Spagat zwischen sportlich und sparsam
Mit dem Cayenne Turbo S E-Hybrid und dessen Coupé-Variante erweitert Porsche seine SUV-Baureihe.

Hand aufs Herz: Wer heutzutage ein knapp 5 Meter langes und rund 2,5 Tonnen schweres SUV erblickt, glaubt kaum daran, dass es sich um ein sparsames Automobil handelt. Wenn dazu noch das Emblem einer Sportwagenmarke wie Porsche auf der Motorhaube prangt und am Heck der Schriftzug Turbo S zu lesen ist, wird das Vorurteil rasch gefällt: Hier muss es sich um ein durstiges Fahrzeug handeln, das die Umwelt mit seinen immensen Abgasen verschmutzt.
Nicht unbedingt! Auch wenn solche Pauschalverurteilungen sehr oft ins Schwarze treffen, bei der neusten Version der Porsche-SUV-Baureihe Cayenne ergibt ein zweiter Blick Sinn. Denn der Schriftzug am Heck und auch die E-Hybrid-Buchstaben an der Seite des Fahrzeugs sind grasgrün geschrieben und behaupten: Obacht, hier rollt ein Öko-SUV!
Eindrücklicher Verbrauch
Tatsächlich handelt es sich beim jüngsten Spross der Cayenne-Baureihe um das neue Spitzenmodell, was Leistung und Sportlichkeit bei optimiertem Verbrauch anbelangt. Im von uns gefahrenen Turbo S E-Hybrid Coupé arbeitet unter der Haube der aus dem Cayenne Turbo bekannte Achtzylinder-V8-Biturbomotor mit einer Leistung von 550 PS. Dem nicht genug, zeigt der Blick ins Bordbuch, dass die Porsche-Ingenieure in den Antriebsstrang zusätzlich einen E-Motor integriert haben, der weitere 136 PS erbringt. Insgesamt kommt der Cayenne damit auf eine Systemleistung von 680 PS und 900 Nm Drehmoment.
Auf dem Papier lesen sich aber auch die offiziellen Verbrauchszahlen eindrücklich, bei denen der E-Hybrid weitere Qualitäten zeigt: Mit seinen Durchschnittsverbrauchswerten (nach NEFZ) von rund 3,8 Liter Benzin und rund 19 kWh Strom auf 100 Kilometer bei CO2-Emissionen von knapp unter 90 Gramm pro Kilometer bleibt der neue Hybrid-Cayenne trotz seiner Grösse und Kraft unter der vom Bund festgelegten Zielvorgabe für 2020 von 95 Gramm CO2 pro Kilometer.
Spätestens mit der Lancierung des exklusiven – weil nur 918-mal gebauten und zum Stückpreis von rund einer Million Franken verkauften – Porsche-Supersportwagens 918 Spyder im November 2013 hat Porsche bewiesen, dass die Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor hervorragend funktioniert. Nicht umsonst machen die Ingenieure bei der Präsentation des Cayenne-Hybriden gerne auf diese Erfahrung aufmerksam. Zeit also, die geäusserten Vorschusslorbeeren auch auf der Strasse auszuprobieren.
Sechs Antriebsmodi
Wer beim Start nun aber ein sportliches Grummeln des V8-Motors erwartet, wird enttäuscht. Denn standardmässig startet der E-Hybrid im elektrischen Modus E-Power. Damit fährt der Cayenne laut Porsche bis zu 40 Kilometer emissionsfrei, bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 135 Stundenkilometer. Wird das Fahrpedal entsprechend sanft betätigt, rollt man entsprechend e-mässig dahin.
Der Lenker kann mit dem serienmässig im Lenkrad integrierten Modus-Schalter zwischen sechs verschiedenen Antriebsmodi auswählen, zwei davon sind besonders erwähnenswert: Neigt sich der Ladestand der auch an einer Steckdose aufladbaren Lithium-Ionen-Batterie dem Ende zu oder will man das emissionsfreie Stromern für die Fahrt in der Innenstadt aufsparen, wird der Modus Hybrid Auto aktiviert. Dieser ermöglicht laut Porsche den effizientesten Betrieb und wechselt automatisch zwischen den Antriebsquellen oder kombiniert diese miteinander.
Im Gegensatz dazu geht es im Sport-Modus regelrecht brachial zu und her. Hier liefert der bullige V8-Motor von Anfang an Vortrieb satt. Der Clou des Systems: Der E-Motor liefert mit seiner Boost-Funktion quasi einen Zusatz-Turboeffekt. Am eindrücklichsten spürbar wird das beim Drücken des speziellen Boost-Knopfes. Dann nämlich steht das volle Drehmoment des E-Motors für 20 Sekunden ohne Verzögerung bereit und versetzt selbst bei bereits höheren Tempi noch mehr Schub.
Unter den Schlechtesten
Aber ist der Cayenne wirklich ein Öko-SUV und unter dem Strich umweltverträglicher? Jein, lautet die ehrliche Antwort. Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass am Auspuff im Normzyklus tatsächlich deutlich weniger CO2 gemessen wird als bei vergleichbar grossen SUV. In Deutschland erhalten die Cayenne-E-Hybride dafür die beste Energieetikette A+.
In der Schweiz sieht die Beurteilung dagegen kritischer aus: Hier figurieren die Werte trotz des tiefen CO2-Ausstosses in den drei schlechtesten Energieeffizienz-Kategorien E bis G. Kein Wunder, denn bei unseren kurzen Testfahrten lag der tatsächliche Verbrauch deutlich über den prophezeiten Normwerten.
Grosse Einbussen
So oder so: Für Porsche können die beiden Hybride nicht früh genug – ab Oktober ist es so weit – kommen, denn die Sportwagenmarke musste in der Schweiz im laufenden Jahr ordentlich Einbussen hinnehmen.
Bis Ende Juli sind lediglich 1549 Fahrzeuge neu immatrikuliert worden. Das entspricht in einem stabilen Markt einem Minus von 30,1 Prozent. Schlechtere Werte weisen in der Schweiz im aktuellen Jahr nur SsangYong (–37,3 Prozent) und Maserati (–39,6 Prozent) aus.
Thomas Borowski fuhr den Cayenne Turbo S E-Hybrid Coupé im Juli auf Einladung von Porsche Schweiz in Belgien.
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