Spanische Regierung droht Spanair mit Busse
Das Schicksal von Spanair scheint endgültig besiegelt: Nach dem Grounding drohen der spanischen Fluggesellschaft auch noch Klagen in Millionenhöhe.

Die spanische Fluggesellschaft Spanair steht vor der Pleite. Deswegen bleiben sämtliche Spanair-Flugzeuge am Boden, wie die Gesellschaft am Freitagabend mitteilte. Zuvor hatte die Regionalregierung Kataloniens als Hauptanteilseigner die Zahlungen eingestellt.
Passagiere wurden gebeten, für «umfassende Informationen» auf der Internetseite von Spanair nachzusehen, teilte die Fluggesellschaft mit Sitz in Barcelona weiter mit. Am Samstag war die Internetseite jedoch zeitweise nicht erreichbar.
Der letzte Flug der Gesellschaft landete nach deren Angaben um 22 Uhr am Freitagabend. Nach der Ankündigung des Groundings bildeten sich vor den Spanair-Schaltern in Barcelona lange Schlangen von gestrandeten Passagieren. Spanair bat andere Fluggesellschaften, beim Transport einzuspringen.
Spanair bezeichnete die sofortige Einstellung des Betriebs als Vorsichtsmassnahme. Der Entscheid sei angesichts der «mangelnden finanziellen Sicht für die kommenden Monate» aus Vorsicht und zur Sicherheit getroffen worden.
Regierung leitet Verfahren ein
Die Regierung in Madrid leitete ein Verfahren gegen Spanair ein, wie Verkehrsministerin Ana Pastor am Samstag vor den Medien sagte. Sie kritisierte die Gesellschaft scharf, weil diese ihren Betrieb ohne Vorwarnung eingestellt habe.
Das Unternehmen habe damit gegen die seine Pflicht verstossen, eine kontinuierliche Dienstleistung zu garantieren. Ausserdem habe Spanair die Rechte der Passagiere nicht respektiert, sagte Pastor.
Für beide Verstösse könne der Fluggesellschaft eine Geldstrafe von je 4,5 Millionen Euro auferlegt und die Lizenz entzogen werden, sagte die Verkehrsministerin.
Nach Angaben von Pastor fallen an diesem Wochenende und am Montag 647 Flüge aus. Gut 22'700 Passagiere waren gemäss der Ministerin vom Grounding betroffen und mussten auf andere Flüge umgebucht werden.
Katalonien stellt Zahlungen ein
Die Regionalregierung von Katalonien hatte am Freitag erklärt, sie könne Spanair nicht länger finanziell unterstützen. Das «derzeitige Wirtschaftsklima» und die «europäische Gesetzgebung bezüglich des Wettbewerbs» machten dies unmöglich.
Der Entscheid sei nach dem Scheitern der Verhandlungen von Spanair mit Qatar Airways über eine finanzielle Partnerschaft getroffen worden. Katalonien hatte Spanair vor einem Jahr einen Notkredit von 10,5 Millionen Euro gewährt. Spanair war auch zuvor vom Staat unterstützt worden.
4000 Mitarbeiter
Spanair ist die viertgrösste Fluggesellschaft Spaniens und verfügt über eine Flotte von 36 mehrheitlich älteren Flugzeugen. Zuletzt flog sie 19 nationale und 24 internationale Ziele an.
Das 1986 gegründete Unternehmen war schon seit Jahren in finanziellen Nöten. Zusätzlichen Schaden erlitt die Fluglinie 2008 durch den Absturz einer Maschine. Mit 154 Toten war es das schwerste Flugzeugunglück in Spanien seit 25 Jahren. Danach wurde das Unternehmen umstrukturiert. 1100 Angestellte wurden entlassen.
Dennoch flog Spanair 2010 einen Verlust von 115 Millionen Euro ein. 2009 hatte sie gar ein Minus von 186 Millionen Euro verbucht. 2011 beförderte die frühere Tochter der skandinavischen Luftfahrtgesellschaft SAS 12,5 Millionen Passagiere. Spanair beschäftigt direkt und indirekt über 4000 Mitarbeiter.
Millionen-Abschreiber bei SAS
SAS erklärte nach dem Aus für Spanair, das Unternehmen müsse wegen seiner Beteiligung Abschreibungen in Höhe von etwa 1,7 Milliarden Schwedischen Kronen (rund 231 Millionen Franken) tätigen. SAS hält nach eigenen Angaben noch einen Anteil von 11 Prozent an Spanair.
Die SAS hatte den Grossteil seiner Anteile an Spanair kurz nach dem Absturz an das Tourismusunternehmen Consorci de Tourisme de Barcelona und die Privatinvestoren Catalana d'Iniciatives verkauft.
SDA/mrs
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