Der YB-Captain geht mit Tränen von Bord
YB verabschiedet Christoph Spycher nach 15 Jahren Profifussball, schlägt St. Gallen en passant mit 2:0 – und beschliesst eine verkorkste Saison mit einem positiven Gefühl.
Als der Captain von Bord geht, ist der Törn noch gar nicht zu Ende. Knapp zwei Minuten bleiben noch zu spielen zwischen YB und St. Gallen, am Ausgang der Partie gibt es beim Stand von 2:0 keine Zweifel mehr – plötzlich aber unterbricht Schiedsrichter Sascha Amhof. Verdutzt recken sich die Köpfe, niemand weiss genau, was los ist. Dann aber brandet der Applaus los, zögerlich erst, doch als alle sehen, was passiert, wird es das erste Mal an diesem Nachmittag laut. Christoph Spycher streift sich nach 15 Jahren Profifussball, nach 130 Spielen in der Super League, nach 129 Auftritten in der Bundesliga und nach 127 Partien für die Young Boys die Captainbinde ab und geht zur Seitenlinie. Er schaut wehmütig jetzt, den Kampf gegen die Tränen hat er längst aufgegeben.
Eineinhalb Stunden zuvor herrschte war die Veranstaltung bereits festlich losgegangen. Spychers Abschiedspartie, geschickt getarnt als letztes Saisonspiel gegen St. Gallen, startete nämlich mit einem Paukenschlag. Bereits nach 38 Sekunden traf Renato Steffen zur YB-Führung. Ende März war der Youngster mit seiner Gelb-Roten Karte gegen GC noch der Buhmann, jetzt ist er mit drei Treffern aus den letzten drei Spielen zu den formstärksten YB-Akteuren avanciert. Früh also führte YB, früh lief alles artig nach Drehbuch, früh schien festzustehen, dass in dieser rein sportlich bedeutungslosen Partie der Sieg dem Heimteam vorbehalten war.