipe von Heinz Ehlers einmal die Verlängerung, ist sie sämtliche Sorgen los.
Bleibt sie punktelos, würden zwei Zähler in den beiden letzten Partien in jedem Fall genügen. Von einer komfortablen Lage aber will Berger nichts wissen. Entweder ist er ein ungemein guter Schauspieler, oder er meint es tatsächlich ernst, wenn er mit Nachdruck von einer «extrem heiklen Situation» spricht. «Ich habe grossen Respekt. Machen wir den Sack gegen Gottéron nicht zu, wird es unangenehm.»
Der perfekte Captain
Mit zwei Siegen sind die Tigers optimal in die Platzierungsrunde gestartet. Wobei dies Berger anders sieht. «Spielen wir so wie am Dienstag gegen Kloten, werden wir in den nächsten Partien bös unter die Räder geraten.» Das Zweikampfverhalten sei ungenügend gewesen, die Einstellung habe nicht gestimmt. «Eigentlich gibt es dafür keine Entschuldigung. Wir hatten viel Glück.»
Berger seinerseits zeigt in seiner Premierensaison, was von ihm erwartet wurde. Er ist einer der wenigen Leader im Team; neben dem Eis eher zurückhaltend, gibt er auf glatter Unterlage den Antreiber. Ehlers hält viel von ihm, setzt ihn nicht als Flügel, sondern in zentraler Rolle als Mittelstürmer ein. Und er hat ihn aufgrund der Verletzung Martin Stettlers zum Captain bestimmt. Dass Berger dieses Amt in der nächsten Saison fix ausüben wird, ist denkbar, mit seinem Wesen und Wirken wäre er bestens dafür geeignet.
«Ich traue mir das zu, will aber niemandem etwas wegnehmen», sagt Berger, der Götti von Stettlers Tochter ist. Die Winnermentalität, welche er von seiner Zeit in der Hauptstadt her kennt, will er vermehrt ins Team bringen. «Unser Problem ist, dass wir nicht in jedem Spiel von der ersten Sekunde an mit voller Leidenschaft spielen. Das muss besser werden.»
Die Gespräche mit Plüss
Nach dem fluchtartigen Abgang Chris DiDomenicos in Richtung Ottawa ist nicht zuletzt Pascal Berger (9 Saisontore) in der Offensive stärker gefordert. «Es gäbe nichts Dümmeres, als Chris nachzuweinen. Er wollte weg, er durfte weg – damit ist alles gesagt.» Nicht mehr viele Worte verlieren mag Berger zudem über den missratenen Saisonstart mit neun Niederlagen in Serie. «Klar, da haben wir einiges vergeigt», meint der 27-Jährige bloss. Auch nach dem Trainerwechsel habe es an Konstanz gemangelt. «Wäre dem nicht so gewesen, würden wir in den Playoffs mitspielen. Aber ich weiss schon: ‹Hätti› und ‹Wetti› sind Brüder gewesen.»
Stichwort Bruder: Alain Berger kämpft mit dem SCB um den Titel; der Tigers-Stürmer schaut sich stets die Highlights der Berner Partien an, tauscht sich oft mit seinem jüngeren Bruder aus. Zuletzt hat Pascal Berger auch mit Martin Plüss, der den Meister verlassen wird, telefoniert. Langnau bekundet Interesse am Routinier; «ich würde es sehr begrüssen, käme er zu uns». Wenngleich die Chancen klein sein dürften, hat Berger seinem langjährigen Mannschaftskollegen die Emmentaler Vorzüge schmackhaft gemacht.
Auf die Ausgangslage angesprochen, schmunzelt er. Noch sei vieles möglich, sagt Benjamin Neukom, Flügel in Diensten Gottérons. «Holen wir in den nächsten zwei Spielen sechs Punkte, werden Langnau und Kloten vielleicht ein wenig nervös.» Mit den Freiburgern erlebt er eine äusserst schwierige Saison, mit ganz wenigen Höhen, aber sehr vielen Tiefen. Seit der Nationalmannschaftspause Mitte Februar jedoch laufe es besser, sagt der 25-Jährige. «Während des Unterbruchs gingen wir schlitteln, arbeiteten mit einem Mentaltrainer. Das hat gutgetan.»
Neukom (sieben Saisontore) tauscht sich überdies mit einem privaten Mentalcoach aus; er liess sich gar hypnotisieren, «es ging etwa darum, mir positive Vorstellungen einzuimpfen». Die beiden Partien gegen die SCL Tigers sind für ihn speziell, wird er doch die kommenden zwei Saisons in Langnau verbringen. Den Mietvertrag für die Wohnung im Emmental jedenfalls hat er schon unterschrieben. Er könne mit der ungewöhnlichen Situation gut umgehen, sagt Neukom. «Aber komplett ausblenden kann ich das Ganze nicht.»
Berner Zeitung
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