Spionageverdacht: Norwegen nimmt Russen fest
An einer Konferenz über Cybersicherheit in Oslo hatte sich ein Mann auffällig verhalten. Daraufhin schaltete sich der Geheimdienst ein.

Ein Russe ist in Norwegen wegen mutmasslicher Spionage festgenommen worden. Das Aussenministerium in Moskau wie die russische Botschaft in Oslo bestätigten am Sonntag die Festnahme des 51-Jährigen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
Die norwegische Polizei hat den Mann nicht öffentlich identifiziert, aber Presseberichte deuten darauf hin, dass der 51-Jährige sich als IT-Berater des russischen Parlaments bezeichnet hat. Er soll zuvor für Konferenzen unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission nach Lissabon, Budapest und Baku gereist sein. Seine Anwältin sagte einer norwegischen Zeitung, dass elektronische Geräte beschlagnahmt worden seien, ging aber nicht ins Detail.
Die Botschaft betreue den Mann konsularisch. Nach norwegischen Medienberichten war er am Freitag am Osloer Flughafen Gardermoen festgehalten worden, nachdem er ein internationales Seminar im norwegischen Parlament besucht hatte.
Bei dem Treffen im Storting habe sich der Russe verdächtig verhalten. Daraufhin sei der norwegische Geheimdienst PST eingeschaltet worden. Auf der Konferenz des Europäischen Zentrums für parlamentarische Wissenschaft und Dokumentation (EZPWD) war es unter anderem um Cybersicherheit gegangen.
In Russland inhaftierter Norweger hofft auf Austausch
Die Zeitung «Verdens Gang» zitierte auch den Anwalt eines wegen Spionage in Russland inhaftierten Norwegers, eines ehemaligen Grenzbeamten aus der Stadt Kirkenes im Norden. Er hoffe, dass es zu einem Austausch kommen könne, sagte der Jurist.
Erst vor ein paar Tagen hat das Recherchenetzwerk Bellingcat zwei russische Agenten entlarvt, die verdächtigt werden, in den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury verwickelt zu sein. Die britischen Sicherheitsbehörden hatten zuvor Überwachungsbilder der Verdächtigen veröffentlicht. Diese landeten unter den Namen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow am 2. März am Flughafen Heathrow in London. Zuvor reisten sie mehrfach in die Schweiz, wie Redaktion Tamedia aufdeckte.
Bellingcat rekonstruierte die Verbindungen der beiden Verdächtigen zum russischen Geheimdienst GRU anhand von Pässen. Die persönlichen Dokumente sind mit einem Stempel mit der Aufforderung «Keine Auskunft geben» markiert. Dazu eine Telefonnummer des russischen Verteidigungsministeriums, dem der Militärgeheimdienst angeschlossen ist. Und daneben eine handschriftliche Notiz: «Da gibt es einen Brief. S.S.» Die Abkürzung S.S. steht für «sowerschenno sekretno», russisch für «top secret». Bellingcat geht davon aus, dass die Pässe von einer Behörde ausgestellt wurden, die ausserhalb des zivilen Staatswesens operiert.
Anfang September hatte ausserdem die niederländische Polizei zwei angebliche russische Spione ausgewiesen, denen vorgeworfen wird, das Labor in Spiez gehackt zu haben, wo Proben des Nervenkampfstoffs des Salisbury-Angriffs analysiert worden waren.
SDA/ij
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