Sie wirkten in der Krise extrem ruhig. Wie sah es innerlich aus?Ich bin generell ruhiger geworden, die Familie hat mich zu einem ausgeglichenen Menschen gemacht. Natürlich hat es ab und an «gchlepft» – aber ich merkte, dass es nichts bringt, Spieler öffentlich zu kritisieren. Wir führten viele Gespräche, der Inhalt blieb intern. Im Final hat Doug Shedden seine Topstürmer öffentlich kritisiert. Gehst du so vor, geben dir die Spieler selten etwas zurück. Ich habe meine Mannschaft immer geschützt, das haben die Spieler geschätzt.
Sie sind Meister, dürfen aber nicht in Bern bleiben. Welches Gefühl überwiegt am Tag nach dem Titel: Euphorie oder Frust?Die Euphorie ist grösser. Meine Hoffnungen auf eine weitere Zusammenarbeit waren von Beginn weg nicht sehr gross gewesen.
Weshalb nicht?Ich spürte früh totale Unruhe und Unzufriedenheit überall im Klub. Zudem kam nie jemand von oben, sprich von der Klubführung oder der Geschäftsstelle, zur Trainercrew. Niemand sagte: «Diesen Weg gehen wir gemeinsam.» Da fühlst du dich unten auf dem Eis im Stich gelassen. Das hat mich enttäuscht. Und ich spreche dabei nicht nur vom Verwaltungsratspräsidenten oder vom CEO. Es gibt auch andere Leute beim SCB, denen ich im Alltag begegnet bin. Sportchef Alex Chatelain nehme ich explizit aus, er war immer für mich da. Es geht mir nicht darum, an dieser Stelle abzurechnen, dafür habe ich beim SCB eine zu schöne Zeit erlebt. Aber es geht mir um Respekt.
Im Februar standen Sie kurz vor der Entlassung.Eine Stunde nach der Niederlage gegen Gottéron kam Alex zu mir und sagte: «Jetzt muss etwas gehen. Sie wollten dich entlassen.» Alex war sehr offen, das habe ich geschätzt. Die Niederlage schmerzte auch mich extrem. Ich verreiste mit der Familie für zwei Tage, brauchte Ruhe. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass meine Zukunft sicher nicht beim SCB liegen würde.
Der definitive Entscheid wurde Ihnen kurz vor den Playoffs mitgeteilt. Weshalb wollten Sie den Sachverhalt nach dem Viertelfinal öffentlich machen?Weil ich von allen Seiten darauf angesprochen worden war. Ich wollte reinen Tisch machen.
Und Sie wollten sich natürlich ins Gespräch bringen.Absolut: Ende April läuft mein Vertrag aus. Also war es wichtig, dass mögliche Interessenten früh wussten, was Sache ist.
Langnau ist keine Option mehr.Während der Playoffs wollte ich nicht direkt verhandeln. Ich dachte, nächste Woche würde sich vielleicht ein Gespräch ergeben. Das ist nun nicht der Fall.
Sind Sie unter Druck, möglichst bald einen Job zu finden, oder geben Sie sich genügend Zeit?Diese Frage kann ich noch nicht beantworten. Ich muss in den nächsten Tagen überlegen, was ich will und was nicht. Klar ist: Meine Familie und ich, wir fühlen uns wohl in der Region. Und von der Familie getrennt zu sein, das ist keine Option – sie ist das Wichtigste in meinem Leben.
Zur Familie gehört Ihr Bruder Sven. Ist der Titelgewinn auch sein Verdienst?Er muss auch sein Verdienst sein! Was Sven im November gemacht hat, war wahnsinnig: Er verzichtete auf sein Amt als Sportchef, um mir den Job als Headcoach zu ermöglichen. Obwohl er nicht wusste, wohin das führen würde. Nun konnten wir ihm beweisen, dass er richtig entschieden hatte. Zudem hat Sven die Meistermannschaft zusammengestellt. Er wäre auch schuld gewesen, hätte es nicht geklappt.