Spachteln, damit es wieder rund läuft
Einmal pro Jahr treffen sich in Lützelflüh Helfer in Gummistiefeln und ausgerüstet mit Werkzeug bei der Kulturmühle. Der Grund: Damit das hölzerne Mühlenrad funktionsfähig bleibt, muss es akribisch von Kalk und Moos befreit werden.
Das Mühlenrad steht still. Klopfgeräusche übertönen das Rauschen des Baches. Eine Gruppe Leute, meist in Gummistiefeln, stehen beim hölzernen Rad. Emsig hantieren sie mit Hammer und Spachtel. Doch nicht etwa Reparaturarbeiten sind angesagt, sondern Putzen: Einmal pro Jahr wird das Holzrad bei der Kulturmühle Lützelflüh von Kalk und Moos befreit.
«Heuer ist es nicht so schlimm wie in anderen Jahren», sagt Jürg Lüdi, Mitglied des Stiftungsrates der Kulturmühle. Er erklärt, dass die Säuberungsaktion nicht primär einen optischen Hintergrund habe. «Wenn das Rad stark mit Algen bedeckt ist, läuft es unrund, und das wiederum wirkt sich auf die ganze Mechanik aus.»
Es geht in die Arme
Neun Erwachsene und zwei Kinder haben sich am Samstag in der Kulturmühle zur Rad-Putzete getroffen. «Heuer sind wir viele Leute», erklärt Stiftungsratspräsidentin Marianne Flückiger, die den Arbeitsaufwand für die Gruppe auf fünf Stunden schätzt. Den Löwenanteil macht das Säubern der Wasserschaufeln aus. Dabei wurde im Verlaufe der Jahre eine Taktik entwickelt: Während auf der einen Seite des Rades die Freiwilligen die untere Seite der Schaufel reinigen, übernehmen die Helfer auf der gegenüberliegenden Seite die obere Seite.
Den Löwenanteil macht das Säubern der 36 Wasserschaufeln aus.
So ist es etwas weniger anstrengend, dennoch: «Es geht schon in die Arme», sagt Gemeinderätin und Stiftungsratsmitglied Anna Maurer, während sie mit dem Spachtel die rund drei Zentimeter dicke Moosschicht abkratzt. Ihr Arbeitsplatz ist relativ trittfest: Sie steht auf einem Gitterrost, neben der Hauswand.
Video: Jacqueline Graber
Etwas unsicherer hingegen ist der Standort von Marlies Budmiger, der früheren Geschäftsführerin der Kulturmühle und ebenfalls Stiftungsratsmitglied. Sie balanciert auf einem Mauerrand, unter ihr plätschert der Bach. Ihr Job ist es, auf der Vorderseite des Rades die zahlreichen Schrauben von Kalk zu befreien. «Noch nie ist ein Helfer ins Wasser gefallen. Werkzeug hingegen schon», bemerkt Flückiger.
Defekte Wasserschaufeln
Das Rad wurde 1995 gebaut, ob aus Eichen- oder Kastanienholz, da waren sich die Helfer uneins. Seither läuft es meist Tag und Nacht. Der Zahn der Zeit und das Wasser haben jedoch Spuren hinterlassen. «Von den 36 Schaufeln sind 11 defekt», erklärt Flückiger. Demnächst werde ein Fachmann prüfen, ob diese ersetzt werden könnten oder ob ein neues Rad nötig sei.
Besser in Schwung hingegen ist das kleine Wasserrad. Auch hier sind zwei Leute mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Es befindet sich ungefähr auf der gleichen Höhe wie die «ältere Schwester» auf der gegenüberliegenden Seite des Baches. «Neu erbaut wurde dieses Rad vor rund fünfzehn Jahren im Zusammenhang mit dem Kauf einer Knochenmühle, die im renovierten Stampfegebäude eingebaut wurde», weiss Jürg Lüdi.
In Betrieb ist die Knochenmühle nur an besonderen Anlässen.
In Betrieb genommen wird die Knochenmühle nur an besonderen Anlässen, dann wird den Besuchern anhand von Holzschnitzeln gezeigt, wie vor Jahren Tierknochen zermalmt wurden. Damals wurde Knochenmehl oft als Dünger auf die Felder gestreut.
Ulme spendet Schatten
Nebst der Säuberung der zwei Mühlenräder gehört auch das Putzen des Baches zu den Aufgaben der Freiwilligen. Jürg Lüdi nimmt dazu einen Rechen zur Hand und fischt vorsichtig Algen aus dem Bach. Ein Stück weiter vorne ist Marianne Flückiger mit dem Abschneiden von Ästen beschäftigt. Nebst Sträuchern hat es auch eine grosse Ulme, die ihren Schatten auf das grosse Mühlenrad wirft.
«Uns wird oft gesagt, wir sollen den Baum fällen», erklärt Lüdi. Aber der Schattenspender sei wichtig und erhöhe die Lebensdauer des Mühlenrads. «So ist das Rad nicht so stark den Sonnenstrahlen ausgesetzt, und das Holz leidet weniger.»
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