Wahlen UnterseenSP gewinnt Sitz zurück
In Unterseen gewinnt die SP auf Kosten der SVP einen Sitz. Mit Ernst Voegeli (SVP) wurde ein Bisheriger abgewählt.

Das Stedtli hat gewählt: Die SP gewinnt den Sitz zurück, den sie vor vier Jahren verlor, und ist wieder mit zwei Personen im Gemeinderat vertreten. Der Sitzgewinn ging auf Kosten der SVP, bei der Ernst Voegeli die Wiederwahl nicht schaffte. Alle anderen Bisherigen konnten ihren Sitz verteidigen.
Am meisten Stimmen holten Simon Margot (1210 Stimmen), der erneut von einer unabhängigen Wählergruppe portiert wurde, Hans Ulrich Vögeli (SVP) mit 1024 Stimmen und Oliver Grunder (918). Der SP-Mann war im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten nicht doppelt auf der Liste.
Die GLP, die erstmals im Stedtli antrat, schaffte den Einzug in den Gemeinderat nicht. Mit 749 Stimmen machte Martin Grünig zwar ein starkes Resultat. Doch die restlichen Sitze gingen an Stefan Zurbuchen (700 Stimmen) und Christoph Perron (586), da FDP respektive EDU mehr Listenstimmen holten.
Nicht gewählt wurde das Gemeindepräsidium, da der Bisherige, Jürgen Ritschard (SVP), nicht herausgefordert und somit in stiller Wahl bestätigt wurde.
SP: Zufrieden mit Manko
Sehr zufrieden zeigte sich Walter Seiler, Co-Präsident der SP Unterseen. «Es hat sich ausbezahlt, dass wir mit einer vollen, breit abgestützten Liste angetreten sind.» Die SP hatte sich zum Ziel gesetzt, den Sitz zurückzuholen, den man vor vier Jahren verlor, als der ehemalige Gemeindepräsident Simon Margot unter Nebengeräuschen die Partei verliess, als Einzelkämpfer, unterstützt von einer Wählergruppe, antrat und auch gewählt wurde.
«Es gibt ein Manko: Keine Frau wurde gewählt.»
Ganz zufrieden ist Seiler mit dem Resultat trotzdem nicht. «Es gibt ein Manko: Keine Frau wurde gewählt. Und auch in den leitenden Posten der Verwaltung sitzen nur Männer.» Und hier nimmt Seiler sich und seine Partei in die Pflicht. Durch den Sitzgewinn stehen der SP nun auch mehr Plätze in den Kommissionen zur Verfügung. «Da wollen wir eine Verjüngung und Verweiblichung der Politik erreichen.»
FDP und EDU: Ziel erreicht
Zufriedenheit herrscht bei FDP und EDU. «Wir haben unser Minimalziel erreicht», meint Rolf Hänni, Präsident FDP Unterseen. Es sei zwar bedauerlich, dass auf bürgerlicher Seite ein Sitz verloren ging, aber die Situation sei immer noch gut. Hänni geht davon aus, dass der neue Gemeinderat gut zusammenarbeiten werde. Die Verlagerung nach links erklärt sich Hänni unter anderem mit der hohen Stimmbeteiligung. «Die kam GLP, SP und EDU zugute. Wir und die SVP machten nicht mehr Stimmen.»
Auch die EDU hat mit der Verteidigung des Sitzes ihr Ziel erreicht, wie Parteipräsident Werner Feuz bestätigt. Den Erfolg führt er auf die sehr «treue Wählerschaft» der EDU zurück. «Dadurch verloren wir durch den Einstieg der GLP kaum Stimmen im Vergleich zu anderen Parteien.» Ein wichtiger Aspekt sei die Zusammenarbeit mit der EVP gewesen. Mit Stefan Greder portierte man auch einen EVP-Mann auf der EDU-Liste. «Das hat uns sicher auch Stimmen gebracht.»
GLP: Kein Sitz, aber zufrieden
Zufrieden ist auch GLP-Kandidat Martin Grünig, obwohl der Einzug in den Gemeinderat nicht gelang. «Als Neuling haben wir ein sehr gutes Resultat erzielt.» Dies soll nun als Schwung für die nächsten vier Jahre dienen, in denen man sich weiter engagieren wolle. «Und in vier Jahren wollen wir mit einer vollen Liste antreten.» Grünig ist überzeugt, dass die GLP noch Potenzial hat, und verweist auf Nachbar Interlaken, wo «man schon etwas weiter» sei.
«Und in vier Jahren wollen wir mit einer vollen Liste antreten.»
SVP: Mangelnde Mobilisation
«Die Bürgerlichen haben in Unterseen ein Problem», sagt Hans Ulrich Vögeli, Präsident der SVP Unterseen. «Wir bringen die Leute nicht an die Urne.» Im Vorfeld der Wahlen habe man sich aufgrund der vielen Vorlagen bewusst zurückgehalten. «Das war vielleicht ein Fehler.» Und auch dass man «nur» mit einer Dreierliste angetreten sei, habe nicht geholfen. Allerdings hält Vögeli auch fest, dass man nicht einfach Leute auf die Liste setzen wolle, um sie zu füllen. «Das ist demotivierend für die Kandidaten.»
«Die Bürgerlichen haben in Unterseen ein Problem, wir bringen die Leute nicht an die Urne.»
Die Abwahl von Ernst Voegeli bedauert Vögeli sehr. «Er hat sich stets stark für die Gemeinde eingesetzt.» Und zuletzt kümmerte sich der Abgewählte um die Ortsplanungsrevision. «Ein hochkomplexes Geschäft, wo sich nun jemand neu einarbeiten muss, das dauert sicher ein Jahr.»
Auch Margot zufrieden
«Mir tut es leid für Ernst», meint auch Simon Margot, der viele Jahre mit Voegeli gemeinsam in der Unterseener Exekutive arbeitete. Und er stimmt Vögeli zu, dass es bei der Ortsplanungsrevision dadurch zu Verzögerungen kommen könnte. Mit seinem eigenen Resultat ist Margot zufrieden. «Es zeigt, dass, wenn man sich 50 Jahre fürs Stedtli einsetzt, man auch als Einzelkämpfer gewählt werden kann.»
Der neue Gemeinderat Unterseen: Hans Ulrich Vögeli (SVP, bisher, 1024 Stimmen); Oliver Grunder (SP, bisher, 918); Roger Berthoud (SP, neu, 628); Christoph Perron (EDU, bisher, 586); Stefan Zurbuchen (FDP, bisher, 700); Simon Margot (WG Simon Margot, bisher, 1210). Stimmen erhielten: Ernst Voegeli (SVP, bisher, 865); Rosmarie Iseli-Grau (SVP, neu, 729); Martin Grünig (GLP, neu, 749); Mike Schudel (GLP, neu, 292); Bettina Drechsel-Weiss (SP, neu, 431); Daniel Gallati (SP, neu, 370); Jasmin Moser (SP, neu, 352); Monika Tasic (SP, neu, 299); Nicole Frauchiger-Feuz (EDU, neu, 299); Stefan Greder (EVP, neu, 239); Werner Feuz (EDU, neu, 229); Stefan von Känel (EDU, neu, 190); Michelle Schweizer (FDP, neu, 391); Andreas Koschak (FDP, neu, 329); Thomas Will (FDP, neu, 234).
Samuel Günter ist Redaktor beim Berner Oberländer. Er berichtet schwergewichtig über Politik und Wirtschaft und betreut journalistisch die Lütschinentäler.
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