«Der härteste und schönste Match in meinem Leben»
Der Neuenburger Charles Pickel ist nach dem verrückten Ligaerhalt von Xamax ausser sich. Aaraus Trainer Patrick Rahmen wirkt trotz schwerer Enttäuschung gefasst.
Auf der Website des FC Aarau war ziemlich detailliert beschrieben, wie der Abend im Fall des Aufstiegs aussehen würde. Und wer zweifelte nach dem 4:0 im Hinspiel noch daran, dass es eine lange Nacht geben würde? Eine ausgiebige Aufstiegsparty?
Aber dann passiert das. 0:4 nach 90 Minuten. 0:4 nach 120 Minuten. 4:5 im Penaltyschiessen. Was für eine Wende! Was für eine unfassbare Geschichte! Xamax-Präsident Christian Binggeli wälzt sich vor Freude am Boden – sein Amtskollege Alfred Schmid hat Tränen in den Augen. «Die Spieler hätten den Aufstieg verdient», sagt er, «dass am Ende so wenig fehlt… Es ist wahnsinnig enttäuschend.» Aber er fügt auch an: «Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder aufstehen. Und wir werden alles dafür tun, dass wir in der kommenden Spielzeit nicht mehr einen Start hinlegen wie in dieser Saison.» Zur Erinnerung: Die Aarauer reihten sechs Niederlagen aneinander, hatten nach elf Runden erst vier Punkte auf dem Konto und schafften trotzdem den Vorstoss in die Barrage.
Trainer Patrick Rahmen redet von einem «extrem bitteren» Abschluss der Barrage, davon, dass «nicht viel für uns, dafür alles für Xamax lief». Rahmen wirkt gefasst, auch in dem Moment, als er die Frage nach seiner Zukunft beantworten soll. Gerüchteweise wird er als neuer Trainer beim FC Basel gehandelt. Sein Kommentar dazu: «Ich habe keinen Kontakt mit dem FCB.»
«Nach dem 3:0 glaubten alle daran»
Und die Neuenburger? Können ihr Glück nicht fassen. Sie waren abgeschrieben nach dem desaströsen Hinspiel, aber ihr Trainer Stéphane Henchoz erinnerte seine Mannschaft daran, dass sie in der Pflicht steht, Stolz zu zeigen. Nach dem 2:0 spürte er, dass in Aarau etwas drinliegt, «und nach dem 3:0 glaubten alle daran, dass wir es packen können». Henchoz hinterlässt den Verein in der Super League, er, der nach dem 0:2 bei YB zum Auftakt ins Jahr die Verantwortung von Michel Decastel übernahm und die Neuenburger stabilisierte. Xamax war in der zweiten Saisonhälfte das viertbeste Team der Liga.
Henchoz ist in Neuenburg aber nicht mehr erwünscht. Binggeli hat sich im Frühjahr entschlossen, ihn durch den bisherigen YB-U-21-Coach Joël Magnin zu ersetzen. Henchoz hat inzwischen bei Sion unterschrieben, er lässt sich dort auf Präsident Christian Constantin ein und spricht selber von einem «Abenteuer». Aber im Herzen bleibt er mit Xamax verbunden: «Ich habe in der Schweiz bei keinem anderen Club gespielt, ich wohne in der Nähe von Neuenburg, und bei Xamax bin ich erstmals Cheftrainer geworden.»
Für Henchoz ist die Rettung eine besondere Genugtuung. Und Spieler wie Charles Pickel wähnen sich wie in einem Traum. Der Mann, der von GC an Xamax ausgeliehen ist, hat während des Penaltyschiessens Stossgebete zum Himmel geschickt. Als der fünfte Elfmeter verwertet und klar ist, dass Xamax in der Super League bleibt, sagt er: «Es war der härteste und schönste Match in meinem Leben. Nach dem Hinspiel sagten wir uns: So kann die Saison nicht zu Ende gehen. Wir haben die Wende geschafft. Es ist… Ich finde keine weitere Worte.»
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