Väterchen Frost, Mütterchen Frust und die Söhne der Euphorie
Der erste Cupfinalist 2018 heisst YB. Die Berner Freude nach dem 2:0-Sieg ist gross, aber kontrolliert – die Basler Enttäuschung sitzt tief.

Es war, als wollte das Spiel alleine alle Lügen strafen. Eine ungemein intensive Partie folgte auf die doch eher verhaltene Stimmung vor diesem Cup-Halbfinal. Die Young Boys lieferten sich mit dem FC Basel einen harten Kampf vor einer Kulisse, die sich vom Geschehen trotz zweistelligen Minusgraden schnell hatte erwärmen lassen. Und die Ausnahmestimmung, diese im Vergleich zur Meisterschaft besondere Ambiance, setzte sich in den Katakomben nach dem 2:0-Sieg von YB fort.
Hier die hängenden Köpfe der Basler, da die lachenden, tanzenden Young Boys, dahinter an die 50 Medienschaffende. «Das haben wir uns schon etwas anders vorgestellt», sagte ein stiller, geknickter Valentin Stocker. «Das gibt uns unglaubliche Energie», meinte ein strahlender Djibril Sow.
Eine Halbzeit lang verlief das Geschehen zumindest resultatmässig ausgeglichen, doch die Erkenntnis dass der FC Basel an diesem Abend nicht viel zu bewegen vermag, akzentuierte sich früh. «Wir haben uns schwer getan, YB hat stark verteidigt und so kamen wir nie richtig hinter ihre Abwehr», sagte FCB-Trainer Raphael Wicky anerkennend.
Ähnlich analysierte es auch ein sichtlich niedergeschlagener Michael Lang. Auch er, der mit seinen Rushes, mit seiner Energie den FCB schon oft hat mitreissen können, blieb diesmal wirkungslos. «Das ist schwierig zu fassen gerade», sagte Lang, «wir sind schwer enttäuscht.»
Zu dritt beim TV-Interview
Dass der wohl entscheidende Treffer des Abends auf eine umstrittene Entscheidung zurückfiel, bezeichnete Lang als «doppelt bitter». Ob Basels Angreifer Oberlin an der Strafraumgrenze mit der Hand zum Ball ging oder ob ihm selbiger dorthin sprang, blieb Ermessenssache – Schiedsrichter Klossner entschied auf Penalty für YB.
Zum Frost gesellte sich also beim Meister der grosse Frust. Währenddessen stand den Young Boys die riesige Freude über den Einzug in den Cupfinal regelrecht ins Gesicht geschrieben. Gleich zu dritt trabten die frankophonen Euphoriker Assalé, Hoarau und Lotomba beim Westschweizer Fernsehen zum Interview an, während Loris Benito im Überschwang einen Berner Radiojournalisten herzte. «Wir sind einfach enorm gut eingespielt momentan», sagte der Aussenverteidiger nach seinem starken Auftritt.
Von Bergen, der Mahner
Gewohnt ruhig blieb Steve von Bergen. «Das ist ein grosser Moment für uns. Aber der letzte Schritt zum Titel fehlt ja noch.» Der Abwehrspieler zeigte eine grosse Partie, eine, die ihn theoretisch auch wieder zu einem Kandidaten in der Nationalmannschaft machen würde – wenn er denn wollte. Solche Pläne hat der Routinier nicht mehr, viel lieber dämpft er auch an diesem Abend die Erwartungen. «Wir sind super unterwegs, klar, und natürlich dürfen auch wir uns in diesem Moment freuen. Aber gewonnen haben wir noch nichts.»
YB darf also ab sofort den Cupfinal von Ende Mai planen. Dort treffen die Young Boys entweder auf den FC Zürich oder die Grasshoppers. Wer ihm, dem Zürcher, denn da lieber sei, wird Christian Fassnacht gefragt. «Das ist mir egal», sagt er, «es wird sowieso grossartig.» Die Young Boys haben Väterchen Frost getrotzt, von Mütterchen Frust sind sie weit weg. Und als Penaltyschütze Guillaume Hoarau lange nach Spielschluss oben in der Loge mit seiner Band ein Liedchen anstimmt, sind sie alle zusammen Söhne der Euphorie.
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