Magath: «Von diesem Gedanken sind hier alle beseelt»
Der Bundesligist Schalke trifft heute am OBI-Cup in Bern auf YB (20.30 Uhr). Der neue Schalke-Trainer Felix Magath spricht über seine schwierige Aufgabe, die Faszination Schalke 04, seinen Ruf als «Quälix» – und über den Meistertitel.

Felix Magath, was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie an die Schweiz denken? Felix Magath: Schokolade! Die ist in der Schweiz wirklich sehr, sehr gut...
Spielten Sie als Fussballer einmal in Bern? Und welche Erinnerungen haben Sie als Trainer ans Stade de Suisse? Als Aktiver hatte ich nicht das Vergnügen, einmal in Bern zu spielen, doch im vergangenen Sommer nahmen wir dort am OBI-Cup mit dem VfL Wolfsburg teil. Und wir unterlagen im Final den Young Boys mit 2:3, wurden aber später Deutscher Meister. So gesehen wäre eine Niederlage mit Schalke am Freitag gegen Bern vielleicht ein gutes Omen.
Was wissen Sie über die Young Boys? Und kennen Sie die Schweizer Liga gut? YB ist ein Verein, der zuletzt erfolgreich einen Umbruch durchgeführt hat. Dies kann man an der Tabelle der Schweizer Liga sehr gut ablesen. Die ist auch für mich als Trainer von Schalke 04 von Bedeutung, weil es in der Super League einige Spieler gibt, die für uns interessant sein könnten. Der frühere Basler Ivan Rakitic ist sicherlich nicht der letzte Fussballer, der aus der Schweiz zu Schalke 04 gewechselt ist.
Sie haben den Titel als Zielsetzung Ihrer Arbeit bei Schalke genannt. Ist das innerhalb von vier Saisons überhaupt realistisch? Es bedarf sicherlich etwas Zeit, da hier im Verein einige Dinge verändert werden müssen, aber, ja, ich habe das Ziel, mit Schalke 04 Deutscher Meister zu werden. Da ich weiss, welch schwierige Aufgabe dies ist, habe ich auch bewusst eine vierjährige Vertragslaufzeit gewählt.
Ist die Aufgabe bei Schalke die schwierigste Ihrer langen und erfolgreichen Trainerkarriere? Und ist es stets angenehm, Manager, Geschäftsführer und Trainer in einer Person zu sein? Geschäftsführer bin ja auch auf Schalke nicht, aber ich gehöre dem Vorstand an. Es ist sicherlich eine grosse Herausforderung für mich, der ich mich aber gerne stelle. Ich hätte weiter in Wolfsburg arbeiten können, aber mich hat die Aufgabe hier sehr gereizt. Und in vergleichbarer Rolle habe ich ja auch beim VfL Wolfsburg sehr erfolgreich gearbeitet, weil in dieser Konstellation die Verantwortlichkeiten klar sind, zum Beispiel was Spielerverpflichtungen betrifft. Ich kann so sehr viel Einfluss auf den Verein nehmen.
Was macht den Mythos Schalke 04 für Sie aus? Die Leidenschaft der Fans hier auf Schalke ist einmalig in Deutschland. Die Leute leben für ihren Verein, und sie träumen seit über 50 Jahren, seit 1958, von der achten Meisterschaft. Von diesem Gedanken sind hier alle beseelt. Ich möchte helfen, den Menschen hier diesen Traum zu erfüllen.
Sie setzen seit Beginn der Saison sehr konsequent auf junge Spieler bei Schalke. Liegt das daran, dass die älteren Akteure nicht die gewünschte Qualität besitzen – oder daran, dass die Talente wirklich so gut sind? Wir haben seit Beginn der Saison verschiedene langfristige Ausfälle wie Jermaine Jones, Mineiro oder Christian Pander zu verkraften. Diese Positionen werden nun zum Teil von jungen Spielern wie Christoph Moritz oder Lukas Schmitz besetzt. Sie haben sich im Training reingehängt und sich ihre Chance erarbeitet. Aber ich weiss natürlich, dass man nur mit jungen Leuten keine ganze Saison durchstehen kann.
Wie gravierend sind denn die finanziellen Probleme Schalkes, welche die Schlagzeilen in Deutschland in den letzten Wochen dominierten? Ich wusste von Beginn an, dass der Verein nicht auf Rosen gebettet ist. Aber so dramatisch, wie es in den vergangenen Wochen in den Medien berichtet wurde, ist es definitiv nicht.
Stört Sie die Bezeichnung «Quälix»? Und vor allem: Sie haben mit Ihren Methoden Erfolg in der Fussballwelt der Konzepttrainer. Ist das eine Genugtuung für Sie? Für mich gilt, dass man sich den Erfolg hart erarbeiten muss. Ich habe hierbei meinen Weg gefunden, und die Erfolge der letzten Jahre zeigen, dass es nicht die schlechtesten Methoden sind, die mein Trainerstab und ich anwenden. Allerdings fühle ich keine Genugtuung gegenüber anderen Trainern, deren Arbeit ich sehr respektiere.
Der 1:0-Erfolg in Dortmund hat Ihnen zuletzt geholfen, Akzeptanz auf Schalke zu verschaffen. War das auch für Sie ein spezielles Spiel? Solch ein Derby gegen Dortmund ist natürlich für unsere Fans das Spiel des Jahres. Ich versuche aber eigentlich immer, die Emotionen bei den Spielen weitestgehend auszublenden, um mich ganz auf meine Aufgabe konzentrieren zu können. Aber natürlich habe ich mich auch sehr über diesen Sieg gefreut, der Fans und Mannschaft erneut einen weiteren Schritt nach vorne gebracht hat.
In der WM-Qualifikation stehen in den nächsten Tagen entscheidende Spiele an. Wo steht der deutsche, wo der Schweizer Fussball? Deutschland hat die Chance, durch einen Sieg in Russland die Fahrkarte für die WM zu sichern. Auch bei einem Remis hätte das Team alle Trümpfe in der Hand. Das wird nicht einfach, aber die Deutschen können es schaffen. Die Schweizer können mit einem Sieg in Luxemburg ebenfalls einen wichtigen Schritt in Richtung Qualifikation machen. So gesehen stehen beide Länder sehr gut da.
Verfolgen Sie die Arbeit des Schweizer Nationaltrainers Ottmar Hitzfeld, der wie Sie sehr erfolgreich bei Bayern München gearbeitet hat? Nicht im Detail, dazu bin ich zu weit weg. Aber mit der Schweiz ist er ja auf einem guten Weg, die WM-Qualifikation zu schaffen.
Und wer ist Ihr WM-Favorit? Bei der WM im nächsten Sommer sind sicher Teams wie Spanien und Brasilien Favoriten.
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